Borussia kommt nicht von der Stelle. Ein Erfolgserlebnis bleibt der Mannschaft und ihrer Anhängerschaft weiter verwehrt, in der Tabelle bleibt alles beim Alten. Vermutlich wird in dieser Saison nach oben wie nach unten nichts mehr gehen. Und doch war das Spiel gegen Werder Bremen ein ganz anderes, als die Partien in den Wochen davor. Oder sagen wir es anders: Borussia kann auch anders keinen Erfolg haben. Unter dem Strich gibt es nach dem 2:2 den einen großen Kritikpunkt: Dieses Spiel musste man gewinnen.

"Farke raus" brüllte ein Mann mit Borussenkappe, Schnauzbart und Schaum vor dem Mund nach Marvin Duckschs Ausgleichstreffer, bevor er sich um wandte und seinen Block auf der Ostgeraden wutschnaubend verließ. Wie einfach es sich manche Menschen machen! Es gab und gibt genügend Spiele, in denen man dem Trainer Vorwürfe machen kann: Falsch aufgestellt, nicht reagiert, falsch reagiert, vercoacht. Die Partie gegen Werder Bremen war keine davon. Die nominell bestmögliche Mannschaft stand auf dem Platz, in der Halbzeit stellte der Trainer auf Dreierkette um, was eine deutlich sichtbare positive Wirkung hatte, Daniel Farke war alles andere als teilnahmslos. Nur die Tore, die kann er nicht schießen. Und das war das große Problem an diesem Freitagabend. Borussia machte vieles richtig, betrieb aber einen Chancenwucher, wie man ihn selten gesehen hat. Dazu wurden die wirklich wenigen Fehler im Aufbau brutal bestraft. Man mag argumentieren, dass Fußball kein Glücksspiel ist, aber dieser Punktverlust war definitiv auch unglücklich. 

Natürlich sollte eine Fehlerkette wie vor dem 1:1 und ein individueller Fehler wie von Koné vor dem 2:2 nicht passieren. Natürlich wäre es irgendwann ab der 85. Minute vielleicht schlauer gewesen, sich mit allem, was man hat auf das Verteidigen der Führung zu besinnen und nicht mehr ohne Sinn und Verstand auf das 3:1 zu gehen. Andererseits passieren solche Fehler jeder Mannschaft in fast jedem Spiel, nur halt nicht immer mit derart fatalen Konsequenzen. Werder Bremen hat am Freitag in der zweiten Halbzeit vermutlich zwanzig Bälle im Aufbau verloren - auch weil Borussia engagiert und konsequent störte - aber eben das Glück gehabt, dass der Gegner seine Chancen nicht genutzt hat. 

Kurzum: Ordentliches bis gutes Spiel, auch nach dem Ausgleich nicht eingebrochen, unglücklicher Punktverlust. Gab es das in dieser Saison schon? Gab es - außer zwei Siegen am Stück - in dieser Saison nicht sowieso schon alles? 

Die grundlegenden Probleme bleiben: Auch ein solches Spiel zeigt, es gibt kein "typisch Borussia" in dieser Saison. Was genau Daniel Farke mit seinem Team spielen will, erschließt sich weiterhin nicht. Es ist völlig unmöglich, vorherzusagen, ob wir uns gerade dank zweieinhalb okayer Spiele in einer Erholungsphase befinden. Genauso ist denkbar, dass das Team in Köln wieder einen Auftritt auf den Rasen legt, der mit dem in Mainz vergleichbar ist. Man ist geneigt, das Saisonende herbeizusehnen, weil das alles im Moment keinen großen Spaß macht. Gleichzeitig ahnt man, dass das, was danach kommt, auch nicht vergnüglicher sein wird.