Nach dem letztlich überraschenden und schnell durchgepeitschten Transfer von Jonas Hofmann zum Ligarivalen Bayer 04 Leverkusen hat Borussia Mönchengladbach die Lücke im Kader geschlossen und Franck Honorat vom französischen Erstligisten Stade Brest verpflichtet. Der 1,80 Meter große Rechtsfuß stand schon in der vergangenen Saison auf der Einkaufsliste der Borussia. Damals sollte der 26-Jährige einen knapp zweistelligen Millionenbetrag in die Kasse der Franzosen spülen. Nun berichten die Medien, dass Borussia 7,5 Millionen € nach Brest überweist. Möglich machte dieses – wie im Fall Hofmann – eine Ausstiegsklausel. Wohl dem, der warten kann. 

Der Spieler

Das Haupteinsatzgebiet des Neuzugangs liegt auf dem rechten Flügel. Er hat aber auch in Brest eine Saison auf der linken Außenbahn gespielt. Sollte Gerardo Seoane in Ermangelung eines Mittelstürmers darauf verfallen, Plea ins Sturmzentrum zu stellen, könnte Honorat seinen französischen Landsmann auf der linken Seite fast eins zu eins ersetzen. Auch als zweite Spitze ist er einsetzbar. Dieses sind allerdings nicht seine bevorzugten Positionen. Im Gegensatz zu Hofmann verfügt Honorat über ein halbwegs brauchbares Kopfballspiel. Als Mittelstürmer oder Spielmacher indes ist er eher nicht geeignet. Was seine Technik angeht, ist er durchaus in der Lage, mit der Kugel etwas anzufangen. Er ist nicht der Edeltechniker oder ein graziler Fußballer, er hat eher die Mentalität eines Straßenfußballers. Daneben zeichnet Honorat seine Schnelligkeit aus. Aus dem derzeitigen Kader der Borussia dürfte lediglich Nathan Ngoumou schneller unterwegs sein. Seine Stärken sind seine Zielstrebigkeit auf dem Weg zum Tor. Wie Hofmann macht er viele Läufe in die Tiefe und kann dadurch Torchancen kreieren. Dazu kann er von der Seite gefährliche Flanken schlagen. Nun rächt es sich, dass Borussia im Fall Krasso so krass danebengelegen hat. Ein Mittelstürmer sollte nach dieser Verpflichtung nun ganz oben auf der Einkaufsliste unseres Sportdirektors stehen.

Der Kämpfer

Mit Honorat bekommt Borussia etwas, was schon lange im Kader fehlt: einen Instinktfußballer. Einen Spieler mit einer Mentalität. Einen, der sich auch nicht zu schade ist, in einem Zweikampf eine Grätsche auszupacken. Einen, der auch auf der Außenbahn defensiv mit zupackt. Vor allem Joe Scally dürfte sich freuen, dass er nicht bei jedem Angriff des Gegners über seine Seite alleine steht. Man braucht nun nicht zu erwarten, dass der Neuzugang ein Mentalitätsmonster wie Granit Xhaka ist, aber in unserem Kader voller Schwiegersöhne wird er schon die ein oder andere Duftmarke setzen. Inwieweit er auch in der Kabine eine Führungsposition einnehmen wird, muss sich auch aufgrund der Sprachanpassung zeigen.

Der Manager

Der in Toulon geborene Honorat wurde von Borussia seit mehreren Jahren intensiv beobachtet. Im Verein kennt man seine Stärken und seine Schwächen. Er ist einer der Spieler, die Roland Virkus meinte, als er davon sprach, dass viele Spieler immer noch das Interesse haben, zu Borussia zu wechseln. Und wenn man die nackten Zahlen vergleicht, hat Gladbachs Sportdirektor sogar ein gutes Geschäft gemacht. Ein Transferüberschuss von 2,5 Millionen € bei einer gleichzeitigen Kaderverjüngung und einer Gehaltseinsparung: Stephan Schippers gefällt das. Man darf dabei natürlich nicht unterschlagen, dass Borussia einen aktuellen deutschen Nationalspieler abgegeben hat und dafür einen Spieler bekommen hat, der lediglich in Frankreichs U19-Nationalelf aktiv war. Aber auch Alassane Plea wurde erst nach seinem Wechsel an den Niederrhein Nationalspieler. Allerdings spielt in der Équipe Tricolore auf der Position rechts vorne ein gewisser Ousmane Dembélé – und auch Kingsley Coman ist dort schon zum Einsatz gekommen.

Der Ausblick

Wer weiß, wie sich Honorat weiter entwickelt? Wenn man seine bisherige Karriere betrachtet, hat er sich allen Widerständen zum Trotz immer durchgesetzt. Nach seiner Leihe von Nizza zum Zweitligisten Sochaux – dort war Marcus Thuram kurzzeitig sein Mitspieler – und weiteren Stationen in Clermont und St. Ètienne etablierte er sich nach und nach als Erstligaspieler in Brest. Dort in der Bretagne, wo es jedes Jahr um nichts anderes als den Klassenerhalt geht, wo die Zuschauer ehrliche Arbeiter lieben und technische Kabinettstückchen eher selten sind, ist er einer der Führungsspieler. Sollte er bei seiner ersten Auslandsstation seinen bisher eingeschlagenen Weg nicht verlassen und seine Stärken ausspielen, darf Borussia sich auf einen dynamischen, zweikampfstarken und schnellen Flügelspieler freuen. Und der es vielleicht schafft, ähnlich wie Jonas Omlin etwas mehr Leben und Feuer in die teilweise lethargische Fohlenelf zu bringen.