Hinweis
  • Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/Bilder/Saison23_24/bremen_home/BC8T5612_edited.jpg'
  • Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/Bilder/Saison23_24/bremen_home/AJ7X4308_edited.jpg'
  • Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/Bilder/Saison23_24/bremen_home/AJ7X4602_edited.jpg'
  • Fehlende Zugriffsrechte - Datei '/images/Bilder/Saison23_24/bremen_home/AJ7X4427_edited.jpg'

frankfurt neu

Die DFL ist schon eine seltsame Truppe (das befanden auch die Fans in vielen Stadien am Wochenende!). Nicht nur, dass sie es für richtig hält, über den Einstieg eines Investors in die Bundesliga so lange abstimmen zu bis das Ergebnis (dank eines ungehorsamen Kinds)) passt, nein, sie scheint auch unfähig zu sein 17 Bundesliga-Spieltage vor Ende des Kalenderjahres abzuwickeln. Wenn letztes Jahr noch die böse WM in Katar als Sündenbock dienen konnte, gibt es dieses Jahr eigentlich keine vernünftige Entschuldigung dafür, dass der Herbstmeister erst im Winter feststehen wird. Ein wirklicher Grund zum Aufregen ist das natürlich nicht, aber für einen mathematisch/statistisch geprägten Menschen wie mich ist es höchst unbefriedigend, dass man zum Jahresende nicht in der Lage sein wird, Borussias Punktestand zum Jahreswechsel direkt mit dem vorangegangener Spielzeiten vergleichen zu können. Einen kleinen Spoiler können wir hier trotzdem wagen: Sollte es bei den bestehenden 17 Punkten nach der Hinrunde bleiben, werden solche Sätze wie „schlechter zuletzt nur unter Frontzeck“ in der Presse zu finden sein.

BC8T5612 edited

Nun ist dies aufgrund des radikalen Umbaus des Kaders (und der faktischen Schwächung dessen seit der Vorsaison) keine komplette Überraschung, aber ärgerlich ist, wie viele mögliche Punkte man dabei verschenkt hat. Und das nicht nur in der fernen Vergangenheit in Augsburg, Freiburg, Dortmund oder daheim gegen Mainz, sondern auch noch vor 3 Tagen im Borussia-Park gegen Bremen. Mit dieser Feststellung wollen wir in keinster Weise den statt Musikanten angereisten Bremer Fußballspielern absprechen, dass sie sich den Punkt in Mönchengladbach redlich verdient hatten. Die Bremer fanden besser ins Spiel, erzielten früh die Führung und waren in der Anfangsphase das bessere Team. Nachdem das Spiel gekippt war, hielten sie dagegen und schafften noch den Ausgleich. Aus dieser Sicht ein gerechtes Unentschieden!

AJ7X4308 edited

Mit Borussenbrille auf dem Kopf, liest sich das aber alles etwas anders: Ja, schlecht angefangen, aber man musste erneute verletzungsbedingt umstellen. Da hat der VFL zum ersten Mal seit Ewigkeiten sein Spiel auf einen Stoßstürmer ausgerichtet und prompt plagen beide Protagonisten für diese Rolle sich mit Verletzungen herum. Robin Hack durfte zum ersten Mal in der Startelf ran, aber er ist offensichtlich ein ganz anderer Spielertyp als Jordan oder Cvancara und die Borussia tat sich zunächst schwer sich dieser Änderung anzupassen. Aber dann zeigte der VFL etwas von dem Daniel Farke gern stundenlang schwafelte, was aber seine Mannschaft in fast allen Spielen komplett vermissen ließ: Resilienz! D.h. man riss sich zusammen, kam besser ins Kombinationsspiel, bei dem auch Hack jetzt immer mehr zur Geltung kam und der wieder mal grandiose Rocco Reitz kippte das Spiel mit Toren kurz vor und nach der Halbzeit.

AJ7X4602 edited

Mitte der zweiten Hälfte, als man eigentlich gerade dachte, man habe nun alles im Griff, bewies die Mannschaft aber leider eindrucksvoll, dass Gerardo Seoane noch längst nicht alle historischen Probleme abstellen konnte. Ich weiß gar nicht wie oft ich schon auf sozialen Netzwerken oder Whatsapp-Kanälen den Satz „Sie betteln um das Gegentor…“  von Borussen-Fans lesen musste. Und leider ist das kein Zweckpessimismus, sondern zumeist nur die Feststellung einer bitteren Wahrheit die üblicherweise auch kurz darauf mit einem gegnerischen Treffer bestätigt wird. Werder Bremen wirkte dabei noch nicht mal sonderlich gefährlich als Gladbach sich mehr und mehr in die eigene Hälfte zurückzog, aber wenn man dem Gegner die Initiative überlässt und ihm gestattet immer wieder in den eigenen Strafraum zu spielen oder zu flanken, dann kann dann irgendwann auch mal zufällig Gefahr dadurch entstehen. Und so war es dann ein saudummes Tor, bei dem erst Reitz eine Flanke mit dem Kopf abfälschte, Elvedi und Nicolas sich nicht einigen konnten wer den eigentlich harmlosen Ball klären sollte und plötzlich stand es 2:2 und dabei blieb es dann auch. 

AJ7X4427 edited

In gewisser Hinsicht war das Bremen-Spiel ein Abbild der bisherigen Gladbach-Saison: schwacher Start, dann allmählich in den Tritt gekommen, nur um am Ende doch unter seinen Möglichkeiten zu bleiben. Angesichts eines akzeptablen 11. Tabellenplatzes und 7 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz wird mancher das Freitagspiel unter dem Motto „nicht so schlimm, war doch ein unterhaltsamer Kick“ einordnen, aber ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass die verschenkten 2 Punkte bald noch weh tun können. Innerhalb der ersten 6 Spieltage des neuen Jahres trifft Borussia auf die kompletten Top 4 der Tabelle und aufgrund der bisherigen Spiele gegen Spitzenmannschaften kann man da realistisch nicht viele Punkte erwarten. Damit wird der Druck in den Heimspielen gegen Augsburg und Darmstadt aber umso größer sein.

Nachdem man gegen die augenblickliche Nurmmer 14 und 15 nur einen Punkt holen konnte, bietet nun am Mittwoch das Auswärtsspiel in Frankfurt die letzte Möglichkeit, in diesem Kalenderjahr sich noch etwas Puffer aufzubauen. Die Eintracht ist dabei ein etwas rätselhafter Gegner. Bis vor einigen Wochen schien das Narrativ um die Hessen noch ziemlich klar zu sein: Nach Trainerwechsel und Last Minute Verkauf des Starstürmers Muani gab es einen holprigen Start. Da Muani nicht mehr entsprechend ersetzt werden konnte und Dino Topmöller zunächst mal die Priorität auf die Defensive legte, waren die Spiele der Eintracht zunächst so unansehnlich wie seit Jahren nicht mehr:  In den ersten sechs Spielen holte man nur einen Sieg (gegen Aufsteiger Darmstadt) und erzielte lediglich 4 Tore. Dann aber berappelte sich die Mannschaft, erbeutete 10 Punkte aus den nächsten 4 Spielen und schaffte den Anschluss an die Europapokalplätze. Dass im Vergleich zu den Vorjahren viel mehr auf Ballbesitz aufgebaute System Topmöllers begann zu funktionieren, Marmoush entwickelte auf einmal ungeahnte Torjäger-Qualitäten und man schien bereit, oben in der Tabelle anzugreifen. Seitdem gab es in 8 Pflichtspielen aber 6 Niederlagen und nur einen Sieg. Selbst beim momentan drittletzten der schottischen Liga (die unterhalb der Glasgow-Teams bestenfalls Zweitliga-Format hat) in Aberdeen verlor man letzte Woche mit 2:0 in der Conference League. Man wäre geneigt, von einer waschechten Krise zu reden, wäre der eine Sieg nicht ein furioses, überzeugendes 5:1 gegen Bayern München gewesen. Da das Spiel in Aberdeen komplett bedeutungslos war und gegen Leverkusen so gut wie jede Mannschaft dieses Jahr schlecht aussah, ist es also komplett unklar, wie gut/schlecht/sonstwas die Eintracht im Moment ist. Unbestritten ist jedoch, dass auch vor dem zu erwartenden Großeinkauf der Frankfurter in der Winterpause jede Menge Qualität in der Mannschaft steckt. Wie das Spiel gegen die Bayern zeigte, sollte Borussia vor allem ihre Neigung zu dämlichen Ballverlusten im Mittelfeld abstellen, denn diese kann die Eintracht  mit blitzartigen Gegenattacken sehr gut für sich verwerten, vor allem wo Omar Marmoush wieder dabei sein wird, der in Aberdeen wegen Erkältung und in Leverkusen wegen Gelbsperre fehlte.

Bei Borussia ist zurzeit noch unklar, ob Thomas Cvancara am Mittwoch einsatzbereit ist, aber selbst wenn dem so sein sollte, ist es wahrscheinlich, dass der Tscheche nicht in der Startelf sein wird. Bei seinem letzten Spiel in Berlin konnte Cvancara ganz und gar nicht überzeugen, wohingegen Robin Hack seinen ersten Startelfeinsatz gegen Bremen zur Eigenwerbung zu nutzen wusste. Eine Alternative könnte ein Einsatz des schnellen Nathan Ngoumou im Sturm neben Allasane Plea sein. Ansonsten sind keine großen Änderungen im Vergleich zum Bremen-Spiel zu erwarten.

Auch wenn die beiden Teams in der Tabelle im Moment nur 3 Plätze und 4 Punkte trennen, geht die Favoritenrolle klar an den Europaleague-Sieger von 2022. Etwas Hoffnung macht dabei die Auswärtsbilanz der Borussia in Frankfurt: Bei den letzten 14 Pflichtspielauftritten im ehemaligen Waldstadion verlor die Borussia nur zweimal (im März 2014 unter Lucien Favre und im Januar 2018 unter Dieter Hecking), während es jeweils sechsmal einen Sieg für den VFL (einer davon 2014 im DFB-Pokal) oder ein Unentschieden gab. Will man diese gute Bilanz fortsetzen, braucht es aber eine sehr viel engagiertere Vorstellung als zuletzt in Berlin. Angesichts des anspruchsvollen Programms zum Jahresbeginn wäre es nicht nur tabellarisch, sondern auch psychologisch wichtig, das Jahr mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen.

 

Seitenwahltipps:

Claus-Dieter Mayer: Mit einem etwas glücklichem 1:1 gelingt der Borussia zwar kein Befreiungsschlag in Frankfurt, aber auf die kämpferisch starke Leistung lässt sich aufbauen.

Christian Spoo: Borussia verliert klar und deutlich mit 1:4. Nach einem weiteren „kölnesken“Auswärtsauftritt geht der Blick zum Winterpäuschen wieder deutlich nach unten.

Thomas Häcki: Zweimal nicht getippt, zweimal hinter den Erwartungen geblieben. Die Borussia unterliegt mit 1:3 und ich hoffe, dass sich meine Erwartung nicht erfüllt.

Michael Heinen: Das bewegte Jahr 2023 endet mit einem beachtlichen 3:1-Sieg in Frankfurt. Fröhliche Weihnachten!

Michael Oehm: Das eindeutige 3:0 für Frankfurt ist kein Weltuntergang, aber es entlässt einen doch mit einem schalen Gefühl in die Winterpause. 30 Treffer sind wirklich sehr, schon mehr als ordentlich, aber 36 Gegentore sind unterirdisch. Der Neujahrswunsch ist folgerichtig: endlich wieder so etwas wie defensive Stabilität ohne zu großen Verlust der offensiven Qualität.