freiburgDieses Mal wird alles anders! Wann, wenn nicht in diesem Jahr, soll Borussia denn überhaupt in Freiburg gewinnen? Das war nicht nur die in den Tipps ausgedrückte Erwartung der SEITENWAHL-Redaktion, das war auch die Stimmung bei den Fans – jedenfalls bei denen, die mir mit einer Kiste Diebels als einzigem Gepäckstück im ICE nach Freiburg gegenübersaßen. Anders als mit dieser Illusion könnte man vermutlich das Dasein als „Allesfahrer“ auch nicht durchhalten …

Mangels verfügbarerer Tickets konnte ich das Spiel nicht im Stadion verfolgen, sondern schaute gemeinsam mit Freiburger Freunden in einer Kneipe mit netten Freiburg-Fans und zwei Leinwänden. Wir hatten die erwischt, die eine halbe Minute hinter dem Geschehen her war. Noch ehe ich richtig saß, musste ich aus der anderen Ecke des Lokals den Jubel über den Elfmeter hören, von mir zuerst fälschlicherweise als emotionale Reaktion auf den Spielbeginn gedeutet („Sind Studienräte wirklich so laut beim Fußballgucken?“).

Am Ende war alles wie immer: Borussia Mönchengladbach verliert 1:3 in Freiburg. Die Serie geht weiter. Wir sind wieder auf dem Boden der Tatsachen.

Was bleibt von diesem Spiel?

GinterErste Erkenntnis: Auch Ginter macht mal Fehler. Dieses Mal nach 12 Sekunden. Was beim ersten Ansehen noch aussah wie eine kollektive Tiefschlafeinlage der Gladbacher Abwehr entpuppt sich bei nochmaligem Anschauen als klarer individueller Fehler. Auch wenn da jede Menge Pech im Spiel war – der lange Ball aus dem Freiburger Mittelfeld muss entweder auf die Seite oder auf die Tribüne und darf nicht nach vorne gespielt werden, um dann zum Gegner zu flippern. Das Waldschmidt dann – genau wie später Stindl – sehr leicht fällt, ist dann nicht schön, aber zu erwarten.

Zweite Erkenntnis: Ohne Plea sieht auch das neue System ziemlich nach 17/18 und weniger nach 18/19 aus. Hatte Borussia in der ersten Halbzeit noch klar überlegen gewirkt und auch jenseits des Elfmeters zum Ausgleich weitere Chancen erarbeitet, kam das in der zweiten Halbzeit ziemlich zum Erliegen. Da war wieder das Gefühl, dass man sich schwer tut, in den Strafraum einzudringen, dass man gegen einen gut organisiert verteidigenden Gegner kein rechtes Mittel findet, dass Stindl in der Mitte entweder die Bälle vor dem Strafraum bekommt, dann aber weiter vorne eine Anspielstation fehlt oder im Strafraum ist, dann aber im vorderen Mittelfeld ein Vakuum herrscht, so dass der Ball gar nicht erst in die vorderste Linie kommt.

So plätscherte die zweite Halbzeit ein wenig vor sich hin, bis Waldschmidts Glücksschuss nach einem Konter das Spiel letztlich entschied. Das dritte Tor war dann ziemlich egal, weil es zu einem Zeitpunkt fiel, als das Spiel bereits gelaufen war.

Wenn es überhaupt eine positive Folge des Spiels geben kann, dann die, dass das Gerede vom Dortmund-Jäger und Bayern-Besieger jetzt endlich wieder sein Ende gefunden hat. Borussia Mönchengladbach kann und muss jetzt in Ruhe weiterarbeiten, damit die jährliche Niederlage in Freiburg nur ein Ausrutscher auf dem Weg zurück nach oben bleibt.