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Borussia ist nicht gut aus der Winterpause gekommen. Oder ist Borussia etwa noch gar nicht im Jahr 2023 angelangt? Im zweiten Spiel des Jahres zeigte die Mannschaft noch weniger als gegen Leverkusen, was sie auf dem Platz eigentlich will. Die Niederlage beim FC Augsburg war hochverdient und hätte gut und gerne noch höher ausfallen können. Fast genauso ungläubig, wie während des Spiels im Angesicht des Dargebotenen ist man als gewogener Beobachter danach, wenn man sieht, wie die Beteiligten die Partie bewerten.

Dass sich die Leistung der ersten von der der zweiten Halbzeit unterschied, haben alle richtig erkannt. Für die erste Halbzeit allerdings eine andere Schulnote als „mangelhaft“ geben zu wollen, spricht nicht für Daniel Farke und sein Team. Die zweite war „ungenügend“, da sollte es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Schon vor der Pause war es schwer, einen Plan im Spiel Borussias zu erkennen. So wie erwartet – Borussia macht das Spiel, Augsburg reagiert - war es auch da schon nur in Grenzen. Borussia hatte zwar etwas mehr den Ball, aber die Feldüberlegenheit war lange nicht so augenfällig wie später behauptet. Schon vor der Pause wurden Bälle im Mittelfeld hergegeben und vor allem fehlte, wie schon im Spiel gegen Leverkusen, der Zug zum gegnerischen Tor. Eine Chance durch einen 16-Meter-Schuss von Stefan Lainer und eine halbe durch den ansonsten bestenfalls unauffälligen Marcus Thuram, mehr hatte Borussia vorne nicht zu bieten. Auf der anderen Seite hatte Augsburg zwei klarere Gelegenheiten, spielte engagiert und machte kurz vor der Pause ein Tor, das nur wegen einer hauchzarten Abseitsstellung zurückgenommen wurde. Nach einer Ecke war Jonas Omlin der Ball aus den Fingern geflutscht, Beljo stand bei der Kopfballverlängerung vor dieser Aktion einen halben Fuß breit im Abseits. Omlin sah sich zudem unfair attackiert, das hatte Schiedsrichter Schlager aber offenbar anders bewertet – und man neigt dazu, ihm Recht zu geben. Christoph Kramer spielte erneut vorne und fiel vor allem dadurch auf, dass er in einer Situation dem schussbereiten Nathan Ngoumou den Ball vor der Nase wegköpfte – ins gegnerische Toraus. Damit ist im Grunde auch schon alles über die angeblich gute erste Halbzeit gesagt.

Die zweite könnte man sehr kurz abhaken. Borussia spielte furchtbaren Fußball. Gehen wir dennoch etwas ins Detail und gleichen das Gesehene erneut mit dem später Gesagten ab: „Nicht mehr so stabil in der Ordnung gegen den Ball“ sei man gewesen, sagt der Trainer. „Völlig ungeordnet“ träfe es wohl eher. Alle statistischen Werte sprechen für Augsburg, der subjektive Eindruck ist: Borussia spielte ideen- und lustlos. Es ist unmöglich, zu erkennen, was der Plan für diese Halbzeit war, nachdem man nach der ersten eigentlich wissen musste, dass man es mit einem nicht ganz schlechten Gegner zu tun hat. Die Stockfehler und unmotiviert verdaddelten Bälle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Zählen wir lieber die gelungenen Offensivaktionen und Torchancen:     .

Augsburg erspielte sich ein deutliches Übergewicht, wurde von Minute zu Minute selbstsicherer und gefährlicher. Eine Viertelstunde vor Schluss machte sich bei denen, die es mit Borussia halten, das Gefühl breit, mit einem Punkt hier ausgesprochen freundlich bedient zu sein. Dazu kam es nicht. Ein planlos zu, Gegner geköpfter Ball in der Augsburger Hälfte führte zum entscheidenden Gegenstoß. Aber nicht dieses eine Tor machte am Ende den Unterschied, wie Gladbachs Trainer später meinte. Den Unterschied machte eine Mannschaft, die das Spiel unbedingt gewinnen wollte. Und die hieß nicht Borussia.

Platz neun nach der Hinrunde ist okay, sagt Julian Weigl. Für eine Mannschaft, die so spielt, wie Borussia im Moment, stimmt das zweifellos. Dass die Ambitionen vor der Saison andere waren, darf man an dieser Stelle aber gerne noch einmal erwähnen. Zudem wird es bei Platz neun nicht bleiben, wenn das Team so weitermacht wie zuletzt. Eine intensive Wintervorbereitung hat bisher keine spürbaren Folgen auf dem Platz, zumindest keine positiven. Was will Daniel Farke von seiner Mannschaft? Wie stellt er sich das Spiel Borussias vor? Davon ist nichts zu sehen. Selbst in den besseren Momenten ist das Team ungefährlich. Gehört „Toreschießen“ am Ende gar nicht zum vor der Spielzeit so gerne zitierten Farke-Fußball? Bei Daniel Farke ist es zurzeit ein bisschen wie bei Olaf Scholz: Man will ihn gerne verstehen, weiß aber nicht wirklich, was ihn umtreibt. Und hofft, dass er das wenigstens selbst weiß.

Halten wir fest: Borussia 2023 spielt ohne Mut, ohne sichtbares Konzept, ist bisher ungefährlich vor dem gegnerischen Tor, dafür gefahrenanfällig vor dem eigenen. Wie es aussieht, wenn eine Mannschaft als solche auftritt, hat Augsburg demonstriert. Borussia ist von einer solchen Anmutung weit entfernt.  Sollten Trainer und Mannschaft das Ruder – wie auch immer – nicht sehr schnell herumreißen, sollten wir den Blick jetzt nach unten richten. Borussia schickt sich an, wieder da anzuklopfen, wo sie irgendwann mal hergekommen ist.