Der 4:1-Erfolg von Borussia war wichtig, um den Platz im oberen Tabellendrittel zu festigen und es sich im Windschatten der „großen Drei“ gemütlich zu machen. Blickt man auf die bisherigen Leistungen, dann muss sich Borussia mindestens vor den Kommerzklubs aus Dortmund und Fuschl am See sportlich nicht verstecken. Die Leistung, die dahintersteckt, die wirtschaftlichen Nachteile durch Schlauheit, Schnelligkeit und Geschick zu kompensieren, kann gar nicht oft genug gelobt werden. Gerade in Zeiten, wo andere Vereine für ihre Trikotwerbung zukünftig 40 Mio. € pro Jahr erhalten sollen und damit in etwa das Fünffache von Borussia. Die wahre Meisterschaft spielt Borussia daher nicht mit Bayern, BVB oder RB aus, sondern mit Freiburg, Augsburg und Union Berlin. Dort wird nämlich – ähnlich wie in Mönchengladbach – das Optimum aus den eigenen Möglichkeiten herausgeholt, was auch medial viel stärker hervorgehoben müsste als der x-te Titelgewinn eines wirtschaftlich konkurrenzlosen Langeweiler-Klubs aus dem Süden.

Ein Blick nach unten in der Tabelle weist eigentlich nur noch Bayer Leverkusen als ernsthafte Konkurrenz aus, wie schon in der vergangenen Saison, als es für Borussia auf der Zielgerade nicht mehr ganz für die Champions League reichte. Der Gegner vom Samstag gehört zu den dahinter lauernden Teams, die allesamt zu unbeständig scheinen, um Borussia noch ernsthaft gefährlich werden zu können. Im direkten Duell darf die TSG Hoffenheim aber keinesfalls unterschätzt werden, wie ihre Hinrundensiege über Bayern und Dortmund belegen.

In Mönchengladbach galten die Sinsheimer einst als Angstgegner, was aber inzwischen einige Jahre her ist. In den letzten 12 direkten Begegnungen gab es nur noch eine einzige Niederlage für die Fohlenelf. Allerdings reichte es in den letzten drei Heimspielen wiederum nur jeweils zu einem Remis.

In der Form der vergangenen Wochen muss aber ein Heimsieg anvisiert werden, denn die Hoffenheimer sind durch zahlreiche Spielerverkäufe zu einer grauen Maus verkommen und haben u. a. die letzten drei Partien verloren. Zudem ist Borussia im Park seit Monaten eine Macht. Die letzten acht Bundesliga-Heimspiele wurden allesamt gewonnen und es spricht viel dafür, dass am Samstag Sieg Nr. 9 hinzukommt, der – dank des noch ausstehenden Derbyerfolgs – faktisch sogar Nr. 10 wäre.

Personell darf man gespannt sein, ob Rose weiter rotiert oder sich aber die gute Form der jüngst erfolgreichen Elf zunutze macht und diese erneut aufbietet. Da es aktuell schwerfällt, sich einen aus dem Offensivtrio Thuram, Plea, Stindl auf der Bank vorzustellen, könnte Strobl weichen und das System etwas offensiver ausgerichtet werden. Gemeinsam mit dem wiedergenesenen Ramy Bensebaini könnte er die u. a. mit Herrmann, Benes, Raffael, Kramer, Jantschke und Embolo hochkarätig besetzte Bank bereichern.

Fernab vom Sportlichen seien uns aus aktuellem Anlass ein paar Worte in eigener Sache gestattet. In den letzten Wochen sind wir von einigen Lesern unserer Seite und/oder unseres Forums gebeten worden, auf diverse politische Statements in unseren Kommentaren zu verzichten und dieses Thema nicht mit der Fußballberichterstattung zu vermischen. Ein User bat (erfolgreich) um Löschung seines Accounts im Forum, ein anderer lieferte sich einen relativ heftigen Mailaustausch mit einem Redaktionskollegen.

Die Ereignisse auf Schalke, in Münster oder in Porto zuletzt zeigen leider, dass der Rassismus auch vor dem Fußball nicht halt macht und eine Vermischung daher von ganz alleine stattfindet. Unabhängig davon machen es aber Ereignisse wie der NSU-Skandal oder ganz aktuell in Hanau zwingend nötig, dass wir ALLE, die wir Wert legen auf eine freiheitliche, demokratische Grundordnung und auf eine Einhaltung der Menschenrechte, aufstehen und Flagge zeigen gegen die gefährlichen rechten Auswüchse unserer Zeit.

Gerade Borussia steht als Verein traditionell für Toleranz und Integration, wie zuletzt der großartige ARD-Beitrag „Geheimmission Tel Aviv – Wie Fußball die Geschichte veränderte“ über Borussias historisches Freundschaftsspiel in Israel 1970 verdeutlicht hat. Wer diese großartige Dokumentation noch nicht gesehen hat, sollte die ARD-Mediathek ansteuern und dies nachholen. Nicht zuletzt aus dieser historischen Tradition heraus sollte ein jeder Borusse Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit Entschlossenheit entgegentreten. Seitenwahl wird es sich daher auch in Zukunft nicht nehmen lassen, bei gegebenen Anlässen entsprechende Worte zu finden. Wer damit nicht klarkommt oder gar rechtsextremes Gedankengut in sich trägt, darf unserer Seite gerne fernbleiben. #NoRacism #NoAFD

Borussia: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt – Zakaria, Neuhaus, Hofmann – Thuram, Stindl, Plea

Hoffenheim: Baumann – Posch, Akpoguma, Hübner, Skov – Grillitsch, Rudy, Baumgartner – Kaderabek, Kramaric, Bruun Larsen

SEITENWAHL-Tipps

Michael Heinen: „Hoffenheim ist zwar unberechenbar, sollte aber deutlich schwächer sein als Borussia. Mit 3:1 baut Borussia ihre Heimserie aus und hält Anschluss an das Spitzentrio.“

Christian Spoo: „Ein Gegner unter Augenhöhe, eine äußerst gelungene Halbzeit in Düsseldorf, vieles deutet auf einen lockeren Sieg hin. Aber locker kann Borussia nicht. Deswegen wird es kein gutes und ein enges Spiel. Einen Sieg gibt es trotzdem. 2:1“

Mike Lukanz: „Borussia gewinnt 1:0. Weil sie jetzt weiter gewinnen muss, um oben dran zu bleiben und den von Medien stilisierten und erhofften Dreikampf zwischen Bayern, Dortmund und dem Marketingprojekt weiter zu stören.“

Claus-Dieter Mayer: „Wie schon gegen Düsseldorf kann der Gegner nur phasenweise mit der Borussia mithalten, am Ende steht wiederum ein 4:1 für Gladbach.“

Thomas Häcki: „Ach herrje… Kaum wurde Düsseldorf in seine Grenzen verwiesen, schwelgen die Kollegen wieder in Optimismus. Optimistisch bin ich zwar auch, aber ich baue mal gegen die Wundertüten aus Hoppenheim einen Bremsertipp ein. 2:2“