Eine für Fußballfans im Allgemeinen und Anhänger von Borussia Mönchengladbach im Besonderen mäßig erfreuliche Spielzeit neigt sich dem Ende zu. Am 32. Spieltag könnte der Meister offiziell gekrönt werden. Und hatten Optimisten vor der Saison mit Blick auf diese Spielzeit ein vorgezogenes Titelfinale zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach erträumt, stellen sich am Samstag um 18:30 Uhr deutlich weniger elektrisierende Fragen: Wird Bayern heute schon oder erst nächste Woche Meister. Und: Erreicht Borussia die Europa Conference League oder gewinnt sie eine Saison mit Zweifachbelastung? Und welche Aussicht ist die verheißungsvollere?

Die Aussicht, nicht mehr Sparringspartner bei der Meisterfeier der Bayern zu sein, ist für Aktive wie Anhänger so realistisch wie unersprießlich. Die unerwartete Niederlage des Dauertitelträgers bei Mainz 05 am vergangenen Spieltag kommt Borussia nicht gelegen. Zwar zeigte Mainz, dass man gegen die Münchener gewinnen kann, fraglich ist allerdings, ob die sich eine solche Blöße zweimal in Folge geben werden. Fraglich auch, ob Borussia genau die Qualitäten auf den Platz bringen kann, die Mainz zum Erfolg geführt haben: Konzentration; Leidenschaft Aggressivität. Es sind genau die Attribute, die die Rose-Mannschaft in dieser Spielzeit allzuoft vermissen ließ. Dass das Team fußballerisch eine Klasse besser ist, als Mainz, ist unbestritten. Aber fußballerisch lassen sich die Bayern kaum besiegen.

Marco Rose stehen bei seinem vorvorletzten Einsatz seines Kurzgastspiels nahezu alle Spieler zur Verfügung. Lars Stindl hat seine Muskelverletzung überwunden und steht definitiv im Kader. Ob er zur Startaufstellung gehören wird, lässt Rose offen. Beim 5:0-Sieg gegen Bielefeld gönnte der Trainer außerdem Jonas Hofmann eine Pause und ließ mit Alassane Plea und Christoph Kramer zwei weitere nominelle Stammspieler lange Zeit auf der Bank. Trotz der ermutigenden Leistung gegen einen allerdings überforderten Gegner wird sich in der ersten Elf vermutlich einiges ändern. Auch die Dreierkette wird zumindest auf dem Prüfstand stehen. In der gegen Bielefeld praktizierten Version wird sie eher nicht auflaufen. Der eher offensive Lazaro als Absicherung im linken Mittelfeld gegen Sané oder Gnabry – schwer vorstellbar.

Bei Bayern sind außer den längerfristig verletzten Tolisso und Douglas Costa alle an Bord. Vor allem Robert Lewandowski wird über die Frage „Meister jetzt oder später“ hinaus motiviert sein, fehlen ihm doch nur noch vier Tore zum ewigen Bundesliga-Saisonrekord von 40 Treffern.

Weil die Option auf das Erreichen der Euro-League bei Borussia doch eher eine theoretische ist und die Conference-League-Frage außer Max Eberl niemanden in Wallung zu bringen scheint, dreht sich medial schon jetzt fast alles um mögliche Transfers für die kommende Saison. Dabei war es Eberl selbst, der zuletzt die anhaltenden Unwägbarkeiten angesichts der Corona-Pandemie in Erinnerung rief. Hoffnung machten dennoch Signale, die verschiedene Kollegen empfangen zu haben glauben: Matthias Ginter neige zum Verlängern seines Vertrags, Florian Neuhaus zumindest zu einem weiteren Jahr in Gladbach. Ob solche Meldungen auf belastbaren Kenntnissen oder auf der Lektüre des morgendlichen Kaffeesatzes beruhen, wissen wir freilich nicht.

Nach dem Spiel in München geht es für die Borussen in Quarantäne. Die Teams der Bundesliga werden isoliert, um die Saison nach Möglichkeit ohne neue Corona-Fälle zu Ende zu bringen. Die Borussen dürfen die rückblickend häufig unruhige und sportlich durchwachsene Saison also so gemeinsam wie eben denkbar abschließen. Womöglich wird die Aussicht auf – je nach Neigung - Binge-Fifa-Zocken, alle Folgen Game of Thrones am Stück oder die Lektüre des Ulysses – den Spielern gegen Bayern Beine ja noch einmal Beine machen.

Mögliche Aufstellung

Bayern: Neuer - Pavard, Boateng, Alaba, Davies - Kimmich, Goretzka - Gnabry, Müller, Coman - Lewandowski

Borussia: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Neuhaus - Hofmann, Wolf, Thuram - Plea

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Bayern wird sich keine Blöße geben. Borussia hat dem wenig entgegenzusetzen. Das Spiel ist früh entschieden und endet mit 4:0 für den alten, neuen und ewigen Meister.

Uwe Pirl: Ein Freudentaumel zieht durchs Land von Nürnberg bis zur Waterkant ... Bayern endlich Meister! Und nicht Fuschl am See. Aber noch nicht am Samstag, denn da gilt: Bayern hat verloren! 1:2. Tore: Lewandowski, Neuer (Eigentor) und Wolf.

Michael Heinen: Borussia kann die Meisterfeier leider nicht verlieren. Trotz einer kampfstarken Leistung verliert sie mit 0:2.