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Nachdem beim ersten Teil des diesjährigen Bundesligachecks vor allem die Stärken und Schwächen, die Neuzugänge und der Spielstil unter die Lupe gekommen waren, befasst sich der heutige zwei Teil mit den restlichen Komponenten, zu denen nicht allein der Trainer und die Saisonvorbereitung zählen. Zum Abschluss wartet anschließend die SEITENWAHL-Redaktion zudem einzeln mit Saisonprognosen auf.

Trainer: Wenn man der Borussia Böses will, müsste man sie zum Beispiel mit der Nase auf die Tatsache hinweisen, dass abermals eine neue Saison mit einem neuen Trainer begonnen wird. Es wird der fünfte neue Chef nach der Demission von Hans Meyer in den letzten 37 Monaten sein. Zunächst war da Ewald Lienen mit den Assistenten Frontzeck und Stefes, ihm folgte Holger Fach mit seinen Assistenztrainern Oenning und Mücke, diesem folgte „Dick" Advocaat mitsamt Pim Verbeek und zuletzt Horst Köppel mit Hilfstrainer Jörn Andersen, aus dessen Trainerteam es aber mit Uwe Speidel jemanden gibt, der abgesehen von Urgestein und Torwarttrainer Uwe Kamps auch diese neuerliche „Hopperei" „überlebt" hat.
 
Bei all ihren vier vorherigen Trainerwechseln hatte die Borussia kein Glück, in einer vermeintlichen Retrospektive vermag man gar nicht in knappen Worten zusammenfassen können, weshalb exakt der eine oder der andere Verantwortliche letztendlich dann ausgetauscht wurde. Deshalb ist es vielleicht zwar übertünchend, aber klug, diese Episoden zur Seite zu drücken und im rosaroten Licht der Verdrängung darauf abzuzielen, dass von all diesen Interimslösungen am Ende der letzte Übergang, unter „Bastler" Horst Köppel, am längsten währte. Zwölf Monate zuzüglich jenen Wochen zuvor, in denen er interimsweise die erste Mannschaft coachte.
 
Auf ihn folgt nun ein weiterer Trainer, obgleich jenes Synonym in Anbetracht der Trainerlaufbahn von Josef Heynckes eher abwertend zu verstehen sein würde. Denn, in der Tat, kehrt mit dem Rekordtorschützen einer der wenigen Auserwählten auf die Kommandobrücke zurück, über dessen Fähigkeiten es in Mönchengladbach allgemein die geringsten Zweifel geben wird. Heynckes steht als Sinnbild für jene Zeiten, in denen die Trainer Mönchengladbachs noch nicht schneller als das tägliche Unterhemd ihre Haltwertzeit überschritten hatten. Neben dem „Wiederaufstiegstrainer" Hans Meyer - dessen wesentlich zu früher Abschied den Klub zu Zöllen zwang, an denen man sportlich noch immer knapst - gehört Heynckes zu den Wenigen, die die breiteste und tiefgehendste Akzeptanz bei Publikum und Klub mitbringen. Nicht umsonst hatte der in seinen Trainerentscheidungen seit Meyer oft schlingernde und vielleicht fast zielsicher fehlbesetzende Verein mehrfach versucht den ehemaligen Champions League Sieger bereits wieder zu inthronisieren und war stets gescheitert.
 
Dass es nun gelang den 61-jährigen wieder zu verpflichten, ist eher der wiedergewonnenen Lust des Fußballlehrers am Trainerberuf zuzuordnen. Dennoch bleibt es unter dem Strich unerheblich aus welchen Beweggründen Heynckes die Aufgabe bei „seiner Borussia" erneut antritt, wichtig wird nur sein, dass er sich seinem Ruf und seinem Vertrauensvorschuss entsprechend positioniert, nach derart vielen Griffen in die falsche Kiste in den letzten Jahren wird und ist Heynckes dabei schon auf erheblich viele offene Ohren und Türen gestoßen.
 
Dies setzt an bei der Akribie im Tagesgeschäft (bauliche Veränderungen wie z.B. ein Kaltwasserbecken für die Lizenzspieler inklusive). So möchte Heynckes die Spieler auch nicht nur bewegen oder unter der Woche bei Laune halten, sondern jeden einzelnen Akteur fördern und „besser machen". Wer sich hier schon verwundert die Augen reibt, wird gleich mit dem nächsten Vorhaben von Heynckes verzückt, dass da „optimierte Einkaufspolitik" heißt. Hier möchte der neue Cheftrainer keinesfalls mehr Spieler mit „großem Namen", die „nur noch eine Hülle sind" (wie er bei seiner Präsentation beinahe philosophierend ausführte), sondern hingebungsvolle Spieler, mit denen und die er fußballerisch noch entwickeln und herausarbeiten kann. Auch den seit 2 Jahren ideologisch vom Verein konkretisierten Schwerpunkt auf die eigenen Nachwuchstalente - die mittelfristig einen erheblichen Teil des Profikaders bilden sollen - will Heynckes vollauf verfolgen, will darüber die breite Basis schaffen, mit deren Hilfe der Mannschaft fortan lediglich punktuell externe Qualität hinzugefügt werden soll.
 
Diese Punkte auf der Agenda des neuen Chefs sind ausgewählte Vorhaben, formuliert durch den neuen Cheftrainer selbst, der damit konsequent zum Ausdruck bringt mit welchem Elan er sich aus seiner zum Großteil gesundheitlich bedingten „Kreativpause" nach dem vorzeitigen Scheitern beim FC Schalke im Jahre 2004 zurückmeldet. Man merkt erst an der durch die bloße Erwähnung von zum Teil elementar zum Tagesgeschäft dazuzählenden Sachen - wie die stetige Weiterentwicklung der eigenen Spieler durch das Trainerteam beispielsweise - wie viel Potential in den letzten Jahren bei der Borussia auf dem Sektor brachgelegen hat. Und dadurch braucht man Heynckes noch nicht einmal zu einer Ikone seiner Zunft übersteigern, denn dafür sind solche vermeintlichen Kleinigkeiten einfach auch zu sehr Allgemeingut, zu sehr das „tägliche Einmaleins" des Fußballs. Dessen Veränderung sind zwar fließend, aber das fundamentalste Rüstzeug für erfolgreichen Sport bleibt stets erlernbar und besteht nicht nur aus körperlicher Fitness, sondern auch aus gut eingeübten Ballspiel-Techniken.
 
Insofern ist diese neuerliche wie abermalige Veränderung auf der Position des Cheftrainers mitsamt seiner Arbeitsweise keine überaus bahnbrechende Sache oder bloßer „neumodischer Chic" um der abermaligen Veränderung willen. Sie ist vielmehr wie natürlich eine Rückbesinnung auf das Wesentliche durch einen, der nunmehr genauso viele Jahre im Trainergeschäft ist wie es der weiterhin hochangesehene Hans Meyer einst war, der 1999 mit nur einem Leihspieler (Igor Demo), aber tiefgreifender Grundlagenarbeit, binnen fünf Monaten aus einem zusammenhanglosen Tabellenletzten ein Spitzenteam der 2.Liga geformt hatte. Heynckes hat mit jenem auch gemein, dass er zwar theoretisch einen Namen zu verlieren haben würde (und dies unzweifelhaft noch deutlicher als Meyer), aber dennoch aus einer Position heraus agieren kann, wo jeglicher Misserfolg in erster Linie einmal auf den zuletzt über das Maß trainerverbrauchenden Klub zurückfallen würde.
 
Auch wenn Heynckes durchaus mutig Ziele formuliert und messbare Vorgaben gibt, die anhand seiner Vita (die Zeit in Bilbao in erster Linie, wo er nur Einheimische verpflichten durfte und deshalb konsequent die Förderung vorhandener Kräfte bauen musste) keinesfalls wie heiße Luft verpuffen dürften, ist er selbstverständlich Tatsachenmensch genug, um zu wissen, dass auch seine Arbeit vordergründig an Resultaten und Tabellenplätzen gemessen wird. Auch wenn, oder gerade weil, Präsident Königs sich in Sachen Zielformulierung bemerkenswert dezent auf den allgemeingültigen Begriff der „kontinuierlich Weiterentwicklung" zurückzieht. Hierfür aber bot Heynckes auch in seinen visionärsten Statements zur Zukunft des Klubs genügenden Einblick. Vor der vermeintlichen Kür (begeisternder Angriffsfußball mit einer gesunden Mischung aus Qualitätsnachwuchs und Qualitätsneuzugängen) steht bekanntlich trotzdem noch die beinharte Pflicht, die natürlich auch danach bewertet werden wird, wie sich die unter Heynckes erzielten Resultate von jenen unterscheiden, die sein(e vielen) Vorgänger zustandebringen ließ(en).
 
Fans: Nach dem Ende der vorvergangenen Saison war geblieben, dass sich eine deutliche Konstruktivität im Binnenverhältnis von Anhängerschaft und Verein nicht mehr einfach darstellen lassen würde. Die woher auch immer stammende Unzufriedenheit hatte Ausmaße angenommen, die in ihrer Deutlichkeit in einer Morddrohung gegipfelt hatten, die auf einen von einer Vielzahl Fans (ungemochten) Verantwortungsträger abgezielt hatte. Da mag es ein Zeichen kolossaler Verbesserung sein, dass in der zurückliegenden Spielzeit derartige „negative Spitzen", wie sie 2004/05 zur Tagesordnung zu zählen schienen, nicht aufgetreten sind.
 
Nicht in dem Maße, mag der eine oder andere kritische Beobachter einwerfen, denn auch in der letzten Saison hat es durchaus Situationen gegeben, in denen das Bekenntnis des Klubs zu seinen Fans  und andersherum wenigstens einseitig getestet wurde. So bedarf es an sich auch keiner großen Diskussion, woran die Pfiffe in der 2. Halbzeit des Spiels gegen Hertha BSC Berlin (31. Spieltag) nun gelegen haben werden - ob an der Einwechselung Jeff Strassers, an der dadurch offenbar gewordenen Taktik des Trainers oder an der Negativentwicklung der Mannschaft in der gesamten zweiten Saisonhälfte - richtig ist in jedem Fall, dass gerade die letzten Wochen der abgelaufenen Saison als Stoff für die immense Zornesröte eines jeden emotional mitfiebernden Anhängers dienten. Auch der vom Klub und seinen Verantwortlichen zum Saisonende erwirkte Wechsel auf der Position des Cheftrainers trug seinen erheblichen Teil dazu bei, dass es nicht die völlig ausgewogene Saison 2005/06 gewesen war, die man noch im Spätherbst 2005 vor Augen hatte. Ja, die durch eine tolle Serie an Resultaten in den Herbstmonaten Wirklichkeit zu werden schien.
 
Die Sommerpause, sofern sie nicht von der stimmungsvollen Weltmeisterschaft mit ihren 3 teilnehmenden Lizenzspielern der Borussia unterbrochen war (der Moment, in dem die deutsche Elf durch das Tor von Neuville gegen Polen vorzeitig die Achtelfinalspiele erreichte, war ebenso wie der von dem Stürmer verwandelte Elfmeter im Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Argentinien sicherlich ein Höhepunkt aus Sicht des Vereins, der nach 12-jähriger Abstinenz wieder WM-Teilnehmer stellte und ebenso wie 1994 zwei Bronzemedaillen zurück bekam), blieb wie in jeder Saison vom Transfergeschäft beeinflusst. In diesem Sommer stellte die Borussia dabei ihren Fans eine Aufgabe der Geduld, denn schon die späte Entscheidung auf dem Trainersektor führte konsequenterweise zu einer Verzögerung der Transferaktivitäten. Dass der Verein mit seinen Würdenträgern dabei weder ungebührlich trödelte, noch den finanziellen Rahmen außer Betracht ließ, hätte ihm eigentlich ein Lob einbringen müssen, doch fiel es angesichts des mitunter krassen Gegensatzes zu vorherigen Spielzeiten etlichen Anhängern schwer sich dahingehend zu zügeln und in Geduld zu üben. Allein der durch eine einseitig und billigend forcierte Ungeduld wie eine Art Hatz wirkende Marathon, hin zur endgültigen Verpflichtung von Wunschspieler Federico Insúa, stellte für große Teile der „treuen Kundschaft" des Klubs eine doch übergroße Hürde da - so konnte die Botschaft der komplizierten Begleitumstände, die dieser Rekordtransfer bedingte, nur sehr schwer akzeptiert werden.
 
Auf der anderen Seite würde man auch nicht den Nagel auf den Kopf treffen, würde man der Anhängerschaft aufgrund dieser zum Teil ungesunden Ungeduld - bei der man sich manchmal fragen musste, welche Ausmaße angenommen werden, sollte ein derart herbeigesehnter Spieler nicht auf Anhieb in der gewünschten Art Fuß fassen - ein Bild von der Anhängerschaft Borussias zeichnen, das gegenüber denen von vergleichbaren Klubs stark in das Negative abfällt. Deshalb ist es sinnvoll, lobend zu erwähnen, dass die „negativen Spitzen" in der Massebewegung sich wieder einem allgemeingültigen Bundesliganiveau haben anpassen können.
 
Dass nach den eklatanten zwischenmenschlichen Mängeln und Abscheulichkeiten der vorvergangenen Saison die letzten 12 Monate von Seiten der Anhänger insgesamt auf einem verträglichen Niveau absolviert werden konnten, wenngleich es wirklich töricht bleibt zu meinen, dass die Fans von Borussia Mönchengladbach geduldiger oder nachsichtiger als andere Fangruppen wären. Dafür wird allein der Begriff der durch die von ihnen empfundenen „Wellentäler" der letzten 5 Jahre angeblich „völlig aufgebrauchten" Besonnenheit wesentlich zu häufig strapaziert. Wirklich dauerhaft wird man die in schweren Zeiten gern auch einmal tosende Anhängerschaft daher nur mit erfolgreichen Resultaten stimulieren.

Finanzielle Situation: Allein die Langwierigkeit der Verhandlungen um Neuzugang Federico Insúa hat bewiesen, dass der Verein kein Geld zu verschenken hat. Zwar steht mit dem Argentinier nun der teuerste Einkauf der Vereinsgeschichte auf dem Hof, doch hätten sich die Verhandlungen wohl beschleunigen lassen, wenn die Borussia jedem „Händchenaufhalter" jeden erstbesten Preis von den Lippen abgelesen hätte. Das hat sie nicht, gleichwohl besitzt sie auch keine unerschöpflichen Reserven. Es ist weiterhin so, dass sie wirklich nur Bruchstücke von im Tagesgeschäft erzielten Einnahmen weiterreichen muss; ein Gebaren, dass bei manchem Ligakonkurrenten, der bisweilen teure Spielerverpflichtungen aus Langzeitkreditrahmen und einzelnen Geldspritzen vielschichtig interessierter Mäzene finanziert, eben nicht zur unmittelbaren Firmenstrategie zählt.
In einem Wettbewerb wie der Fußball-Bundesliga, in dem die einzelnen Teilnehmer nicht vordergründig nur um Punkte, sondern auch um finanzielle Zuwendungen von Dritten wetteifern, kommt es daher nicht ganz so häufig vor, dass ein Verantwortlicher eines Konkurrenten sich euphorisch über die Situation eines Mitbewerbers äußerst, umso hellhöriger muss man zuhören, wenn dieses Lob eben doch auftritt - auch wenn es mittlerweile diverse in dem Metier beheimatete Auskunfteien (wie z.B. „Creditreform") gibt, die sich alljährlich an unterschiedlich bewertbare Bonitätsrankings der Klubs wagen und dabei die Borussia in den letzten Jahren ausdauernd in der Spitzengruppe sehen.
Im Fall der Borussia kam das angesprochene Lob in diesem Sommer aus der Geburtsstadt ihres derzeitigen Sportdirektors. Ilja Kaenzig, der bisherige Geschäftsführer von Hannover 96 (in der abgelaufenen Spielzeit sportlich auf Augenhöhe mit der Borussia) referierte angesichts harscher werdender Kritik an der Ausgabenpolitik seines Vereins unter anderem über ausgereizte Budgets und verwies zum Vergleich auch auf die ungleich stärkere wirtschaftliche Potenz der Borussia, auch wenn diese  - eben im Gegensatz zu den Niedersachsen - solche Vermarktungsmöglichkeiten wie den des Stadionnamens noch unberührt gelassen habe.
 
In der Tat, auch vor der dritten Saison im vereinseigenen Stadion an der Hennes-Weisweiler-Allee fehlt ein Namenssponsor, wenngleich immer mal wieder Firmennamen umhergeistern, mit denen die Borussia angeblich kurz vor dem Abschluss stünde. Nun sollte man tunlichst vermeiden, zu vergessen, dass natürlich auch die Borussia Stadionkredite stetig abzulösen hat. Doch dass der Verein trotz solcher Verpflichtungen, trotz der nötigen und getätigten Investitionen in den sportlichen Bereich (inklusive fortlaufender Verpflichtungen gegenüber ehemaligen Verantwortungsträgern) auch in der neuen Saison nicht zwingend dazu genötigt ist in den europäischen Wettbewerb zu kommen, sondern sich vom finanziellen Aspekt auch einen weiteren gescheiterten Versuch in diese Richtung erlauben könnte, ist in der Tat ein Ausdruck von Stärke.
Aufgrund der im Schnitt wirklich ordentlich verlaufenden Vorsaison, deren Resultate in beachtlicher Größenordnung in die Bonuszahlungen des neuen TV-Vertrages der Bundesliga einbezogen werden, wird die Borussia hierbei Mehreinnahmen im Vergleich zur Vorsaison erzielen können, die ihr sicher auch in Sachen Trikotsponsoring vorschweben werden, wenn zum 30. Juni 2007 die aktuell gültige Vereinbarung mit dem Elektronikkonzern „Kyocera" (dessen Jahreszuwendung etwa bei 4 Millionen Euro liegen müsste) ausläuft.

Nicht unter den Tisch fallen sollte, beiliegend, dass die Borussia auf ihrer letzten Mitgliederversammlung abermals einen Vorsteuergewinn in ansehnlicher Größenordnung verkünden konnte (wie u.a. im Vorjahr), sondern auch beim Dauerkartenverkauf mit 26.200 verkauften Abonnements (im Vorjahr: 25.300) nachweisen konnte, dass die Hochstimmung um Borussia trotz weiterhin zum Teil dürftiger Saisonleistungen nicht abgeflaut ist und im Endeffekt der zum Teil eiserne Konsolidationskurs der ersten Jahre um die Männer des derzeit amtierenden Präsidiums den Verein auf ein Fundament gestellt hat, von dem aus man ausreichend beruhigt dem alljährlichen Wetteifern um die besten Tabellenplätze und Resultate entgegensehen kann.
 
Saisonvorbereitung: Sicher könnte man es als Pleiten und Pannen umschreiben, wenn eine Mannschaft in der Saisonvorbereitung vier der letzten fünf Partien verliert und auch nicht in jedem Spiel zum Torerfolg kommt, doch hat die Saisonvorbereitung noch selten etwas über den tatsächlichen Saisonverlauf ausgesagt. Dies beweist als Bestätigung fast jedes Jahr der sogenannte Ligapokal des deutschen Fußballs, deren unumstrittene Sieger kaum wirklich am Ende der Saison vorne mitgemischt haben. Bei der Borussia indes kommt hinzu, dass der „Visionär" Heynckes mit seinem System, seinen Plänen und seiner Arbeitsweise völlig auf die bisherigen Strukturen hatte prallen müssen und dabei, wie Horst Köppel im Vorjahr, einen guten Teil der Vorbereitung obendrein noch ohne drei seiner wichtigsten Akteure - die WM-Teilnehmer Keller, Jansen und Neuville - absolvieren musste, die allesamt erst nach dem Trainingslager in Österreich (Neuville wie Jansen gar erst zwei Wochen vor Saisonstart) zur Mannschaft stießen. Auch der teuerste Neuzugang Federico Insúa, dem im System des Trainers eine Schlüsselrolle zugedacht ist, kam erst mit solch einer Verspätung endgültig an der Hennes-Weisweiler-Allee an, zudem hat der Argentinier als ausschließlich spanisch sprechender Akteur sich erst noch vollständig zu integrieren.
Dies im Hinterkopf behaltend, bemühte sich Trainer Heynckes eben diese Umstände bei Gelegenheit (über) zu betonen und darzulegen, dass „dank" zu wenig gemeinsamen fußballerischen Einheiten natürlich die Herausbildung einer eingespielten Formation schwer möglich gewesen ist und dies selbstverständlich Auswirkungen auf die bisherige Präparation für die Saison hatte.
 
Immer mal wieder meldeten sich bei Heynckes auch Spieler mit Blessuren ab, so wie - vom Zeitpunkt her besonders schwerwiegend - Wesley Sonck oder Neuzugang Sebastian Svärd, dennoch forcierte der Rekordtorschütze der Borussia die intensive Vorbereitung und dies nicht nur, weil er gleich zu Beginn den eigentlichen Vorbereitungsplan neu strukturierte, die Mannschaft früher aus dem Urlaub zurückholte und das Trainingslager in Österreich seinen ureigenen Vorstellungen anpasste. Gleichwohl duldete Heynckes in Bezug auf die Trainingsinhalte während der Vorbereitung keinerlei Kompromisse, denn obgleich er der Mannschaft besonders in Wochen, in denen die Temperaturen kontinuierlich anstiegen, ihre nötigen Ruhephasen gönnte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Saisonstart und betonte nach Testspielen gerne, dass er beim absolvierten Pensum der Mannschaft sehr bereitwillig akzeptiere, dass nicht auch noch die Ergebnisse „hervorragend" sein könnten - so umschrieb er ausschließlich die Arbeitsmoral seiner Elf im Trainingsbetrieb.
 
Auf dem Platz umsetzen konnte sie dieses angedachte flüssige Spiel indes allenfalls streckenweise, je nach Blickwinkel 30, 45 oder gar schon einmal 60 Minuten. Nicht unter den Tisch fallen sollte, dass der Trainer dennoch nicht zufrieden schaute. Ob nun nach dem 1:2 in Venlo gegen den Zweitdivisionär aus den Niederlanden („An der Niederlage ist der Trainer schuld!"), ob nach dem 1:1 gegen Galatasaray Istanbul bei der Saisoneröffnung („Also ich muss ganz offen sagen, ich war nicht zufrieden.") oder der 0:1 Niederlage zum Abschluss der Vorbereitung gegen das Team des FC Fulham in Goch („Ich bin enttäuscht von der Leistung meiner Mannschaft. Das war spielerisch einfach viel zu wenig. Wir hätten uns diesem Publikum hier ganz anders präsentieren müssen. Dieses komische Eigentor passte zum Spiel. Bis zum Spiel gegen Cottbus bleibt uns noch viel Arbeit."), in solchen Statements ließ der Trainer seine Idealvorstellungen dann auch aufblitzen. Trotzdem blieb es ihm wichtig, dass sich alle Akteure möglichst gleich oft während der Saisonvorbereitung die Gelegenheit zur Eigenwerbung bekamen, dafür „riskierte" er hier und da bewusst die Chance auf bessere Testspielresultate.

SEITENWAHL-Prognose

Michael Heinen
: „Nachdem in der letzten Saison kurzzeitig an den UEFA-Cup-Plätzen gekratzt wurde und mit Jupp Heynckes ein Hoffnungsträger aus besseren, vergangenen Zeiten verpflichtet wurde, sind die Erwartungen hoch bei den Borussen-Fans. Selbst die ernüchternden Vorbereitungsspiele werden nicht viel daran ändern, dass man sich mit der unteren Tabellenhälfte im Borussia-Park nicht länger zufrieden geben wird. Mit Federico Insua wurde ein viel versprechender Mittelfeldspieler geholt, der uns auf seiner zentralen Position endlich die so dringend vermissten Impulse bieten kann. Allerdings brauchen Südamerikaner oft einige Anlaufzeit, um sich an den härteren Bundesliga-Alltag zu gewöhnen. Eine Zeit, die man bei Borussia leider nicht immer bekommt, sondern in der man allzu oft vorschnell als Versager und Nichtskönner abgestempelt wird.

Geduld wird also eine Tugend sein, die wir Borussen-Fans benötigen, damit unser großes Ziel von der Rückkehr ins obere Tabellendrittel zumindest mittel- bis langfristig wieder erreicht werden kann. Das bedeutet aber ebenso, dass wir einkalkulieren müssen, in diesem Jahr auch schlechtere Phasen mitzuerleben. Von daher wäre schon eine Wiederholung des Vorjahres-Ergebnisses als Erfolg zu werten, wenn gleichzeitig eine Entwicklung im Team zu erkennen sein wird, die die Handschrift von Jupp Heynckes trägt. Unser realistisches Saisonziel sollte daher ein erneut gesicherter Mittelfeldplatz sein, der uns Perspektiven für eine bessere Zukunft bietet. Mit Platz 11 erwarte ich uns um einen Platz schwächer als im Vorjahr."
 
Mike Lukanz: „Neue Besen kehren gut! Ein Sprichwort, das schon immer recht inhaltslos wirkte, wenn es bei Trainerwechseln bemüht wurde, bekommt bei Borussia Mönchengladbach fast schon zynische Züge. Nun also soll es Jupp Heynckes richten, nachdem sich Holger Fach, Dick Advocaat und Horst Köppel erfolglos bemühten, nach dem Umzug in den BorussiaPark auch die Mannschaft zu Größerem zu formen. Auch wenn Heynckes, mehr noch als viele seiner Vorgänger, für die Erfolge von Borussia Mönchengladbach steht, so ist die jetzige Situation mit der 1979, als er zum ersten Mal den Trainerstuhl in Mönchengladbach innehatte, nicht zu vergleichen. Damals übernahm er zwar eine im Umbruch befindliche Mannschaft, die jedoch immer noch stark genug war, im ersten Drittel der Tabelle die Saison zu beenden.
 
Im Umbruch befindet sich der Verein auch heute wieder. Dieser Umbruch dauert nun schon einige Jahre an, einen festen Platz hat Borussia bis heute nicht gefunden. Die letzten Jahren verliefen durchweg unruhig, Spieler wie Trainer gaben sich die Klinke in die Hand und einige Male schrammte man lediglich um Haaresbreite am erneuten Abstieg in die Zweite Liga vorbei. Die letzte Saison unter Horst Köppel wird heute von seinem Nachfolger als „Konsolidierung" bezeichnet. Eine charmante Umschreibung für das, was Heynckes vorgefunden hat. Eine taktisch und spielerisch unausgereifte Mannschaft und einen Kader, der aufgrund der massiven Personalfluktuation der letzten Jahre aufgebläht und nicht in sich harmonisch wirkt. Die von Heynckes genannte „Konsolidierung" wird erst in diesem Jahr erfolgen, denn er hat im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein Konzept, das zur Umsetzung jedoch viel Arbeit und vor allem Zeit benötigen wird. Diese Umsetzung gleicht einer Operation am offenen Herzen, das weiß auch Heynckes. Im laufenden Ligabetrieb wird er wenig Gelegenheiten zum Testen und Ausprobieren haben. Die Frage wird sein, in welchem Bereich er Prioritäten setzen wird: ordnet er alles dem reinen Ergebnis unter mit der Gefahr, dass die Mannschaft seine Ideen nicht verinnerlicht? Oder zieht er - wie angekündigt - seine Linie konsequent durch mit dem etwaigen Ergebnis, das eben diese ausbleiben oder nicht so ausfallen, wie es sich die Anhänger und das Umfeld wünschen. Dass der Kader alleine stark genug ist, um die Vorjahresplatzierung zu wiederholen, ist unstrittig.
 
Es ist jedes Jahr schwierig, den Kader in seine Einzelteile zu zerlegen und so darzulegen, warum, wie und wann die Mannschaft punktet. Dafür sind Entwicklungen zu schwer abzusehen. Ein Gerüst um Kapitän Keller, den Nationalspielern Jansen und Neuville, mit Kluge und Insua, scheint gesetzt zu sein und es ist kaum zu erwarten, dass es in diesem Bereich starke Schwankungen zu verkraften werden gilt. Die wichtigsten Aufgaben für Heynckes werden sein, die Auswärtsschwäche und die mangelnde Konstanz zu beheben. Dafür braucht er nicht nur ein starkes Gerüst, sondern auch gute Ergänzungsspieler; „backups", wie die US-Amerikaner die Spieler nennen, die zur Not einspringen, die man Mitte der zweiten Halbzeit einwechseln kann, oder die einen ausgefallenen Stammspieler für ein paar Spiele ersetzen müssen, ohne, dass die Eingespieltheit oder die Qualität insgesamt leidet.
 
Die Kritiker, die während der Transferperiode laut wurden und der sportlichen Führung vorwarfen, bis auf Federico Insua nur „Durchschnitt" verpflichtet zu haben, machen de facto den gleichen Fehler, den sie dem Präsidium und dem Management seit Jahren selber vorhalten: wenn es nicht gut läuft, wird eben neu eingekauft. Dies scheint in Mönchengladbach ein gängiges Rezept geworden zu sein, frei nach dem Motto: wir warten ab bis zur nächsten Transferperiode, dann kaufen wir eben wieder ein. Die Alten raus und Neue rein. Als ob das sportliche Schicksal einer Bundesligamannschaft einzig durch ihre Neuverpflichtungen beeinflusst würde! Manchmal sind es nur die wenigen, gezielten Verstärkungen, wie es der Transfer von Insua zeigt, die aus einer mittelmäßigen keine überragende, aber zumindest überdurchschnittliche Mannschaft machen.
 
Ich stufe die kommende Saison schwieriger ein als es die letzte war. Nicht noch einmal wird die halbe Bundesliga Borussia den Gefallen tun, sich so lange um einen UEFA-Cup-Platz zu streiten, dass man selbst trotz katastrophaler Auswärtsleistungen und mäßigen Heimauftritten lange Zeit selber die Möglichkeit hat, sich für den europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Der 10. Platz der letzten Saison sollte niemanden verblenden, denn mit der erreichten Punktzahl wäre man in den Spielzeiten davor regelmäßig einige Plätze weiter unten gelandet. Nach reiner Betrachtung der Zu- und Abgänge ist der Kader jedoch insgesamt stärker geworden, allein Insua dürfte das seit Jahren lahmende Offensivspiel um einige Level anheben. Ob er dem Spiel und der Bundesliga ad hoc den Stempel wird aufdrücken können, ist zweifelhaft. Besser als Thomas Broich, Marek Heinz oder Eugen Polanski wird er auf dieser Position zweifellos agieren. Die Mannschaft wird einige Zeit brauchen, um den Fußball zu verinnerlichen, der dem Trainerstab um Jupp Heynckes vorschwebt. Das auf dem Papier leichte Auftaktprogramm sollte dazu reichen, um nicht direkt zu Beginn in unruhige Fahrwasser zu geraten. Das Ziel „einstelliger Tabellenplatz" ist nicht unmöglich, wenngleich schwierig zu erreichen, da bei Borussia zu viele Entwicklungen positiv verlaufen müssen: das Integrieren der Neuzugänge, allen voran Insua; das Aufbauen der jungen Spielern (Levels, Kirch, Fleßers, Compper); die Leistungskurve der Stammspieler und nicht zuletzt etwas Glück bei Verletzungen, Sperren und manchen Spielverläufen. In der Summe aller Faktoren tippe ich auf einen guten 9. Platz, der sich am Ende weitaus angenehmer anfühlen wird als der 10. Platz der letzten Saison."
 
Christoph Clausen: „Sollte nichts vollkommen Außergewöhnliches passieren, wird Borussia weder absteigen noch in den UEFA-Cup einziehen. Welchen Tabellenplatz man im Mittelfeld schlussendlich erreicht, interessiert mich denn auch weit aus weniger als die Frage, ob Borussia endlich wieder attraktiveren Fußball spielen wird. Die Verpflichtung Insuas und verschiedene Aussagen von und über Heynckes machen zwar Mut. Entscheidend aber wird sein, ob man im Umfeld bei dem langwierigen, rückschlagreichen Entwicklungsprozess, der der Mannschaft bevorsteht, die nötige Geduld aufbringen wird. Dafür spricht, dass Heynckes bei der Vereinsführung erkennbar ungleich größeren Kredit genießt als sein Vorgänger."
 
Hans-Jürgen Görler: „Nun geht die Borussia also mit dem sechsten Trainer in die sechste Spielzeit nach ihrem Wiederaufstieg. Der verlorene Sohn, Jupp Heynckes, könnte ausnahmsweise wieder mal einer sein, welcher - wie zuletzt nur Hans Meyer - längere Zeit an Bord bleibt, und damit nicht nur auf dem obligatorischen Mannschaftsfoto im Jahrbuch, sondern auch beim Saisonfinale zu sehen sein wird. Voraussetzung dafür ist Erfolg. Dass sich dieser bei der Borussia einstellt, hoffen mittlerweile nicht nur viele, sondern alle. Zu lange dümpelt man schon im Niemandsland der Tabelle oder an deren unterem Ende herum. Aufwärts gehen muss es, damit aus der Lust an den Fohlen der dritten Generation nicht irgendwann einmal ein Dauerfrust wird. Um andere Ziele als einen Platz in der zweiten Tabellenhälfte anzupeilen, hat sich die Borussia erneut verstärkt. Ausnahmsweise scheint außer Masse auch tatsächlich einmal Klasse dabei zu sein.
 
Wenn Insúa hält, was sich alle von ihm versprechen, wird aus dem Mittelfeld vielleicht doch einmal eine Kreativabteilung, die Gefahr nur für das gegnerische und nicht für das eigene Team herauf beschwört. Trifft neben Neuville auch einmal Sonck, stolpert Rafael den einen oder anderen Ball ins Netz, entpuppt sich Polanski mit seiner wilden Mähne wirklich mal als Netzer-Double, trotzt Jansen eventuellen Verlockungen und spielen Borussias Überraschungseier wie El Fakiri, Zé António und Svensson weiterhin solide, dann könnte es wirklich eine spaßige Spielzeit werden. Auf all dies setze ich, trotz bzw. gerade wegen der vielen Enttäuschungen und der manchmal gähnend langweiligen Kicks der letzten Jahre. Jupp Heynckes wird's schon richten - davon bin ich überzeugt. Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Nach all den Jahren in der Fremde kehrt ein echter Mönchengladbacher heim und führt seine Borussia fast bis in den UEFA-Cup. Fast - aber das wird nicht sonderlich von Bedeutung sein, da in der Spielzeit 2006/2007 wie jüngst bei der Nationalmannschaft nicht das sportliche Abschneiden, sondern das Auftreten auf dem Platz in den Mittelpunkt des Gladbacher Interesses gerückt werden wird."
 
Christian Heimanns: „Die Stimmung vor dem Bundesligastart oszilliert in immer kürzeren Wellenlängen zwischen Euphorie und Hysterie. Köln ist nicht weit weg von Gladbach. Die anfängliche Begeisterung um Insua wurde fix abgelöst von wachsender Besorgnis angesichts der Testspielpleiten. Was lässt sich daraus ablesen? Eher nichts in Bezug auf die Mannschaft. Eher, dass die Erwartungen des Umfeldes wieder einmal um einiges zu hoch kalibriert sind, denn ein Uefa-Cup Kandidat sind wir trotz Rekordeinkauf noch nicht. Was lässt sich denn nun objektiv erwarten?
 
Die bestimmenden Faktoren sind: Ein neuer Trainer, voraussichtlich eine klare Verstärkung auf der Spielmacherposition, eine größtenteils eingespielte Abwehr vor einem sicheren Torwart, die Hoffnung auf weitere Entwicklung der Talente Polanski, Compper, Flessers, ohne Sonck aber auch ein gewisser Qualitätsmangel im Sturm, der durch die Rückkehr von Sverkos und Gewichtsverlust bei Kahe voraussichtlich nicht aufgefangen werden kann.
 
Weiterhin existiert Unsicherheit bezüglich System und Aufstellung der kommenden Saison. Ich wage mal folgende Voraussage: Das System mit 2 defensiven Mittelfeldspielern wird eher eine Ausweichvariante bleiben, Insua kommt hinter den Spitzen besser zur Geltung als auf der linken Seite. Jansen wird weiter seine Rolle als linker Verteidiger bekleiden, da er auf dieser Position zusätzlich zu einem Mittelfeldspieler Druck auf der Seite erzeugen kann und wir so schwerer auszurechnen sind. Die bisher von Svensson übermittelte Formschwäche gehört bald der Vergangenheit an. Das grösste Fragezeichen bildet die rechte Seite: Bleibt Bögelund mal lang genug unverletzt, kann Kirch sich durchsetzen, oder wird es doch Svärd auf der Verteidigerposition? Kann Degen dem Spiel nach vorne Impulse setzen, ist Delura besser, oder kommt Polanski dort besser zur Geltung als vor der Abwehr; gibt es El Fakiri noch?
 
Wenig Sicherheiten nach einer vergleichsweise ruhigen Saison. Meine Vorhersage lautet dennoch: Wir haben mit dem Abstiegskampf nichts zu tun, auch nicht wenn die ersten Spiele nicht toll laufen sollten. Im Lauf der Saison wird sich aus den hinreichend zur Verfügung stehenden Optionen eine Mannschaft herausbilden, die am Ende Platz 8 oder 9 belegen wird, vielmehr nach oben wird aber auch nicht gehen."
 
Thomas Zocher: „Die Ansprüche sind gestiegen, die Mannschaft befindet sich nunmehr im sechsten Jahr nach dem Wiederaufstieg und hat kostspielig investiert. Nach einer vollauf konsolidierenden Spielzeit mit dem Abschluss auf dem zehnten Tabellenrang wird es schwer die latent vorhandenen Begehrlichkeiten hinsichtlich einer erbarmungslosen Erstürmung der Bundesliga in den notwendigen Grenzen zu halten. Stattdessen muss eine umfassende wie kontinuierliche Weiterentwicklung, die möglich wie nötig ist, das Ziel bleiben. Dies schließt eine wichtige tabellarische Verbesserung am Ende der Saison im Mai 2007 nicht aus, ein Klub mit weniger als fünf Auswärtssiegen in den letzten dreißig Monaten kann aber noch gar nicht reif für mehr als einen guten Mittelfeldplatz sein, also sollte dieser - mit einem ausreichenden Puffer auf die über die Jahre immer ungeliebter gewordenen Gefilde - eine erfüllbares Ziel für den 34. Spieltag bieten.
 
Borussia steht halt unzweifelhaft an jener Schwelle, an der Nahtstelle, die in der Bundesliga die besseren von den schlechteren Mannschaften trennt. Sie hat sich vier Jahre lang teils sehr ungestüm gegen den Abstieg gestemmt und auch dank der überraschenden Hinrunde unter Horst Köppel, die leider in eine sehr wüste Rückrunde mündete, ein erstes Jahr im einst so heißersehnten Niemandsland verbracht. Hier wird sie auch während der Spielzeit 2006/07 verweilen. Je sportlich ansehnlicher der Weg durch die kommenden Saison gestaltet werden kann, umso selbstbewusster und zuversichtlicher kann man sich hernach der nächsten Aufgabe stellen. Gelingt auch noch ein stetig avisierter Umbruch im Kader, in dem noch ausreichender Talente auf ihren (endgültigen) Durchbruch hoffen als zuletzt, ließe sich der große Wunsch der Anhängerschaft nach den ersten 12 Monaten eher erfüllen als im ersten Wieder-Amtsjahr von Jupp Heynckes, in dem sich die Borussia im Endeffekt zwischen Tabellenplatz 8 und 12 wiederfinden wird."