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Aus Argentinien verpflichtete die Borussia vor nunmehr gut 4 Monaten mit Federico Insúa einen Spieler, dessen Ablösesumme den Großteil ihres für Neuverpflichtungen zur Verfügung stehenden Budgets beansprucht hatte. Nach zwölf Spieltagen benötigt man nicht erst den Blick auf die Tabelle, um festzustellen, dass es für den achtfachen argentinischen Nationalspieler noch nicht wie gewünscht gelaufen ist. Auch die Borussia hätte sich einen besseren Start in diese Spielzeit gewünscht und nicht freiwillig nach dem zwölften Spieltag für ein Punktekonto mit 13 Zählern votiert. Insúa selbst hätte eben gerne bereits den einen oder anderen Glanzpunkt gesetzt.

Federico InsúaAngesichts der Situation bei der Borussia und der persönlichen Bilanz des Federico Insúa in der laufenden Bundesligasaison ist es verständlich, dass sich sein Name in der medialen Berichterstattung relativ häufig lesen lässt. Dabei ist es oftmals, und vornehmlich bei der überregionalen Presse, schon der Fall gewesen, dass der "teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte" in den Fokus der Berichterstattung gesetzt wird. Spielt er und kommt nicht spielentscheidend zum Zuge, wird seine Rolle und gar seine Qualität in Zweifel gezogen. Spielt er nicht, und sei es nur um ihn in einer einem "Schweinespiel" ähnlichen Partie vor der Maßlosigkeit mancher Brachialkritik ein Stück weit schützen zu wollen, werden nicht selten direkte Fragen in Richtung und mit Ziel auf die Position von Trainer Jupp Heynckes suggeriert. Es soll eben schon vorgekommen sein, dass sich der eine oder andere gefragt hat, wie exakt Heynckes mit Insúa denn nun eigentlich verfahren müsste, um den nach seiner Bestform noch suchenden Neuzugang vor dem oftmals gräßlichen Schwarz/Weiß in der Berichterstattung effektiv zu schützen; ohne gleichzeitig den Eindruck zu erwecken, er mache den Südamerikaner damit irgendwie "kaputt".

Nein, es läuft nicht rund für den argentinischen Nationalspieler. Noch nicht? Was darf man wann erwarten und wie genau verlief eigentlich die Integration des Südamerikaners bei seinem letzten neuen Verein? Um diesen Überlegungen, die es allüberall in der Personalie Insúas gibt, die angebrachte Portion Substanz hinzuzufügen, haben wir Mario Rotondi von unserem Partner Informe Xeneize gebeten, einmal gezielt und möglichst ausführlich zu Insúas Anfangsphase bei den Boca Juniors Stellung zu nehmen.

"So sehr keine Zweifel darüber bestehen, dass Federico Insúa sich durchzusetzen wird, so sehr ist es verständlich, dass er die Zeit und das Vertrauen benötigt, um sich an das für ihn neue Lebensumfeld zu gewöhnen. Anhänger der Boca Juniors überrascht es jedenfalls nicht, dass Federico es bei der Borussia am Anfang schwer hatte und noch nicht so in den Tritt gekommen ist wie man sich das vielleicht bei den Fans der Borussia und auch beim Verein selbst vorgestellt hatte.
Wie die Borussia ist auch Boca ein großer Verein mit einer großen Tradition, entsprechend hoch war die Bürde, die Insúa bei seinem Wechsel von Independiente und durch die ihm gegebene Rückennummer 10 zu tragen hatte. Man darf nicht vergessen, dass diese Trikotnummer einstmals erfolgreich von Diego Maradona und vor noch nicht allzu langer Zeit noch von Juan Roman Riquelme getragen und verkörpert worden ist und die "Fußstapfen" für Federico auch dort eigentlich kaum größer hätten ausfallen können. Auch die Erwartungshaltung an ihn war beträchtlich, er hatte zuvor eine gute Saison gespielt und sollte Boca sogleich entscheidend voranbringen - da war es natürlich schon sehr enttäuschend, dass seine ersten Spiele im Boca-Trikot nicht den Erwartungen entsprechend verliefen.

Dennoch, auch als es in dieser Anfangsphase nicht gut lief, konnte man seine Mannschaftsdienlichkeit bemerken. Keineswegs stahl er sich beispielsweise aus der Verantwortung, sondern versuchte auf andere Weise Wirkung für die Elf zu erzielen. So rieb er sich im Mittelfeld schon einmal auf, leistete eben aber viel Arbeit für die Mannschaft und für den gemeinsamen Erfolg. Auch Trainer Basile lobte ihn immer wieder für solche Sachen, die nicht für jedermann in demselben Umfang gleichermaßen erkennbar blieben. Neben dem Spielfeld zeigte sich Federico von Beginn an als ein offenherziger und feiner Mensch, der für die Anliegen der Boca-Fans ein offenes Ohr hatte und über den zu keiner Zeit Klagen aus dem Verein oder von seinen Mitspielern zu hören waren.
Die einschneidendste Veränderung in seinem Spiel trat dann nach ungefähr zehn Einsätzen ein. Immer häufiger zeichnete er sich als spielentscheidendes Element innerhalb des Boca-Spiels aus und konnte sich auch immer häufiger als Schütze von (wichtigen) Toren auszeichnen. Er gewann dadurch eine Selbstsicherheit, die sich in seinem Spiel immer stärker niederzuschlagen begann und die der Mannschaft insgesamt einen Schub gab. Auch die Fans, die ihm in der Anfangsphase skeptischer gegenüber gestanden hatten, hatte er damit für sich erobern können und allerspätestens nach dem Gewinn der Apertura (eine v. zwei Meisterschaftsrunden im argentinischen Kalenderjahr - Anm. d. Verfasser) war er auch bei diesen Leuten voll akzeptiert.

Rückblickend war Federico nicht die "klassische Nummer 10", wie wir sie hier in Argentinien kennen. Da er sich sehr wohl fühlt, wenn er sich aus dem offensiven Mittelfeld ohne festere Position in die Nähe des gegnerischen Tores verschieben darf, ist er eher ein "Media Punta", so jedenfalls lautet in Argentinien ein Begriff, der in Kontinentaleuropa vielleicht mit dem Wort "Halbspitze" bezeichnet wird. Dabei zeigt er dann auch schon klassische Charakteristika eines Stürmers, wie nicht zuletzt auch seine Torbilanz ausweist. Möglicherweise erklärt sich aus dieser Einschätzung, dass er sich aus dem laufenden Spiel auch schon einmal herausnimmt und man dann Mühe hat ihn im Kombinationsspiel wiederzufinden. So etwas ist in seinem Jahr bei Boca allerdings nur am Anfang hin und wieder aufgetreten, so dass zu vermuten ist, dass es sich dabei um eine Art Schutzreaktion handelt, die vor allem dann auftritt, wenn er sich in einem für ihn noch ungewohnten Umfeld befindet.

Auch in Argentinien, und ganz besonders aus den Augen von Boca, verfolgt man seinen Weg weiterhin. Nicht zuletzt, weil er ja auch wieder (s)einen Platz in der Nationalmannschaft gefunden hat, die jetzt bekanntermaßen von Trainer Basile betreut wird. Daher ist es relativ leicht zu sagen, dass er viel besser spielen kann als er dies bei der Borussia zur Zeit tut. Dennoch wird es bei ihm völlig reichen, dass er sich an den deutschen Fussball gewöhnt. Es bleibt entscheidend, dass ihm diese Geduld zu Teil wird, denn auch bei Boca ist es ihm am Anfang eben ähnlich ergangen, auch wenn er keine Sprachbarriere zu überwinden hatte.

Es ist natürlich von dieser Stelle ein bisschen schwer zu beurteilen, ob es problematisch ist sich die Zuneigung der Fans der Borussia zu verschaffen. Aufgrund der großen Tradition und der großen Fangemeinde ist es jedenfalls bei den Boca Juniors extrem schwer als offensiver Mittelfeldspieler mit der Nummer 10 von den Fans nicht nur akzeptiert, sondern verehrt zu werden. Federico hat dies aus eigenem Antrieb und aufgrund seiner Leistungen geschafft, er hat sich diese Zuneigung wirklich auf und neben dem Platz erkämpft und sie keinesfalls "geschenkt bekommen", wie man so sagt. Von daher bringt er eben nicht nur alle Fähigkeiten mit sich durchzusetzen, sondern bemüht sich nach Kräften aufrichtig ein in ihn gesetztes Vertrauen auch zu rechtfertigen."