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Rückblende. Sommer 2012. Max Eberl hat nach dem Verlust dreier Basisspieler Wort gehalten und Borussia Mönchengladbach fulminant verstärkt. So fulminant, dass sich das Umfeld uneins darüber ist, wie es die Überraschungsmannschaft der Vorsaison einschätzen soll. Wird das Team weiter am Erfolg anknüpfen können? Oder war der Aderlass zu groß und die Borussia kehrt trotz Rekordtransfers in die Niederungen des Abstiegskampfes zurück? Der Boulevard spielt bereits genüsslich mit diesen Extremen. Extreme verheißen Schlagzeilen. Und so wird jedes Spiel genau registriert. Die Borussia beginnt hoffnungsvoll. Zwar scheidet man in der Champions-League-Qualifikation aus, erringt in Kiew aber einen bemerkenswerten Achtungserfolg. Alemannia Aachen wird im Pokal souverän ausgeschaltet. Und auch der Start in die Bundesliga gelingt mit vier Punkten. Das soll sich auch gegen Nürnberg fortsetzen. Einen gerne gesehenen Gast, der regelmäßig seine Punkte zum Verbleib am Niederrhein mitbringt. Man muss zwar respektvoll anerkennen, dass sich der Club mit bescheidenen Mitteln in den letzten Jahren stetig verbessern konnte. In ihrer Entwicklung liegen die Franken jedoch hinter den Borussen zurück. Nun soll der nächste Schritt zur Etablierung der neuen Fohlen getan werden. Es ist schon fast ironisch, dass ausgerechnet dieses Spiel für Mönchengladbach den ersten Wendepunkt der Saison darstellen sollte.

 

 

Die Borussia spielte ansehnlich, phasenweise sogar sehr gut. Doch es zeigte sich an diesem Nachmittag, das phasenweise in einer der stärksten Ligen der Welt eben nicht ausreichend ist. Die ersten 20 Minuten fand die Heimmannschaft nicht statt, danach kam es trotz starken Spiels zu teilweisen eklatanten Schwächen in der Defensive. Der Club war clever genug, dies an diesem Nachmittag auszunutzen und stand damit am Anfang eines schmerzhaften Lernprozesses für die Borussia. Der bislang größten Krise unter der Ägide Favre. Bis Ende Oktober, als die Siege gegen Olympique Marseille und Hannover 96 den zweiten Wendepunkt in der Saison markierten, sollte nur noch ein Sieg gelingen. Dazwischen lagen Debakel (Dortmund, Bremen), schmeichelhafte Punktgewinne (Leverkusen, HSV), Enttäuschungen (Düsseldorf, Limassol) und eben Lehrstunden (Fenerbahce) . Der Umbruch ging nicht so geräuschlos vonstatten, wie man es sich gewünscht hatte. Lucien Favre suchte zwischenzeitlich fieberhaft nach der richtigen Mischung im Team. Inzwischen darf man sagen, dass ihm dies gelungen ist. Seit Ende Oktober verlor die Borussia von 15 Partien nur noch zweimal und ist seit neun Spielen ungeschlagen. Als Lohn durfte man im Europapokal überwintern und steht in der Bundesliga auf einem respektablen siebten Rang, auf Tuchfühlung zu den begehrten Europapokalplätzen.

 

Nun also wieder Nürnberg. Für den Club sollte das Spiel in Mönchengladbach interessanterweise ebenfalls ein Wendepunkt in der Saison sein. Von den folgenden zehn Spielen konnte man nur noch eines für sich entscheiden. Erst am 14ten Spieltag gelang es den Franken, die sportliche Talfahrt mit einem Sieg gegen Hoffenheim einigermaßen zu bremsen. Zu diesem Zeitpunkt war die Euphorie des bislang einzigen Auswärtssieges bereits verflogen, der Traditionsverein war in den Niederungen des Abstiegskampfes angekommen. Zwar gelang es in der Folge, sich einigermaßen zu stabilisieren. In der Winterpause folgte aber der nächste Schock. Erfolgsgarant Dieter Hecking verließ völlig überraschend den Club in Richtung Wolfsburg. Die Gründe blieben nebulös, aber der Verein war zum Handeln gezwungen. Mit Amateurtrainer Michael Wiesinger entschied man sich beim Club für eine interne Lösung. Ganz unbeschrieben ist dieses Blatt nicht, führte er doch bereits den FC Ingolstadt in die zweite Bundesliga. Ob er allerdings auch in der Lage ist, die großen Fußstapfen von Dieter Hecking zu treten, daran zweifelt man nicht nur in Nürnberg. Wiesinger wird kritisch beäugt. Gelingt ein Erfolg, wähnt man sich in Franken weiterhin im Soll. Eine Niederlage dürfte jedoch zu einer erhöhten Alarmbereitschaft führen.

 

Die Situation des Clubs ist ernst, aber nicht dramatisch. Auf Platz 15 befindet man sich zwar auf Tuchfühlung zu den Abstiegsrängen - allerdings mit acht Punkten Vorsprung auf Augsburg und Hoffenheim. Dies mag beruhigend klingen, doch ist den Nürnberger Fans der dramatische Abstieg von 1999 noch zu präsent, um beruhigt zu sein. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Club seit September zu Hause ungeschlagen ist. Der letzte dort siegreiche Verein war pikanterweise der VfB Stuttgart. Jener Verein also, der auch die Gladbacher zuletzt bezwingen konnte – allerdings generell. Am Niederrhein würde man gerne daran anknüpfen. Ein Sieg in Nürnberg würde die Träume von einer erneuten Qualifikation für den Europapokal etwas konkretisieren. Eine Niederlage wäre hingegen ein Rückschlag auf dem Weg dorthin. Dazu kommt, dass man sich bislang in den beiden Spielen der Rückrunde wenig überzeugend präsentierte. Aber die Ausbeute war zufriedenstellend. Ein 0:0 auswärts, ein knappes 2:1 trotz anfänglicher Dominanz zu Hause – abergläubische Gemüter erkennen ein Déjà-vu zur Hinrunde. Stellt die Partie in Nürnberg also einen weiteren Wendepunkt für die Borussia dar? Den dritten in dieser Saison? Zumindest in Mönchengladbach kann man darauf gerne verzichten.

 

 

 

Voraussichtliche Aufstellungen:

 

Der Club: Schäfer - Chandler, Nilsson, Klose, Pinola - Simons - Kiyotake, Feulner, Balitsch, Gebhart - Pekhart

 

Die Borussia: ter Stegen - Jantschke, Dominguez, Stranzl, Wendt - Nordtveit, Marx - Cigerci, Arango, Herrmann – de Jong

 

 

 

Tipps:

 

Christian Spoo: Wie im vergangenen Jahr müht sich Borussia beim Club vergeblich. Das Favre Team bestimmt zwar das Spiel, verliert es aber dennoch unglücklich mit 0:1.

 

Christoph Clausen: Was haben Bayern, Dortmund, der HSV und Gladbach gemeinsam? Antwort nach dem 20. Spieltag: Alle vier mussten sich in Nürnberg trotz optischer Überlegenheit mit einem 1:1 begnügen.

 

Christian Heimanns: Stabile Borussen einerseits, die noch ihre obere Leistungsgrenze suchen und wackelige Franken andererseits mit einem neuen Trainer. Sagen wir mal, das reicht zu einem 2:1 Auswärtssieg.

 

Christian Grünewald: Die Favre-Truppe wirkt mehr und mehr gefestigt, Nürnberg sucht mit neuem Trainer noch die Stabilität: Das reicht für einen 1:0- Auswärtssieg.

 

Michael Heinen: Es wird Zeit, dass sich Borussia aus dem Mittelfeld nach oben absetzt. Dafür muss in Nürnberg ein Sieg her, der mühsam mit 2:1 gelingt.

 

Thomas Häcki: Auf einen weiteren Wendepunkt kann ich verzichten. Mit einem 0:0 kann ich daher sehr gut leben.