Fußball kann großartig sein, er kann grausam und ungerecht sein und manchmal alles zusammen. So wie beim letzten Spiel von Borussia Mönchengladbach im Jahr 2017. Nach dem Spiel stand die Mannschaft geschlossen mit erhobenen Häuptern und ernsten Gesichtern vor der Nordkurve. Die Fans dort und auf den anderen Tribünen reckten die Schals und sangen die Mannschaft in die Weihnachtsferien. Ein Riss zwischen Fans und Team? Gar ein Schisma der Anhängerschaft? Nichts davon war an diesem vorweihnachtlichen Mittwochabend zu spüren. Borussia ist aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und dennoch verließen die meisten das Stadion zwar traurig aber mit einem grundsätzlich guten Gefühl. Spieler und vor allem Funktionäre sollten an diesem Abend gelernt haben, dass die Fans mitnichten erwarten, dass die Mannschaft jeden Gegner weghaut.

Borussia bot mit Ausnahme von Effizienz an diesem Abend alles, was das Fanherz begehrt. Vom Torwart bis zum Angreifer legten die Spieler hundertprozentigen Einsatz an den Tag, der Wille, das Spiel zu gewinnen, war jederzeit zu spüren. Die Mannschaft trat als solche auf und setzte auch spielerisch Glanzlichter. Die jungen Spieler im Mittelfeld machen Lust auf die Zukunft - vorausgesetzt, sie bleiben noch ein wenig da. Am Ende nahm niemand Reece Oxford den einen, leider spielentscheidenden Fehler krumm und niemand Thorgan Hazard die Tatsache, dass er das Spiel alleine hätte entscheiden können. Im Gedächtnis bleiben Sprints, als gäbe es kein Morgen, bleiben beherzte Grätschen, überlegte Pässe und der Beleg, was Spieler wie der von einigen schon fast abgeschrieben Patrick Herrmann oder der zuletzt maximal durchschnittliche Oscar Wendt noch zu leisten imstande sind. Dass Borussia ein solches Spiel nicht gewinnt, mag der eine oder andere Fachmann wortreich erklären können, man könnte sich diverse Theorien zurechtlegen und eine groß angelegte Manöverkritik abringen. Zwei Worte, acht Buchstaben sollen in diesem Fall aber auch reichen: Pech. Leno.

So steht am Ende einer merkwürdigen Halbsaison, die zwar ausreichend Bundesligapunkte brachte, sich aber auch durch ein stetes Auf- und Ab und durch viel Fußball ohne erkennbares Konzept auszeichnete, ein Spiel, das Lust auf mehr macht. Jeder konnte sehen, was Borussias Spiel sein kann, wenn man auf lange Bälle verzichtet und sich auf die spielerische Klasse verlässt, die die meisten Spieler fraglos mitbringen. Offensichtlich ist auch, gerade im Vergleich der letzten beiden Spiele des Jahres 2017, dass Borussia das Spiel mit angezogener Handbremse nicht beherrscht. Wenn die Mannschaft keine Extra-Kilometer läuft, die zweiten Bälle zweite Bälle sein lässt, dann bekommt sie immer Probleme. Abgezockt ist an Borussia unter Dieter Hecking nichts. Das zeigt dann auch die doch häufig fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Abgezocktheit und Kaltschnäuzigkeit lassen sich vermutlich nicht antrainieren, hier lässt sich mittelfristig nur durch personelle Veränderungen etwas erreichen. Der Anführer, der diese Eigenschaften mitbringt und an dem die jungen Spieler wachsen können, ist nicht da - auch nicht im derzeit exorbitanten Krankenlager der Borussia. Die Rückkehrer aus demselben werden nach der Winterpause mit ihren Qualitäten aber immerhin mehr Variabilität ermöglichen, vorausgesetzt die Mannschaft bleibt fortan Verletzungspech und Muskelmalaise verschont.