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Gegen einen Champions-League Qualifikanten kann man verlieren und Testspiele sagen ohnehin nicht viel aus. Derart getröstet lässt sich Borussias 0:2-Niederlage gegen Twente Enschede gut verkraften. Einiges, was da auf dem Rasenplatz im Sportpark Villekamp in Aalten zu sehen war, gibt aber dennoch zu denken – in positiver wie in negativer Hinsicht.
Etwa 3.200 Zuschauer waren zu dem Testkick direkt an der deutsch-niederländischen Grenze bei Bocholt gekommen, gut die Hälfte davon Anhänger von Twente. Letztere sahen einen äußerst verhaltenen Start ihrer Mannschaft.

Etwa 35 Minuten konnte Borussia das Spiel nach eigenen Vorstellungen gestalten und tat das auch mit teils erfreulichen Ergebnissen. Das Team kam zu einigen guten Torgelegenheiten unter anderem durch Roberto Colautti, Thorben Marx und Marco Reus.

Letzterer zeigte im linken Mittelfeld, dass die ständigen Vergleiche mit Marko Marin völlig deplaziert sind. Er ist ein ganz anderer Spielertyp: deutlich robuster im Zweikampf und mannschaftsdienlicher im Zusammenspiel als der nach Bremen abgewanderte Dribbelkönig. Reus war einer der besten Borussen am gestrigen Abend.

Der zweite Neuzugang, dessen Auftritt Mut macht, ist Marcel Meeuwis. Der Niederländer gab den Chef im Mittelfeld, organisierte und dirigierte, als sei er schon seit Jahren dabei. Dabei bewies er trotz geringer Körpergröße Abräumerqualitäten auch im Luftkampf. Vor allem aber leitete er mit klugen Pässen, teilweise über große Distanz, viele Borussenangriffe ein. In der Form von gestern ist Meeuwis mindestens ein guter Galasek-Ersatz.

Positiv aufzufallen vermochten auch Filip Daems, der sich oft und gut ins Offensivspiel einschaltete, Tobias Levels, der über die rechte Seite nichts zuließ, und mit Abstrichen auch Thorben Marx mit schnörkellosem Spiel im defensiven Mittelfeld.
 

Ab der 35. Minute änderte sich das Bild: Twente startete eine Halbzeit-Schlussoffensive, kam durch einen Konter zu einer „Hundertprozentigen" und zeigte, dass die Gladbacher Hintermannschaft mit Tempo und Kombination durchaus leicht aus dem Konzept zu bringen ist.

Das wurde in der zweiten Halbzeit mehr als einmal augenfällig. Der gelbverwarnte Dante war draußen geblieben, das Duo der eher hüftsteifen Roel Brouwers und Thomas Kleine empfahl sich nicht für weitere gemeinsame Auftritte. Brouwers verwertete dann auch den Rebound nach einem von Kleine verursachten Twente-Freistoß an den Pfosten zu einem Eigentor der Marke „seltsam“.

Borussia war zwar auch im zweiten Durchgang feldüberlegen, kam aber kaum mehr gefährlich vors Enscheder Tor. Der ansonsten unauffällige Raul Bobadilla prüfte den Twente-Torwart einmal mit einem Schlenzer aus 16 Metern, Marcel Meeuwis setzte einen Distanzschuss knapp drüber – viel mehr war von der Borussen-Offensive nach der Pause nicht zu sehen.

Durch die Einwechslung von Roman Neustädter ins defensive Mittelfeld wurde Borussia nicht gerade stabiler. Zum Schluss wechselte Michael Frontzeck dann auch noch richtig durch. Folgerichtig gab es dann zwischen der 70. und 90. Minute nicht nur ein weiteres Gegentor, sondern auch noch mehrere große Torgelegenheiten für Twente, bei denen leider auch Christopher Heimeroth mindestens einen „Wackler“ zeigte. In dieser Phase hätte Borussia gut und gerne noch zwei kassieren können, was aber ob der Leistung über weite Phasen des Spiels letzten Endes nicht gerecht gewesen wäre.

Bei aller Vorsicht, mit der Testspielauftritte zu genießen sind, lässt sich bilanzieren, dass Borussia im Mittelfeld gut aufgestellt wirkt – zumal mit Juan Arango der vermeintlich beste Mann gar nicht dabei war.

Im Sturm fehlt (noch) das Durchschlagsvermögen, zumal der sehr engagierte Roberto Colautti seine Tempodefizite wohl nicht mehr los werden wird und Oliver Neuville... ach, lassen wir das. Aber hier fehlt noch Rob Friend und Raul Bobadilla wird wohl mehr können, als er bisher zu zeigen vermag.

Kritisch bleibt die Lage im Abwehrzentrum. Nicht umsonst wollte Borussia Oguchi Onyewu verpflichten. Ob es auch ohne Verstärkung geht, wird sich finden, Skepsis scheint aber angebracht.

Im nun anstehenden Trainingslager in Österreich wird Michael Frontzeck versuchen, seinem Team die noch bestehenden Schwächen auszutreiben. Wie er selbst die Lage beurteilt, wird in Kürze an dieser Stelle ausführlich zu lesen sein.