leverkusen neuBorussia Mönchengladbach ist am 33. Spieltag der Bundesligasaison zu Gast bei Bayer Leverkusen. Es gab Zeiten, da war das ein Duell um den letzten Platz in der Champions League. Es gab Zeiten, da duellierte man sich um Europa. Und es gab Zeiten, das kämpfte Borussia in solchen Spielen um den Klassenerhalt. In vielen Fällen war das ein Spiel, in dem man ein Offensivspektakel von beiden Mannschaften und viele Tore erwarten konnte. Zudem handelt es sich – wenn auch nicht um ein richtiges Derby – so doch um eine Auseinandersetzung in der Nachbarschaft. Diese Zutaten sollten also ausreichen, um so etwas wie Vorfreude auf so ein Duell zu wecken.

Und heute? Wird jedenfalls auf Mönchengladbacher Seite das bevorstehende Spiel in Leverkusen bereits komplett überlagert von der Diskussion darüber, welche Konsequenzen man aus der zurückliegenden, verkorksten Saison zu ziehen habe. Völlig zurecht in unseren Augen. Insofern lohnt es sich nicht zu, das Spiel mit einem Spannungsbogen zu versehen, den es aus Gladbacher Sicht nicht hat. Klar, es gäbe noch einige Ziele, Marcus Thuram könnte beispielsweise noch Torschützenkönig werden. Die Mannschaft könnte versuchen zu beweisen, dass die den Trainer unterstützenden Statements nach dem Spiel in Dortmund mehr waren als hehre Worte. Der Trainer könnte versuchen, eine Aufstellung und Taktik zu finden, die von außen erkennbar werden lässt, was er sich eigentlich für einen Fußball vorstellt. Andererseits lassen die Erfahrungen der letzten Wochen befürchten, dass sich zu so revolutionären Schritten dann doch keiner aufraffen will.

Ganz anders sieht es in Leverkusen aus. Zwar geht Leverkusen mit der ernüchternden Erfahrung des Ausscheidens aus der Europa League an den Start. Andererseits geht es für Leverkusen noch richtig um etwas. Der derzeitige siebte Tabellenplatz würde eventuell zur Teilnahme an der UEFA Conference League berechtigen. Der in Reichweite befindliche sechste Tabellenplatz könnte – vorausgesetzt die Werbeabteilung des Getränkekombinats aus Fuschl am See wird Pokalsieger – sogar zur direkten Qualifikation für die Europa League berechtigen. Genauso gut – nämlich wenn Eintracht Frankfurt den Pokalsieg holt – könnte man aber auf Platz 7 komplett leer ausgehen. Deshalb ist mit einer motivierten Leverkusener Mannschaft zu rechnen.

Auch Stimmung und Perspektive sind in Leverkusen besser. Leverkusen hat einen Übungsleiter, der dem äußeren Anschein nach einen Plan hat, gut mit der Mannschaft zurechtkommt und den schlechten Saisonstart beinahe hat vergessen lassen (auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht in den Himmel wuchsen) und Leverkusen soll Medienberichten zufolge kurz vor der Verpflichtung des ehemaligen Gladbachers Granit Xhaka stehen. All das klingt danach, als könnte man die ablaufende Saison als Übergangssaison bezeichnen, nach der der Weg wieder nach oben führt.

In Gladbach dagegen … aber lassen wir das, das hatten wir ja schon am Anfang des Artikels diskutiert.


Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Mit Spektakel wird es dieses mal nichts. Leverkusen gewinnt souverän mit 2:0, hat nach dem Europa-League-Spiel aber nicht die Energie, Gladbach so richtig abzuschießen.

Christian Spoo: Die Mannschaft steht hinter dem Trainer. Weitere Argumente gegen Daniel Farke liefert die 0:4-Niederlage in Leverkusen.

Thomas Häcki: Weigl und Hofmann stellten sich nach dem Spiel vor den Trainer. Zeigt die Mannschaft nun eine Reaktion? Nach dem 1:3 leider nur in Ansätzen.

Michael Oehm: Dank Mourinho trifft Borussia am Sonntag auf einen ausgeruhten Gegner, denn am Donnerstag wurde nur ein bisschen Fußball gespielt. Ich bastele aus den Tipps der Kollegen ein 4:1. Aber bei mir steht die Heimmannschaft vorne.