Warnung
  • JUser: :_load: Fehler beim Laden des Benutzers mit der ID: 82

Die Meteorologen erklären den Winter für beendet, ihnen fällt das leicht, er hat ohnehin gar nicht richtig angefangen. Im Umfeld von Borussia Mönchengladbach wünschen sich viele, dass auch hier eine dunkle Zeit zu Ende gehen möge, die seit Jahresbeginn genau einen Punkt erbracht hat. Aber, wie man beim Bericht des Kollegen Heinen nachlesen kann, war weder die Hinrunde so strahlend hell wie die letzten Wochen dunkel, insofern wird auch hier der Übergang in den Frühling sanft erfolgen.

Auch bei relativierten Ansprüchen ist die Hoffnung aber groß, gegen die TSG aus Sinsheim den Frühling vorzuverlegen und drei Punkte einzufahren. Abgesehen vom Spiel in Bremen, wo erst kurz vor Schluss das Unentschieden gesichert werden konnte, ließ der Rückrundenauftakt realistisch ohnehin nicht viel mehr zu als das Erreichte. Ab jetzt kann man sich wieder dem Gedanken stellen, dass die Borussen eine Mannschaft haben, die konkret um die Plätze zur Europa League spielen kann und auch absolut darum kämpfen sollte.

Mit welchem Personal das geschieht, bleibt noch offen, da der Einsatz von Arango nach Verletzung und Herrmann mit Grippe nicht gesichert ist. Das könnte den wenig wechselfreudigen Favre im Ernstfall dazu zwingen, gleich drei Spieler ersetzen zu müssen, denn der Innenbandanriss von Oscar Wendt bringt vorläufig Filip Daems wieder in die Stammelf. Auf dass die Vertragsverlängerung ihm Flügel bescheren möge.

Kniffliger könnte es auf den vorderen Außenpositionen zugehen, wenn tatsächlich beide Offensivspieler dort ausfallen. Nach den vergangenen Einsätzen sieht es so aus, als ob Branimir Hrgota sowohl für Arango als auch für Herrmann die erste Alternative wäre und das, obwohl der Schwede seine Stärke im Abschluss am ehesten im Zentrum zur Geltung bringt. Die andere Möglichkeit für den Ersatz von Arango wäre - Wendt. Da könnte ein Einsatz von Beginn an für Amin Younes näher rücken.

Egal mit welchem Personal sollte sich die Mannschaft die guten Szenen der vergangenen Spiele vor Augen halten und sich auf die auch dort gezeigten eigenen Stärken besinnen. Die Anfangsphase in Hannover und die erste Halbzeit in Bremen waren so überlegen hingespielt, dass das auch gegen Hoffenheim ohne weiteres zu wiederholen sein müsste. Und es wäre sicher sehr hilfreich dabei, wenn die Borussen mit weniger Nachlässigkeit und träumerisch hingezogenen Fehlpässen ihr eigenes Offensivspiel meucheln würden, insofern muss das Fehlen von Wendt keine übermäßige Schwächung  bedeuten. In selbiger Offensive könnte Raffael seine Leistung aus Bremen einfach wiederholen, während Kruse darauf zu warten scheint, dass ihm irgendein Treffer gelingt, damit er wieder in Normalform kommt. Was für die Hoffenheimer Abwehr bereits lethal sein könnte.

Womit wir beim kommenden Gegner wären. Ein Bericht zu Hoffenheim ist wie die Steuererklärung, es ist lästig, zeitraubend und ein Mal im Jahr kommt man nicht drumherum. Und man muss den Dortmundern vorwerfen, dass das alles nicht nötig wäre, wenn sie ihre Arbeit gemacht hätten, was für die Steuererklärung weniger Geltung hat.

In dieser Saison ist das Dasein als Fan (oder Follower?) der TSG vom Ende des 19. Jahrhunderts leichter als in der vergangenen. Der Retter von einst, Trainer Markus Gisdohl, ist zwar ebenfalls weit davon entfernt, seine Talente aus der Region in die Nähe der Plätze mit europäischer Aussicht zu bringen, ist aber auch genauso weit von der Abstiegszone entfernt, was den reduzierten Ansprüchen erst mal genügt. Dies gelingt ihm, in dem er einfach für jedes kassierte Tor eins schießen lässt, was dazu führt, dass die Nordbadener die drittbeste Offensive mit der viertschlechtesten Abwehr vereinen.
Der Angriff der Sinsheimer wird dabei mit zwei Namen verbunden, die da wären Firmino und Volland.

Der junge Brasilianer hat nach instabiler Anfangszeit dieses Jahr zu konstanten Leistungen gefunden und spielt eine ähnliche Rolle wie Raffael auf Gladbacher Seite. Neben seinen technischen Stärken zeigt Firmino in dieser Saison auch den Blick für den Nebenmann und das Gefühl für den richtigen Moment des Abspiels und ist konstant torgefährlich. Sein Wirbeln ist ein  Faktor dafür, dass Volland regelmäßig die Zuspiele erhält, mit der er seine Cleverness vorm Tor voll einsetzen kann. Überhaupt ist Volland, auch wenn er eher im Mittelfeld spielt und Schipplock die vorderste Spitze besetzt, einer der ganz wenigen jungen Angreifer in Deutschland, die noch am ehesten dem klassischen Bild eines Stürmers entsprechen. Was wiederum gelegentliche Spekulationen über seine Chancen auf eine WM-Teilnahme nährt.

Weniger zuverlässig geht es bei den Sinsheimern im hinteren Bereich zu und das, obwohl Tim Wiese nun endgültig Vergangenheit ist. Es ist wohl kein Zufall, dass die auffälligsten Szenen der Abwehrspieler vorne stattfinden, und zwar dann, wenn entweder Salihovic zu seinen ungemein gefährlichen Standards antritt oder wenn Verteidiger Süle bei jenen Standards seine 1,95 in den gegnerischen Strafraum wuchtet. So trägt die Abwehr in jeder Hinsicht dazu bei, dass Spiele von  Hopps Club regelmäßig zu den torreichsten zählen.

Der Rückrundenstart verlief für die Kraichgauer deutlich besser als für die Borussen, kam aber auch ohne übermäßig starke Gegner oder Champions League Sieger aus. Siege gegen die derzeitigen Dauerverlierer Hamburg und Stuttgart, kombiniert mit einem Unentschieden in Freiburg und dem ersten Saisonsieg für Nürnberg sind eher im unteren Bereich von "beeindruckend". Dabei führte Gisdohls Mannschaft einmal mehr die ganze Bandbreite von Abwehrschwäche und offensiver Torgefahr vor, wobei sie die Siege auch brauchte, um jetzt nicht im Abstiegskampf zu stecken.

Diese Unausgewogenheit hindert Hopps Haufen am Streben nach höheren Plätzen und macht ihn vor allem zu einer Mannschaft, die für Europa League Aspiranten drei Punkte hergeben müssen. Auch wenn die Konterstärke von Firmino & Co auswärts nicht unterschätzt werden darf, es wird Zeit, dass in Mönchengladbach der Frühling beginnt.

Aufstellungen:

Borussia: ter Stegen; Korb, Jantschke, Stranzl, Daems; Xhaka, Kramer; Hrgota, Raffael, Arango; Kruse

Hoffenheim: Casteels; Beck, Abraham, Süle, Johnson; Salihovic, Rudy; Volland, Firmino, Herdling; Schipplock

SEITENWAHL-Meinung:

Thomas Häcki: Mit dem 0:1 dürfte sich die Frage, ob personelle Umstellungen erfolgen müssen, selbst beantworten. Zwar spielt die Borussia weiter spielbestimmen, bleibt aber ini der Offensive bedenklich harmlos.

Christian Spoo: Leicht tut sich die Borussia gegen den Traditionsverein aus dem Kraichgau nicht, dank großen Engagements gelingt aber dennoch ein 2:1 Erfolg.

Michael Heinen: Da ich keine Lust mehr auf Krisengerede und Jammerei habe, gibt es nur einen Ausweg: Borussia schlägt Hoffenheim mit 4:1

Christoph Clausen: Ach, was soll´s. Irgendwann muss Borussia wieder gewinnen und warum nicht gegen das Konstrukt, das die Welt nicht braucht? Die spärlich im Park vertretenen Hoffenheimer Kunden sehen ein 1:2 ihres Dienstleisters.

Christian Heimanns:  Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Liga und ein süßes 2:1 macht Borussia zum Sieger.