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Es ist schon paradox. Da besiegt Borussia als vermeintlich abgeschlagener Tabellenletzter den designierten Deutschen Meister und kämpft sich auf sensationelle Weise in den Abstiegskampf zurück. Geredet wird aber ausschließlich über die Machtambitionen eines ehemaligen Spielers. Viel wichtiger als die Frage, ob die Initiative ggf. in einem Monat Borussia übernehmen wird, ist ob am Samstag Borussia die Initiative in Hannover übernehmen kann, um im Idealfall drei existenziell wichtige Punkte im Kampf gegen den drohenden Abstieg einzufahren.


Die ursprünglich avisierten 2 weiteren Siege könnten für den Klassenerhalt u. U. sogar zu wenig sein, was im Umkehrschluss bedeutet, dass selbst beim heimstarken Tabellen-Dritten aus Hannover keine andere Wahl bleibt, als einen weiteren Überraschungssieg anzupeilen. Fraglich allerdings, ob sich diese Ausgangslage allzu sehr auf die Spielweise der Mannschaft von Lucien Favre auswirken wird. Vieles spricht dafür, dass es ähnlich laufen wird wie in den letzten beiden Spielen, in denen der favorisierte Gegner geschickt gestört und ihm relativ wenige Torchancen gestattet wurden. In Mainz war die defensive Grundausrichtung über weite Strecken vorbildlich. Ein eigenes Tor wäre aber nur per Elfmeter realistisch gewesen. Auch gegen Dortmund nutzte Mo Idrissou eine der wenigen Torchancen, die sich Borussia erspielen konnte. Das Glück, das uns gegen Dortmund hold war, aber in den vergangenen Auswärtsspielen fehlte, wird dringend benötigt, damit sich die Geschichte aus dem Jahr 2009 wiederholt, als an den Spieltagen 31 und 32 zwei 1:0-Siege die entscheidenden Weichen auf Klassenerhalt stellten.

Personell dürfte sich gegenüber der letzten Partie nicht viel ändern, da Lucien Favre ein Verfechter der „Never change a winning team“-Maxime ist und zudem keine Besserung bei den verletzten Stammkräften zu vermelden ist. Sowohl Dante als auch de Camargo werden weiter ausfallen, was bei allem Stolz ob der tollen Vorstellung gegen Dortmund keine guten Nachrichten sind. Aus einer einzigen Partie, in der sich Roel Brouwers zweifelsohne sehr tapfer geschlagen hat, sollte niemand ableiten, dass auf einen spielfitten Dante ohne Not verzichtet werden könnte. Es ist gut, dass Borussia – anders als noch in der Hinrunde – jetzt in der Lage ist, einen jeden Akteur ersetzen zu können. Dennoch bringt der Brasilianer eine Klasse mit, wie sie nur ganz wenige Borussen-Spieler vorweisen können.

Mike Hanke wird gegen seinen alten Verein wieder einsatzfähig sein und wäre eine offensivere Alternative zum jungen Herrmann. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Hanke bei entsprechendem Spielstand in Halbzeit 2 eingewechselt werden wird, um – analog zum Hinspiel – das Ruder ggf. noch einmal herumzureißen.

Der Gegner aus Hannover geht gestärkt durch 5 Heimsiege in Folge in die Partie und wird seinerseits bemüht sein, von Beginn an die Initiative zu ergreifen. Zuletzt konnte man sogar den Ausfall von Pinto und Ya Konan erfolgreich kompensieren, die nach abgelaufener Sperre wieder zur Verfügung stehen werden. Besonders Jan Schlaudraff präsentierte sich in Freiburg wiedererstarkt und darf sich deshalb Hoffnungen auf einen Einsatz von Beginn machen. Allerdings ist das Sturmzentrum mit Ya Konan und Abdellaoue bereits ohne ihn gut besetzt und es dürfte Mirko Slomka schwer fallen, auf einen der Beiden zu verzichten. Bleibt somit die offensive Variante, Schlaudraff ins offensive Mittelfeld zurückzuversetzen, wo er voraussichtlich den höchst soliden Stammspieler Lars Stindl ersetzen wird, der praktischerweise seine 5. Gelbe Karte abzusitzen hat. Slomka wird somit eine nicht zu unterschätzende Offensivkraft ins Rennen schicken, an der sich die neu gewonnene Stabilität der Borussen-Abwehr ein weiteres Mal zu bewähren haben wird.

Viel beeindruckender als das Offensivpotential der Niedersachsen ist aber die neue Stärke in der Defensive. Nur 41 Gegentore sind der sechstbeste Wert der Liga, was für einen Tabellendritten noch kein Qualitätssiegel darstellen muss. Dies wird es erst dann, wenn man sich die chronischen Abwehrschwächen von Hannover in den vorausgegangenen Spielzeiten vor Augen führt.

Torhüter Ron-Robert Zieler hat innerhalb weniger Monate die seit dem Enke-Freitod schwelende Torhüterproblematik in Hannover beendet, könnte sie aber im Sommer wieder neu entfachen. Denn seine konstant guten Leistungen haben Interessenten wie den FC Schalke 04 auf den Plan gerufen, die bereit sein sollen, bis zu 5 Millionen Euro für seine Dienste zu zahlen. Warum sollte der Torhüter allerdings die Aussicht auf eine Teilnahme an der Champions-League gegen das undankbare Los als Nachfolger eines übertrieben gehypten Weltklasse-Torhüters bei einem Verein aus dem Liga-Mittelmaß tauschen wollen?

Betrachtet man die Namen der Viererkette, so sorgen diese nicht direkt für allzu große Respektschübe. Dennoch ist es Slomka gelungen, selbst mit bewährten Altkräften wie Cherundolo und Haggui eine Stabilität zu erzeugen, durch die in den letzten acht Heimspielen nur drei Gegentore kassiert wurden.

Ein Vorteil von Hannover liegt darin, über keinen wirklichen Star zu verfügen, der aus dem Team herausragt. Dies macht die Mannschaft unberechenbar und lässt sie selbst Ausfälle einzelner Akteure leicht verkraften. Gegen Borussia wird Slomka weitgehend auf seine beste Mannschaft zurückgreifen können, die sich auf den Schlüsselpositionen seit Monaten eingespielt hat und daher nur schwer zu knacken sein wird. Borussia wird es trotzdem versuchen müssen, um mit etwas Glück sowie der nötigen Effizienz einen ganz wesentlichen Schritt in Richtung Platz 16 gehen zu können.

Hannover: Zieler – Cherundolo, Haggui, Pogatetz, Schulz – Schlaudraff, Schmiedebach, Pinto, Rausch – Ya Konan, Abdellaoue

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Brouwers, Daems – Herrmann, Nordtveit, Neustädter, Arango – Reus, Idrissou

SEITENWAHL-TIPPS:

Michael Heinen: In Hannover gibt´s den leider zu erwartenden Rückschlag. Nach dem 0:1 sinken die Chancen auf den Klassenerhalt, die aber durch die Ergebnisse der Konkurrenz weiter Bestand haben.

Christoph Clausen: Wieder ein Tipp der Hoffnung, hat ja letzte Woche schon gut geklappt. Borussia siegt mit taktischer Disziplin, einem guten Torwart und etwas Glück. 2:1.

Christian Spoo: Hannover gewinnt mit 2:1. Ab Sonntag können wir uns also voll auf die Schlammschlacht um die Macht im Verein konzentrieren.

Thomas Häcki: Sollte es wirklich nochmal spannend werden? Das wage ich nicht zu hoffen, zumal die Situation nur zu bekannt ist. Borussia spielt zwar gut mit, aber Pech, Schiedrichter oder vielleicht beides lassen den Verein aus der norddeutschen Stadt,in der nachts die Bürgersteige hochgeklappt werden, 1:0 gewinnen

Christian Heimanns: Manchmal gewinnen Tabellenkellerkinder gegen Spitzenmannschaften. Oft kann das schon per definition nicht klappen, sonst würde die Tabelle anders aussehen. Am Samstag gewinnt oben gegen unten 2:0.