Ein 2:0 an einem Ostersonntag mit bisweilen frühlingshaften Temperaturen, recht souverän und hinten raus wenig wackelnd über die Zeit gebracht, gegen einen ambitionierten und qualitativ stark besetzten Gegner, der aufgrund der tabellarischen Konstellation nichts zu verschenken hatte: Nein, es gab eigentlich nichts zu mäkeln an diesem Heimsieg mit je einem Tor von Ngoumou (34.) und Thuram (63.), aber trotzdem wollte so richtige Jubelstimmung nicht aufkommen. Das hatte verschiedene Gründe, und nicht alle hatten mit dem Geschehen auf dem Rasen zu tun.  

Die Stimmung war schon vor dem Anpfiff nicht ganz frei von Misstönen. Bei der Verlesung der Aufstellung wurden die abwanderungswilligen Thuram und Bensebaini mit Pfiffen bedacht, was nicht ganz logisch ist, denn deren ablösefreier Abgang steht ja nicht erst seit gestern fest. Und auch nicht erst seit dieser Woche weiß man, dass Bensebaini lieber in Dortmund spielen möchte. Trotzdem oder gerade deswegen zeigte sich vor allem Bensebaini in der Anfangsphase äußerst engagiert, wenn auch zumeist eher glücklos. So bot er sich Kramer in der 10. Minute fernab der linken Außenbahn gestikulierend im Mittelfeld als Anspielstation an, woraufhin sich Kramer zu einem veritablen Fehlpass hinreißen ließ; die Wolfsburger nutzen die Gelegenheit zu einem schnellen Kontor, den Marmoush eiskalt zum 0:1 abschloss.  

Der Gegner, der schon zuvor deutlich besser hineingefunden und das Spiel nach Belieben dominiert hatte, hatte das erste Ei im Gladbacher Tor abgeliefert und einige der in der Nordkurve versammelten Hasen warf gleich einige Dutzend hinterher. Seitens des Vereins war man auf diese Einlage offensichtlich gut vorbereitet, denn es stürmten mit Säcken bewaffnete Mitarbeiter herbei, die den Strafraum enteierten. In Köln nutzte man die Unterbrechung zur Überprüfung des Tors und konnte tatsächlich eine hauchzarte Abseitsstellung bei Marmoush feststellen, weshalb es ein weiteres österliches Geschenk in Form einer Torrücknahme gab. Was nichts daran änderte, dass die Gladbacher Führung zur Halbzeit mit der ersten echten Torgelegenheit in die Kategorie “glücklich” fällt. Zurückgenommenes Tor des Gegners, eigenes Tor nach einem katastrophalen Aussetzer der gegnerischen Hintermannschaft; man hatte dieses eine Mal das Spielglück, das man ansonsten so häufig in dieser Saison dem Gegner zugeschustert hatte. Und die offiziell über 50.000 im Borussia-Park waren sich wohl ziemlich einig, dass ohne den Fuß im Abseits das Spiel an den VW-Konzern gegangen wäre.  

Auch nach der Halbzeitpause lud man Wolfsburg noch einmal ein, in die Partie zurückzukommen, aber Omlin verhinderte den Ausgleich stark mit dem Fuß. Auf der anderen Seite fiel stattdessen nach toller Vorarbeit von Ngoumou und vor allem Plea das zweite Tor durch Thuram. Erst nach diesem Treffer kippte das Spiel wirklich zur Borussia, die nun zu einem souveränenerem Vortrag kam und bisweilen sogar so etwas wie Kombinationsfußball aufblitzen ließ. Was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass das Spiel insgesamt auf fußballerisch bescheidenem Niveau ablief.  

In der Vergangenheit hat Borussia verschiedene Spiele, deren Spielverlauf zumindest über lange Strecken eigentlich keine Niederlage bzw. kein Unentschieden hergaben, mit einem Unentschieden oder gar einer Niederlage enden lassen. Schon allein deshalb ist es nicht notwendig, sich jetzt zu schämen, wenn man dies einmal umzudrehen wusste. Trotz Ostern gibt es aber auch keinen Grund, an eine Auferstehung zu glauben.  

Allerdings wollen wir auch zwei Lichtblicke nicht verschweigen. Nathan Ngoumou deutete – nicht nur wegen blitzsauber erzielten Treffers – erstmals an, dass er eine bundesligataugliche Verstärkung sein kann. Und weiterhin war auffällig, wie sich Florian Neuhaus immer weiter zu alter Form zurückkämpft. Es ist eine alte Binsenweisheit, dass Spieler nach einer Verletzung zwar spielfit sein mögen, aber noch eine längere Zeit brauchen, bis sich wieder die Selbstverständlichkeit in ihrem Spiel einstellt. Es bleibt zu hoffen, dass man Florian Neuhaus von einer Verlängerung überzeugen kann, und nicht ein anderer Verein von seiner wiedergefundenen Stärke profitieren wird.