42 Punkte und 42 Tore nach 42:2 Spielen. Die Zahl der Gegentore muss natürlich gegensätzlich gelesen werden und beträgt daher 24. Der Kontrahent vom Samstag hatte bereits vor der Partie 42 Gegentore. Dass es inzwischen vier mehr geworden sind, war u. a. ihrem überforderten Abwehrspieler Adams (sic!) zu verdanken. Obwohl das Ergebnis mit 4:1 um ein Gegentor zu niedrig ausgefallen ist, kann es nur eine plausible Schlussfolgerung geben: Borussia ist die einzig wahre Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, des Universums und des ganzen Rests.

Nachdem dies nun endlich ein für allemal geklärt ist, widmen wir uns der nächsten spannenden Frage „Ist Borussia 2020 eine Spitzenmannschaft oder gar ein ernsthafter Meisterschaftskandidat“, die wir direkt mit einem eindeutigen Jein beantworten.

Auch wenn Relativierungen nach einem 4:1-Erfolg bei einem vermeintlichen Angstgegner ungern gelesen werden: Aus den letzten acht Pflichtspielen hat die Elf von Marco Rose lediglich drei Siege eingefahren – gegen den 15., 16. und 18. der Liga. Und selbst in diesen Spielen tat sie sich jeweils eine Halbzeit lang schwer und kam erst durch eine Leistungssteigerung in der 2. Hälfte zum Sieg. Um sich gegen alle drei Schwergewichte in der Tabelle über 34 Spieltage lang durchzusetzen, wird diese Leistung auf Dauer nicht reichen.

Doch genug der Negativität. Genau dies zeichnet Spitzenmannschaften nämlich aus, dass sie im tristen Alltag bestehen und gerade solche unbequemen Spiele letztlich souverän gewinnen. Dass sich die Mannschaft gegen stärkere Gegner zu steigern versteht, hat sie zuletzt in Leipzig eindrucksvoll gezeigt bis Schiedsrichter Stielers Hormonspiegel aus dem Ruder lief und er seine Männlichkeit unter Beweis stellen musste.

Als Kollege Lukanz im vergangenen Herbst erstmals auf diesen Seiten die M-Frage aufwarf, war gerade einmal ein Drittel der Saisonspiele absolviert und die folgerichtige Einschätzung der Seitenwahl-Redaktion lautete daher, zunächst einmal den weiteren Verlauf der nächsten Monate abzuwarten. Inzwischen sind es 22 Spieltage und Borussia hat sich sogar nach dem Bayern-Spiel bereits ihre alljährliche Saison-Mini-Krise gegönnt. Trotzdem ist sie faktisch punktgleich mit dem Tabellenzweiten und liegt nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer aus München. Sollte Borussia diese Konstellation die folgenden acht Spieltage beibehalten, könnte sie am 31. Spieltag mit ihrem obligatorischen Auswärtssieg in der Allianz-Arena am Noch-Meister vorbeiziehen und vielleicht dafür sorgen, in der Öffentlichkeit endlich als gleichwertiger Anwärter auf den Titel wahrgenommen zu werden. Bis dahin lebt Borussia aber sehr gut damit, unter dem Radar zu laufen und sich weiter oben festzubeißen. Während die Konkurrenz in dieser Woche geschlossen in Europa unterwegs sein und Kräfte lassen wird, kann sich die Fohlenelf ausgeruht auf die kommenden Aufgaben gegen die nächsten Angstgegner aus Hoffenheim und Augsburg vorbereiten.

Dort wird Rose wieder weitgehend aus dem Vollen schöpfen können, denn neben Alassane Plea sollten auch Jantschke und Bensebaini wieder mit an Bord sein. Selbst der schon abgeschrieben wirkende Raffael scheint näher ans Team gerückt zu sein und könnte ggf. zu einer weiteren Alternative im Saisonendspurt werden – niemandem würde man den entscheidenden Siegtreffer in der Allianz-Arena mehr gönnen. Aktuell fällt es aber eh schwer sich irgendeinen der zahlreichen Sturmkandidaten nicht im Stammteam vorzustellen. War Plea zuletzt mehrfach der überragende Mann, so avancierte in Düsseldorf Lars Stindl zum Doppeltorschützen und Matchwinner. Dabei offenbarte seine schwächere erste Halbzeit, dass er nach seinen beiden langen Verletzungen in den letzten Jahren noch immer nicht bei 100 % ist, so verrückt das klingt. Seine Persönlichkeit, seine Erfahrung und seine Spielintelligenz sind aber derart überragend, dass er die Mannschaft trotzdem immer weiterbringt.

Nicht minder unverzichtbar scheint Marcus Thuram zu sein, obwohl er seit dem Bayern-Spiel ohne Torerfolg geblieben ist. Der Franzose war in seiner bisherigen Karriere aber nie der ganz große Torjäger. Seine größte Stärke liegt im eins-gegen-eins, wenn er mit seiner Dribbelstärke und Schnelligkeit den Gegenspieler stehen lässt und an ihm vorbei in den Strafraum zieht. Im Gegensatz zu klassischen Stoßstürmern besitzt er dort dann noch die Uneigennützigkeit, um den besser postierten Mitspieler gekonnt in Szene zu setzen, was bei torgefährlichen Sturmpartnern wie Stindl oder Plea ganz hervorragend funktioniert.

Einer der Gewinner der Hinrunde, Laszlo Benes, stand in der Rückrunde bislang noch gar nicht auf dem Platz. Schuld daran ist weniger seine eigene Leistung als vielmehr der Formanstieg von Jonas Hofmann und Florian Neuhaus. So viel Breite auf so hohem Niveau hat ein Gladbacher Kader schon lange nicht mehr vorweisen können und es gibt nur wenige Bundesligisten, die da mithalten können. In der absoluten Spitze mag der Kader der Münchner Bayern besser besetzt sein, weshalb sie weiterhin zurecht als Titelfavoriten gelten. Nach sieben langweiligen Meisterschaften in Folge könnte sich der Fußballgott aber so langsam einmal die Frage nach dem Sinn seines Lebens, des Fußballuniversums und des ganzen Rests stellen und dabei zur einzig naheliegenden Lösung finden.

Christian Spoo: „45 Minuten war es wie von mir erwartet. Dann machte Marco Rose das, was es in der vergangenen Saison kaum gab: Er stellt um, und zwar sinnvoll. Der Sieg geht auf den Trainer. Und auf den Mann mit der 10. Ich wünsche mir nach diesem Spiel mehr denn je, dass Marcus Thuram in diesem Sommer noch nicht den Verlockungen des großen Geldes erliegt.“

Claus-Dieter Mayer: „Zumindest eine Halbzeit wieder ein starkes Auswärtsspiel, die Minikrise nach dem Bayernspiel scheint vorüber zu sein. Besonders schön, dass der Capitano wieder trifft und dass Neuhaus immer besser wird. Vieles spricht im Moment für ein magisches letztes Saisondrittel.“

Mike Lukanz: „Es war wichtig, auch mal ein Zeichen zu setzen. Auch auswärts Spiele deutlich zu gewinnen, wenn man die bessere Mannschaft ist. Aber bald kommt Bensebaini zurück, ebenso Plea, dazu ist Stindl wieder in Form. Nach wie vor traut niemand der Borussia zu, bis Ende der Saison da oben mitzuspielen. Und das ist das Beste, was dem Klub zurzeit passieren kann.“

Thomas Häcki: „Pflichtaufgabe souverän gelöst. Der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung. Die Borussia tut gut daran, weiter von Spiel zu Spiel zu denken.“