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Spätestens nachdem ein panzerähnliches Gefährt mit HDH-Kennzeichen an der Hennes-Weisweiler-Allee gesichtet wurde, wussten Borusias Fans Bescheid: Tim Kleindienst spielt ab der kommenden Saison in Mönchengladbach. Der Stürmer kommt vom Überraschungsteam der vergangenen Saison, dem 1. FC Heidenheim. Dort hat der 29-Jährige in der vergangenen Saison zwölf Tore geschossen und damit entscheidend dazu beigetragen, dass sich der Aufsteiger aus Schwaben für die Europa Conference League qualifiziert hat. Das Interesse Borussias an dem gebürtigen Brandenburger war schon länger bekannt, auch unmittelbar nach dem Heidenheimer Erstligaaufstieg vor einem Jahr gab es schon einmal Kontakt. Damals soll der Transfer am Veto des FCH-Trainers Frank Schmidt gescheitert sein. Jetzt profitiert Borussia dem Vernehmen nach von einer Ausstiegsklausel.

NWZ 28. Oktober 2023 16 04 40

Wie groß die Summe ist, die vom Niederrhein an die Brenz überwiesen wird, ist bisher nicht kommuniziert. Dem Vernehmen nach liegt sie aber deutlich unter zehn Millionen Euro. Kleindienst soll von mehreren Bundesligistgen umworben worden sein, entschied sich aber jetzt für Borussia. Die wird seine fünfte Station im Profifußball sein. Seine ersten Schritte ging der Jüterboger nahe der Heimat bei seinem Ausbildungsverein Energie Cottbus. Von dort wechselte er zum SC Freiburg, wo er sich unter anderem wegen einer Verletzung nicht nachhaltig durchsetzen konnte. Die Freiburger verliehen den Angreifer zwischenzeitlich nach Heidenheim, später noch in die erste Liga Belgiens zu KAA Gent, was er inzwischen als Fehler bezeichnet. Danach unterschrieb Kleindienst fest in Heidenheim und war dort entscheidend am Aufstieg und dem Anschließenden Durchmarsch bis ins internationale Geschäft beteiligt. 

NWZ 31. Oktober 2023 22 17 42

Kleindienst ist neben Tomas Cvancara und nach Jordan Siebatcheu erneut ein Angreifer, der sich durch seine Physis auszeichnet. Mit 1,94 ist er noch ein Stück größer als diese beiden. Sein Durchbruch im hochklassigen Fußball kam eher spät, dabei bringt er alles mit, was ein Stürmer braucht. Kopfballstärke, Tempo, Ausdauer, einen überdurchschnittlich guten rechten Fuß, einen zumindest brauchbaren linken und ein anständiges Spielverständnis. Er ist dadurch deutlich vielseitiger als Jordan, dessen Planstelle im Kader er wohl besetzen wird. War Letzterer mit seiner Spezialität, der Ballannahme mit dem Rücken zum Tor, eher ein One-Trick-Pony, ist Kleindienst ein kompletter Spieler, der potenziell auch als Stürmer neben Cvancara funktionieren könnte.

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Mit den jetzt feststehenden Zugängen Sander, Stöger und Kleindienst hat Borussia drei potenzielle Führungsspieler verpflichtet, alle drei schon im gestandenen Fußballeralter und alle drei als grundsolide, erstligataugliche Profis zu betrachten. Auch wenn kein Name dabei ist, der Conaisseure mit der Zunge schnalzen lässt, sind das drei Transfers, die eine stabiliere Saison versprechen, als die abgelaufene. Vergleichbar ist das vielleicht am ehesten mit der Verpflichtung von Lars Stindl im Jahr 2015 - auch der war Führungsspieler bei einem Bundesligisten, aber seinerzeit kein Kandidat für die Nationalmannschaft.

Was weiter fehlt, sind Spieler für die Positionen, auf denen zumindest die Fans den dringendsten Bedarf ausgemacht haben: Die Defensive bleibt auch nach der Vertragsverlängerung von Stefan Lainer qualitativ und quantitativ unterbesetzt. Solange Borussia weitere Transferaktivitäten von möglichen Einnahmen abhängig macht, bleibt es bei einer massiven Unwucht im Kader.