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Borussia verliert in Leipzig. Die Geschichte dieses Spiels ist schnell erzählt – weil sie einem bekannten Muster folgt. Borussia macht ein gutes Spiel, bleibt vor dem gegnerischen Tor aber ineffizient. Nach einem Gegentor aus ziemlich heiterem Himmel bricht die Mannschaft ein und verliert am Ende deutlich. Eine knappe Stunde lang war das Team von Daniel Farke das Bessere. Leipzig fand kein Mittel gegen die defensiv gut geordneten Gladbacher, die ihrerseits zu einigen Chancen kamen, Leipzig zu Fehlern einluden – aber aus all dem kein Kapital schlagen konnten. Hofmann, Thuram und Plea brachten den Ball auch aus aussichtsreicher Position nicht im gegnerischen Tor unter. In der 53. Minute waren die Voraussetzungen, diesen Bann zu brechen, dann ideal: Raum holte Hofmann im Strafraum von den Beinen. Den fälligen Elfmeter schoss Plea schwach und wenig platziert halbrechts flach auf Tor, Leipzigs Keeper Jannis Blaswich hatte kein Problem, den Ball abzuwehren. Was dann kam, entsprach den Erwartungen von vermutlich 90 Prozent der leiderprobten Borussia-Fans. Die bis dahin so disziplinierte Mannschaft wurde nervös. Tobias Sippel brachte Manu Koné mit einem unüberlegten Abwurf in Not, der Franzose versuchte, die Situation gegen zwei Mann am eigenen Strafraum spielerisch zu lösen, statt den Ball wegzudreschen, Timo Werner zeigte Marcus Thuram, wie man einen Torschuss platziert, Sippel hatte die Faust noch dran, konnte den scharf geschossenen Ball aber nur noch an die Unterkante der Latte lenken – 0:1. Der übliche Einbruch folge auf den Fuß. Plea legte Haidara im eigenen Strafraum ohne zwingende Not, Forsberg zeigte Plea daraufhin, wie man einen Elfmeter schießt – 0:2. Acht Minuten später befand sich die ganze Abwehr bei einem Eckball im Tiefschlaf, Gvardiol fand sich eigentümlich allein vor dem Tor wieder – 0:3 

Eine weitergehende Analyse kann unterbleiben, es ist nach ähnlichen Spielen bereits alles gesagt und geschrieben worden. Auch bei uns, man lese einfach die Texte nach den Spielen z.B. in Mainz, Berlin oder Augsburg. 

Ansonsten lernen wir: Bei vielen Gladbachfans handelt es sich um Menschen, die andere ins Fadenkreuz nehmen, mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden. Danke für diese Erkenntnis, Max Eberl. Da braucht es keine weiteren Kommentare zu, führt der Red-Bull-Sportdirektor weiter aus. Und da möchte man ihm nicht widersprechen. Allerdings ist die Aussicht, dass dieser Herr in den kommenden Tagen gleich mehrfach die Gelegenheit haben wird, diesen und anderen Schwachsinn öffentlichkeitswirksam zu verbreiten – so in der sonntäglichen DSF-Plauderrunde und in der Woche darauf im ZDF-Sportstudio – eine wenig ersprießliche. Dem Image von Borussia und seiner Fans sind die öffentlichen Auftritte des Max Eberl nicht zuträglich, solange sich niemand traut, seine Worte in Frage zu stellen. Aber unter den Sportmedienschaffenden in Deutschland scheint es Konsens zu sein, dass sich das bei Max Eberl spätestens seit dem 28. Januar 2022 nicht mehr geziemt. 

Die Anhänger von Borussia Mönchengladbach verdienen aber zumindest Solidarität aus dem eigenen Verein. Im Großen und Ganzen hat sich Borussia in der Sache Eberl richtig verhalten: Man hat kein Öl ins Feuer gegossen und die diversen Nickeligkeiten und Nachtretereien von Seiten des Verflossenen unkommentiert gelassen, so weit so souverän. Etwas weniger notwendig waren die Verweise von Eberls Nachfolger auf das „supper Verhältnis“, das man immer noch pflege oder das öffentliche Bejubeln von Eberls Wirken in Leipzig durch den Kapitän und seinen Stellvertreter. 

Nach den jüngsten Unsäglichkeiten wäre es an der Zeit, dass diese Menschen Farbe bekennen: Wem gehört ihre Solidarität? Den eigenen Anhängern, die die Mannschaft auch zu einer 0:3-Niederlage mit Ankündigung in Leipzig begleiten und dort nach Kräften unterstützen, und die zu einem gewissen Teil auch einen Beitrag zum täglichen Brot der Herren Virkus, Stindl, Kramer etc. beitragen? Oder dem, was aus Max Eberl geworden ist.

Die ehrliche Antwort, so steht zu befürchten, wird uns nicht gefallen.