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bayer04 Für  viele Bewohner der Rheingegend hat am Donnerstag eine "Jahres"zeit begonnen, die sich die närrische nennt. Bei Borussia Mönchengladbach beginnt am Samstag stattdessen eine Phase, die die Mannschaft gründlichst in allen Bereichen prüfen wird. Die Session wird durch das Gastspiel des Tabellendritten von Bayer Leverkusen eröffnet, gefolgt vom Besuch des Tabellendritten aus Italien Lazio Rom; keine 48 Stunden später  findet ein Auswärtsspiel beim HSV statt , dann geht es direkt nach Rom zum Rückspiel und am Ende kommt der deutsche Meister aus Dortmund vorbei. Bei einer solchen Parforce-Tour heisst es oft, dass man anschließend wisse, wo man steht. Hoffentlich will man es dann auch noch so genau wissen.


Nach den ersten Spielen der Rückrunde könnte man feststellen, endlich wieder die Borussia gesehen zu haben, die die Fans gewohnt sind. Nämlich keineswegs das Effizienzwunder an Chancenverwertung aus der Hinrunde, sondern ein Team, dass aus einem möglichen Kanterkontersieg gegen Düsseldorf einen Zittersieg macht und das in Nürnberg die trotz des absurden Elfmeters sehr gut möglichen Punkte gnädig liegen lässt. Das fühlt sich doch gleich viel vertrauter an. Siebter der Tabelle zu sein ist am Anfang der Rückrunde für die Borussia  beileibe nichts schlechtes, es ist nach der vergangenen Saison der Wunder die zweibeste Platzierung seit 17 Jahren. Und dennoch ging mit dem verpassten Sprung auf Platz 5, nachdem die Konkurrenz ihren Spieltag in großer Form versemmelt hatte, eine Chance verloren, sich mehr Selbstvertrauen zu holen und schöne Fakten zu schaffen für den Kampf um Europaleage Plätze der nächsten Saison. Und auch dieses Verpassen fanden viele Anhänger merkwürdig gewohnt und vertraut.

Und so werden über die Fohlenelf derzeit Meinungen abgegeben, die von gerade noch akzeptabel bis knapp unter großartig rangieren. Mal stimmt das Ergebnis, aber das Spiel ist bedenklich; mal läuft das Spiel wie geschmiert aber am Ende springt nichts bei herum. Mal sind Abwehr und Torwart unüberwindlich, mal hängt alles an einem genialen Einfall von Arango. Wer sich das Stürmerduo anschaut, läuft Gefahr, den schnellen, dribbelstarken, torgefährlichen von beiden für den 12 Millionen Einkauf zu halten. Und obwohl sich die Statistiken nicht so schlecht ausnehmen, ist immer wieder eine Unzufriedenheit spürbar, die einem Fastabsteiger von vor eineinhalb Jahren kaum angemessen ist. Warum nur?

Offenbar geht es nur schwer in die Vorstellungswelten, dass die Saison 2011/12 nicht nur vorbei sondern auch nicht zu wiederholen ist. Da kann Favre noch jahrelang versuchen, die Leute zu überzeugen, da ist alles unter Platz 4 einfach viel schlechter als Platz 4. Und manche Spieler mögen zum Kuckuck einfach nicht Marco Reus sein, so sehr man es ihnen auch nahelegt und egal, was sie gekostet haben. Es ist wohl doch sehr gladbachhaft, aktuelle Teams mit vergangenen zu vergleichen. Dabei hat das vorhandene durchaus seine Stärken, vor allem in der größtenteils soliden Abwehr, aber auch in der Fähigkeit, sich von Rückständen nicht beeindrucken zu lassen. Und wenn es auch nach vorne an Durchschlag mangelt oder das Direktspiel übertrieben wird, so ist die Idee von schnellem Spiel bei Ballbesitz doch immer zu erkennen. Zu hohe Erwartungen dritter sind nicht die Schuld der Spieler.

Und somit mit gemessenen Erwartungen auf ins Treffen mit Bayer Leverkusen, das nun mangels Köln ebenfalls das Etikett Derby verpasst bekommt. Martin Stranzl ist wieder dabei und wird den gelbgesperrten Jantschke als rechter Verteidiger vertreten. Üblicherweise erledigt er diese Aufgabe nach hinten so gut wie der U21 Verteidiger und nach vorne nicht schlechter. Auch Havard Nordtveit steht wieder zur Verfügung und scheint fit für einen Einsatz von Beginn an zu sein. Mit dem in dieser Saison beständig starken Norweger dürfte sich im zentralen Mittelfeld wieder mehr Stabilität einstellen als gegen Nürnberg  - und das ist auch gut so.

Denn der Gegner aus Leverkusen spielt nicht nur eine ausgezeichnete Saison, er scheint auch trotz eines Punktes aus den letzten beiden Spielen bei voller Stärke zu sein. Die Niederlage vom letzten Sonntag gegen bärenstarke Dortmunder werteten die Beobachter ausschließlich als Beweis der Leverkusener Stärke, denn was die Bayer-Elf mit dem deutschen Meister zwischenzeitlich anstellte, zeugte von hoher Moral und starkem fußballerischen Vermögen. Die Vizevizemeisterschaft ist ein reelles Ziel.

Auf den ersten Blick hat das Team wenig Stars zu bieten, außer vielleicht Schürrle. Bei genauerem Hinsehen ist auch der Torwart ein Einkauf von acht Millionen Euro, Kießling ein Mittelstürmer auf Nationalmannschaftsniveau, Castro ein endlich von defensiven Aufgaben entfesselter Rechtsaußen und Lars Bender ein um nichts schlechteres Lauf- und Zweikampfwunder als sein Bruder in Dortmund. Nach dem höchst medienwirksamen Fehlversuch mit Ballack stellt man auch in Leverkusen fest, dass ein Konzept wie "Führungsspieler" nur eine Phrase ist, verglichen mit dem Wert einer technisch hochwertigen jungen Mannschaft.  Nicht mal mehr einen Startrainer gibt es, dafür liefert das Duo Hyppiä / Lewandowski auf seiner ersten Station für beide überzeugende Arbeit ab.

Durch das Auftreten von Castro und Schürrle auf den Flügeln wird das Leverkusener System meist als ein 4-3-3 eingeordnet. Das sollte man nicht zu sehr als Ankündigung für Offensivspektakel sehen,  das Team vom Chemiepark spielt zeitgemäß und verteidigt kollektiv. Dennoch ist das eine Mannschaft, die den Ballbesitz sucht und damit elegant und zielgerichtet umgehen kann, wenn man es ihr erlaubt. Das Rezept für die Gladbacher Borussen sollte als darin bestehen, zum einen noch engagierter und konzentrierter als sonst zu stören und den Ball zu erobern. Und zum anderen, nach eigenem Ballgewinn nicht nur blitzartig wie immer nach vorne zu jagen, sondern in engen Situationen auch ein Mal den Fuß auf dem Ball zu halten und das Spiel durchdachter zu gestalten. Dann kann das Spiel vom Samstag ein guter Wegweiser für die kommenden Wochen werden.

Aufstellung:

Borussia: ter Stegen; Stranzl, Dominguez, Brouwers, Wendt; Cigerci, Marx, Nordtveit, Arango; Herrmann, de Jong
Leverkusen: Leno; Carvajal, Wollscheid, Boenisch, Friedrich; Reinartz, Bender, Rolfes; Castro, Kießling, Schürrle

SEITENWAHL-Meinung

Michael Heinen: Wenn Leverkusen nach Mönchengladbach reist, gibt es traditionell (fast) immer ein Unentschieden. Aktuell wäre dies für Borussia ein respektables Ergebnis, so dass man mit dem 1:1 wird leben können.

Christian Spoo: In der vergangenen Saison hat Borussia Leverkusen an die Wand gespielt und nur durch Pech und das unglückliche Händchen des Trainers beim Wechseln einen Sieg verpasst. Diesmal kassiert das Team von Lucien Favre eine verdiente und recht klare 0:2-Niederlage und niemand wird danach von Pech sprechen.

Christian Grünewald: Leverkusen spielt stark, aber auch mit offenem Visier - und Borussia kommt es entgegen, mal wieder von der Bürde der Spielkontrolle befreit zu sein. Die Zuschauer im Borussia-Park können sich über ein spannendes 2:2 freuen.

Christoph Clausen: Starke Leverkusener siegen im Borussia-Park mit 1:0. Nach der zweiten Gladbache Niederlage in Folge drehen in den diversen Fanforen schon wieder die ersten durch. Dabei ist die Borussia tabellarisch weiterhin voll im Soll.

Christian Heimanns: Geschichte und Statistik, die Verfassung beider Mannschaften, alles spricht für ein 2:2. Dann muss ich mich dem beugen.