Standesgemäß und wenig überraschend hat Borussia die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Das Ergebnis von 7:0 gegen den TuS Bersenbrück ist einer Partie Bundes- gegen Oberliga angemessen und der Sieg für die neuformierte Borussia war nie ernsthaft in Gefahr. Unter dem Strich alles gut, zumal es allerlei sehenswerte Aktionen zu bewundern gab. Bersenbrück machte es Borussia nicht leicht, dennoch lassen sich aus diesem Spiel nur bedingt Schlüsse für die kommenden Aufgaben in der Bundesliga ziehen. Versuchen wir es trotzdem:
Gerardo Seoane setzte in seinem ersten Pflichtspiel auf eine Elf, die er auch in der Bundesliga so aufbieten könnte. Einzige Überraschung war, dass Florian Neuhaus im ersten Durchgang draußen saß und Ko Itakura mit Julian Weigl die Doppelsechs bildete. Die nächste Überraschung für die zahlreichen mitgereisten Fans wie augenscheinlich auch die Spieler war das hohe Pressing des TuS Bersenbrück in der ersten Halbzeit. Fast hätte der Fünftligist die Borussia in den Anfangsminuten überrannt und wäre in Führung gegangen. Aber auch nach der Doppelchance zum Auftakt blieben die Niedersachsen vorne gefährlich und brachten Borussias Defensive immer und immer wieder in die Bredouille. Mit Ausnahme von Maximilian Wöber wirkte der Verbund aus Viererkette und Doppelsechs nie wirklich sattelfest. Marvin Friedrich und Joe Scally wirkten, als hätten sie noch nie zusammengespielt, Julian Weigl, als sei er gerade erst ins Mannschaftstraining eingestiegen. Bis zum Spiel in Augsburg muss dringend noch etwas passieren. So wie in Bersenbrück kann eine Defensive in der Bundesliga nicht bestehen.
Kommen wir zum Positiven: Die Neuzugänge wussten allesamt zu überzeugen. Auf den Flügeln beeindruckten sowohl Nathan Ngoumou als auch Franck Honorat mit Tempo und Ballsicherheit. Auch treffsicher zeigten sie sich, auch wenn Ngoumou bei einem Schuss an die Unterkante der Latte einmal großes Pech hatte. Beide spielten dabei durchaus mannschaftsdienlich, gerade Honorat setzte immer wieder auch Mitspieler mit schlauen Pässen in die Tiefe ein.Der "Zielspieler" Tomas Cvancara führte sich zwar mit einer Slapstick-reif vergebenen Großchance ein, bewies aber später wie Honorat zweimal seinen Torriecher. Äußerst positiv wirkte sich die Einwechslung von Florian Neuhaus aus, der zur Pause für Itakura kam. Neuhaus war ein Aktivposten, kurbelte das Spiel an und versuchte es, wenn auch letzten Endes ohne Glück, auch mehrmals mit Torabschlüssen. Und auch die später eingewechselten Hack und Ranos machten ihre Sache gut, vor allem Hack stand Ngoumou und Honorat in Sachen Schnelligkeit in nichts nach. Beide trafen noch zum deutlichen Endstand. Alassane Plea muss seine Rolle im Spiel noch finden, der Franzose war aufmerksam und hatte viele Ballkontakte. Im Passspiel ging einiges schief und dass er ein ganz anderes Tempo spielt, als seine offensiven Mitstreiter, war augenfällig.
Am Ende hat Borussia das Spiel an der Bremer Brücke in Osnabrück auch in der Höhe verdient gewonnen. Bei allem Lob für die Offensive darf man nicht übersehen, dass Bersenbrück sein Heil komplett in der Offensive suchte und das Abwehrspiel darüber zeitweise völlig vernachlässigte. Borussia hatte vor dem gegnerischen Tor deswegen vergleichsweise leichtes Spiel. Festzustellen ist auch, dass es vor allem die neu dazugekommenen Spieler waren, die die Fans zeitweise begeisterten und dass einige derjenigen, die schon in der vergangenen Saison Stammspieler waren, eher unterwegs waren, wie weiland unter Farke. Hier wartet noch Arbeit auf Gerardo Seoane, der nach dem Spiel auch freimütig einräumte, dass ihm noch nicht alles gefallen hat. Die Partie bei Angstauswärtsgegner Augsburg wird alles andere als ein Selbstläufer.