hoffenheim neu

Eigentlich gut gespielt. Klarer Aufwärtstrend. Die Stimmungslage bei Borussia war in dieser Woche trotz der unnötigen und sicher auch unglücklichen Niederlage in Dortmund gar nicht schlecht. Punktemäßig ist man, solange man Borussia als Abstiegskandidaten begreift, im Soll. Dass die Boulevardpresse das „Verzocken der Champions-League“ beweint, darf man getrost als Schlagzeile für das Kuriositätenkabinett abtun. Nüchtern betrachtet ist Borussia den Abstiegsrängen näher als den Plätzen für das internationale Geschäft. In Gladbach ist inzwischen so viel Realismus eingezogen, dass das die Anhängerschaft weder beunruhigt noch über Gebühr ärgert. Erfreuliche Rahmenbedingungen für Gerardo Seoane, Roland Virkus und das ganze „Projekt Umbruch“.

Mit der TSG Hoffenheim kommt zur ungewohnten Anstoßzeit „Samstag 15:30“ nun ein Gegner aus der Kategorie „Kann man schlagen, muss man aber nicht“. Sechster in der Liga, durchaus besser in die Saison gekommen, als vielfach erwartet und immerhin sieben Punkte besser als Borussia. Um die Rahmenbedingungen so komfortabel zu halten, wie sie sich im Moment darstellen, wäre eine Heimniederlage dennoch ein Tiefschlag fürs Punktepolster und die Stimmung.

Einen personellen Tiefschlag gab es schon unter der Woche. Jordan hat sich im Training verletzt, damit fällt der Stürmer, der sich in den vergangenen Wochen zum Angreifer Nummer eins gemausert hat, vorerst aus. Jordans Stärke als Ballfestmacher wird dabei genauso fehlen, wie seine jüngst wiederentdeckten Vollstreckerqualitäten. Erstere hat sicher auch Tomas Cvancara, als Ballfestmacher ist er allerdings in Ermangelung entsprechender fußballerischer Fertigkeiten eher nicht geeignet. Mit Cvancara muss Borussia anders spielen, als sie es mit Jordan kann und tut. Die Mitspieler müssen das begreifen, Gerardo Seoane eine entsprechende Marschrichtung vorgeben. Hoch und weit bringt vorerst keine Sicherheit.

Das größte Augenmerk muss aber weiterhin auf der Defensivarbeit und ihrer Verbesserung liegen. Egal ob Dreier- oder Viererkette, die Hintermannschaft inklusive defensives Mittelfeld hat schlicht zu viele Aussetzer. 27 Gegentore, der zweitschlechteste Wert aller Bundesligisten, das ist schon eine Ansage. Dabei ist es oft eher die Häufung individueller Patzer als die fehlende Struktur, die sich bei Gegenangriffen als fatal erweist. Umso schwerer ist es für das Seoane und Assistenten, den richtigen Ansatz zu finden, um hier Besserung herbeizutrainieren. Wie diszipliniert man Manu Koné ohne ihn gleichzeitig seiner Stärken zu berauben? Wie macht man aus Julian Weigl den Führungsspieler, der er sein will und soll? Und wird mit der hoffentlich baldigen Rückkehr von Ko Itakura wirklich vieles besser?

Bei der TSG Hoffenheim ist die Stimmung trotz des mehr als anständigen Tabellenplatzes zuletzt weniger entspannt gewesen, als in Gladbach. Vier Spiele in Folge hat Hoffenheim nicht gewonnen und das 1:1 gegen Mainz 05 war nach dem Selbstverständnis von Trainer Matarazzo zu wenig. Dabei störte ihn weniger das pure Ergebnis als das Auftreten seiner Spieler – im Grunde also genau andersherum als bei Borussia nach Dortmund – er verlange von seiner Mannschaft „eine gewisse Gier“ sagte er vor der Fahrt zum Niederrhein in bestem Fußballphrasendeutsch. Sollte es die Gladbacher beunruhigen, dass Matarazzo für die kommenden Wochen „Vollgas“-Spiele von seinem Team fordert? Beunruhigend ist bei Spielen gegen Hoffenheim für Borussia in jedem Fall, dass Oliver Baumann im Tor steht. Der hat schon in Freiburg und später auch in Hoffenheim gegen Gladbach fast immer Sahnetage erwischt, außerdem ist er derzeit in äußerst guter Verfassung. Beunruhigend ist auch, dass die TSG in dieser Spielzeit auswärts deutlich stärker auftritt, als daheim und beunruhigend ist auch ihre Konterstärke, denn so etwas zu verteidigen fällt Borussia zurzeit besonders schwer. Noch nicht ganz klar ist, ob Grillitsch, Stach und Kaderabek gesund genug zum Mitspielen sind. Sicher fehlen wird Grischa Prömel wegen einer Gelbsperre. Borussisch wäre, wenn mit Wout Weghorst der Stürmer für Hoffenheim träfe, der vor der Saison fast in Gladbach gelandet wäre. Es ist an Tomas Cvancara, in diesem Fall nachzuweisen, dass Borussia sich dennoch für die richtigen Stürmer entschieden hat.

Aufstellung

Borussia: Nicolas – Scally, Elvedi, Wöber – Weigl - Honorat, Reitz, Koné, Netz – Plea, Cvancara

Hoffenheim: Baumann – Kabak, Vogt, Akpoguma – Stach - Kaderabek, Kramaric, Skov, Bülter – Weghorst, Beier

 

Seitenwahl-Prognose

Christian Spoo: Vorne läuft es auch ohne Jordan okay, hinten ist alles wie gehabt. Neutrale Beobachter, so sie denn tatsächlich Gladbach-Hoffenheim gucken, haben am 3:3 mehr Spaß als die Borussen-Fans im Stadion.

Michael Heinen: Hoffenheim ist auswärtsstark, aber Borussia inzwischen auch wieder im eigenen Park. Am Ende setzt sich das Gute durch: Borussia siegt 3:2.

Michael Oehm: Angesichts der Kälte werden am Samstag viele im Stehplatzbereich auf der Stelle treten. Die auf dem Rasen nach dem 1:1 auch.

Claus-Dieter Mayer: Gladbach vs Hoffenheim? Das ist doch die Gelegenheit, dass auch unsere Heimbilanz endlich mal ein 3:3 vorzeigen kann!