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SEITENwechsel Gründe zum Feiern gibt es immer. Der eine freut sich, weil und wie Borussia Frankfurt besiegt hat, der andere strahlt (zumindest insgeheim), weil er heute noch nicht überfahren wurde, und alle sind froh, weil der SEITENwechsel 111 wird und damit einen Brief älter als Borussia dieses Jahr. Wem das nicht reicht, der findet beim VfLog als zusätzlichen Feiergrund, daß wir nicht Hoppenheim sind. Zudem erklärt Martin nachfolgend, warum Bochum sich auf die Zweite Liga freuen sollte. Freu, freu - fehlen nur noch drei Punkte auf Schalke, aber das wäre vielleicht des Guten zuviel (obwohl: nö, eigentlich nicht!).


Lieber Joachim,

Frankfurt! Mit diesem weniger schönen Wort eröffne ich heute meine Replik, doch in dieser Woche kann man selbst „Frankfurt“ mit gleicher Freude aussprechen wie „Fußball“, denn Frankfurt hat verloren. Gegen Borussia!

Ganz unabhängig vom Spiel ist dieser Sieg ein Fest, denn wir sind ja beide von Kollegen gebeutelt, die Eintracht-Fans sind (wie verirrt können Seelen eigentlich sein?), und der beschwerliche Weg ins Büro fällt nun natürlich seit Tagen sehr viel leichter, da man mit einem Lächeln durch die Flure streifen kann, immer bemüht eine „zufällige“ Begegnung herbeizuführen, die man mit einem kleinen fachsimpelnden Fußball-Plausch krönen kann.

Willst Du übrigens wissen, was mein Stutzflügel-Adler-Fan-Kollege mir am Freitag Abend mailte?

„Für Gladbach freut es mich aber, dass sie endlich auch mal einen von den Großen geschlagen haben, das kommt ja selten vor...“

Für eine Sekunde war ich sprachlos, aber dann habe ich eine Mail zurückgeschrieben, nach der es mich nicht überrascht hat, das Büro des betreffenden am Montag leer aufzufinden. „Auswärtige Termine…“ Ja, klar!

Unabhängig vom Triumph-Geschrei auffe Maloche ist aber auch das Spiel selbst tatsächlich ein Anlass zur Freude und zum Optimismus, der mir doch bekanntlich so schwer fällt. Zwar hat Gladbach den nöligen „Liga Total“-Reporter nicht ganz überzeugt, aber was soll man auch von einem Sender halten, der Toni Schumacher als Experten ins Studio holt? Ich selbst war auch schon lange nicht mehr so angetan von einem Borussiaspiel, und sehe genau wie Du das Potential, das in dieser Mannschaft noch steckt. Und ich könnte jetzt noch viel schwärmen und schwelgen und rosige Zukünfte ausmalen, wenn ich nicht tief in mir doch wüsste: Die nächste Klatsche kommt sicher schon bald, und auch die nächste Tapsigkeit und dumme Niederlage wird nicht lange warten lassen. Also schweige ich und freu mich einfach noch ein wenig still.

Schweig.

Schweig.

Freu still.

Schweig.

Freu still.

Kommen wir nun also zu den anderen Themen, die Du mir zuspielst. Der Klassenerhalt ist in der Tat ein Nicht-Thema. Wer ihn jetzt feiert, hat nichts verstanden. Erstens beschreibst Du selbst präzis und historisch kenntnisreich, warum man die Götter nicht necken soll in diesen Dingen. Wenn überhaupt wird gefeiert, wenn wirklich nichts mehr schiefgehen kann, einschließlich eines Dreipunkte-Abzugs wegen unsportlicher Bemerkungen gegen Peter Neururer auf einem obskuren Fanblog. Wer weiß, was DFL und DFB noch so einfällt…

Zweitens aber, und ebenso wichtig, ist der Klassenerhalt nichts, was man nach einer Saison wie dieser feiern sollte. Natürlich feiere ich auch, wenn ich dreißig Spieltage lang gezittert habe, wenn der Abstieg wie ein Damoklesschwert über der Spielzeit hing. Aber bitte, feiert Frankfurt den Klassenerhalt? Nein, die nehmen den in dieser Saison als selbstverständlich an. Und soviel Selbstbewusstsein wie der falsche Michi sollten wir im richtigen Leben doch auch haben. Wir können – toi toi toi – dann vielleicht eine ordentliche Saison, einen Zwischenschritt auf dem Weg zu Konstanz und oberer Tabellenhälfte, was auch immer feiern. Aber den Klassenerhalt? Ich feiere auch nicht jeden Abend, dass mich auf dem Heimweg kein Auto angefahren hat, obwohl es natürlich hätte passieren können. (OK, der Genussmensch in mir ist dafür alles zu feiern, was sich feiern lässt, aber das ist ein anderes Thema.)

Bleibt noch die Wismut versus Wurst-Frage, die ich knapp beantworten kann. Sowohl als auch, mein Freund. Bochum darf sich in der nächsten Saison auf Spiele gegen Aue freuen, bei denen „Glück auf, Glück auf, der (Ab)Steiger kommt“ gesungen wird, aber auch die Fahrt in die Friedensstadt Osnabrück wird auf dem Programm stehen. Aber vorher wird noch viel Schweiß und Tränen fließen. Doch das ist ganz gut so, wo uns Borussia doch in dieser Saison die ganz großen Emotionen verwehrt. Außer, wenn es gegen Frankfurt geht.

Ach ja, und da Du ja vergessen hast, es zu erwähnen: Gegen Schalke müssen am Wochenende natürlich Punkte her. Es sei denn, Gladbach kann helfen, eine Münchner Meisterschaft zu verhindern. Da ist nun also viel Vorausschau gefragt.

Ganz gespannt grüßt Dich

Dein Martin