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Wo immer in der Bundesliga Mannschaften den Bach runtergehen, Fans lautstark protestieren und Trainer wie Spieler dem Unbill ihrer vormaligen Anhänger ausgesetzt sind, sind Kameras und Schlagzeilenknechte schnell vor Ort und vervielfachen das Geschehen unbarmherzig. Hat die Mannschaft viel Geld gekostet und hohe Ziele gehabt und ist der Fall entsprechend tief, ist die Aufmerksamkeit erst recht sicher. Solche Vorgänge führen in Sinsheim gegenwärtig mit schienenhafter Geradlinigkeit zu den vorhersehbaren Schlagzeilen „Fanproteste gegen Trainer und Mannschaft“ etc.  Die  tiefe Ironie hinter dem Geschehen bleibt in den Berichten außen vor, wurde von Fans anderer Mannschaften aber zügig ausgemacht.


Dabei rasselt hier viel mehr aufeinander als nur Erwartung und Realität. Das Projekt „Dorfverein in der ersten Liga“ wurde von Fach- und Nichtfachmedien aufgeblasen und als Seifenblase schön lange in der Luft gehalten. Die Absurdität des kleinen Clubs mit dreistelliger Millionenunterstützung im Rücken wurde lange übersehen und einfach mit der sportlichen Leistung rechtfertigt. Obendrein mit so etwas wie einem Jugendprojekt; wer da noch böse ist, muss ein Unmensch sein, und zu guter Letzt mit den sonstigen guten Taten des Dietmar Hopp. Wer jetzt noch kritisiert, dem wird ganz  einfach Neid unterstellt, denn aus welchem Grund sollte man sonst an einem Heiland etwas auszusetzen haben? Diese Neidgeschichte gibt aber noch genug für einen eigenen Kommentar her, darum spare ich sie mir lieber auf.

Bezeichnender waren nämlich die Szenen vom Samstag. Hoffenheimer Fans haben bisher getreulich alles getan, um genauso auszusehen wie die Fans anderer Mannschaften. Ganz wie das Team wurden kleptomanisch Ultranamen und Fanhymnen zusammengerafft,  auf dass man bloß nicht als Parvenue zu erkennen sei. In der Sonne von Geld und Erfolg jubelten ein paar tausend Badener daheim und wenige hundert auswärts ihrem Team zu, deren durchaus talentierte Jungstars mit viel Geld in die Provinz gelockt worden waren. Dies alles zur sichtlichen Freude des Sponsors, jedenfalls bei Heimspielen. Bis es nun zu einem singulären Moment kam: Nämlich als die Hoffenheimer Fans brav alles weiter so machten wie die richtigen Anhänger anderer Vereine und ihre Helden als „Scheissmillionäre“ beschimpften.

Wo in anderen Stadien die Spieler beschämt werden sollen, hätten sich die Nordbadener Ultras nicht besser selber vors Knie treten können. Von den Supermillionären mit liebem Geld zu “Scheiss Millionären“? In einem Moment seltener Klarheit zeigte diese Realsatire die Bruchstelle zwischen dem kleinen braven Sauberverein und der geldgemachten Realität. Auch wenn sich der Verein Hoffenheim sportlich wieder erholen wird, ist dieser Moment für die Geschichte. Wäre es nicht gerade der Gegner vom Samstag gewesen, müsste man ihm für diesen Einbruch der Realität regelrecht dankbar sein. Der Sinsheimer Vorortverein ist kein listiger kleiner Asterix im kommerziellen Geschäft der großen sondern eine riesige Subvention. Seine Fans müssen die Augen ganz fest zumachen, um das nicht zu sehen; andernfalls überwältigt sie die enttäuschende Aussicht, dass sie nur dem Nachfolger von Günter Mast anhängen.

Mit dem gleichen Recht hätten sich die Hoffenheimer Spieler vor ihren kurzzeitgedenkenden Fans versammeln können mit dem Ruf „Scheiss Millionärsfans!“ Dazu kommt sicher noch die Gelegenheit.