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Bild: Hufnagel-PR

Nicht selten geraten zum Ende einer Saison Vereine in ernste Abstiegsgefahr, die lange Zeit nicht damit gerechnet hatten. Blickt man auf die teils realitätsverweigernden Aussagen auf der Jahreshauptversammlung, so scheint dieser Verein in dieser Saison Borussia Mönchengladbach zu heißen. Spätestens nach dem glücklichen 0:0 gegen Union Berlin sollte aber auch dem letzten Verantwortlichen klar geworden sein, dass es in den kommenden Wochen nicht um Fernsehgelder geht, sondern um das nackte Überleben in der 1. Bundesliga. Tabellarisch ist die Fohlenelf noch leicht in Vorteil. Form und Einstellung sprechen eindeutig gegen sie.

Gegen den Tabellen-15. war es Moritz Nicolas, dem Abschlussunvermögen der Gäste und einer gehörigen Portion Glück zu verdanken, überhaupt noch einen Punkt behalten zu dürfen. Nach einer bereits sehr dürftigen ersten Halbzeit war die Mannschaft im zweiten Abschnitt wieder einmal nicht in der Lage, auf eine taktische Umstellung des Gegners angemessen zu reagieren. Wirklich zwingende Torchancen blieben daher einzig den Köpenickern vorbehalten, die an Latte, Außenpfosten und Torhüter scheiterten.

12 Punkte aus 14 Spielen in der Rückrunde, ein einziger Heimsieg und das peinliche Pokalaus gegen Saarbrücken sind eine Horrorbilanz, die für die kommenden Wochen noch Schlimmeres befürchten lassen. Unternehmen wir aber trotz der erneut kläglichen Leistung den ambitionierten Versuch, die positiven Aspekte der Partie hervorzuheben:

Der direkte Abstieg ist durch den Punktverlust der Kölner so gut wie ausgeschlossen.

Dank des ordentlichen Torverhältnisses geht es „nur noch“ darum die Relegation zu vermeiden, die den Verein endgültig wieder dahinbringen würde, wo die letzte Trauerphase im Jahr 2011 so glorreich endete. Ein Showdown mit Philipp Sander, Laszlo Benes, Lars Stindl oder Fortuna Düsseldorf wäre aber gefährlich, da sich Borussia bekanntlich gegen vermeintlich schwächere Gegner besonders schwertut.

Nach 11 Spielen konnte erstmals wieder eine Partie ohne Gegentor beendet werden.

Bezeichnenderweise war es wie gegen Darmstadt ein enttäuschendes 0:0. Den letzten – und in dieser Bundesliga-Saison einzigen – Zu-Null-Sieg gab es noch in der Hinrunde gegen den VfL Wolfsburg. Gerardo Seoane legte nach den vier Gegentreffern in Sinsheim den Schwerpunkt erfolgreich auf die Stabilität. Die Mannschaft ist aber offensichtlich nicht in der Lage, defensive Kompaktheit mit einer gepflegten Offensive zu kombinieren.

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Das größte Plus des Vereins ist die Schwäche der Konkurrenz

Aus eigener Kraft ist Borussia nicht in der Lage, die Klasse zu erhalten, denn in der aktuellen Verfassung ist in den ausstehenden drei Partien gegen Bremen, Frankfurt und Stuttgart außer Gegentoren nur noch wenig Zählbares zu erwarten. Zum Glück gibt es mit Darmstadt und Köln zwei aussichtslos abgehängte Opfervereine sowie mit Union, Bochum und Mainz drei weitere Teams, die sich bislang noch schwächer anstellen als die extrem schwache Borussia. Es sollte sich aber nicht darauf verlassen werden, dass dies unbedingt bis zum Saisonende so bleibt, da es sich bei der Konkurrenz um erfahrene Abstiegskampf-Experten handelt. Den unberechenbaren und kampfstarken Mainzern sind zwei Siege durchaus zuzutrauen. Dass Bochum und Union jeweils noch eine Partie für sich entscheiden, ist ebenfalls alles andere als auszuschließen.

Niemand sollte sich daher auf die trügerische tabellarische Ausgangslage verlassen. Am letzten Spieltag hat Borussia mit dem VfB die deutlich schwierigste Aufgabe vor der Brust. Bis dahin sollten daher mindestens drei Punkte Vorsprung vor mindestens einem der drei Konkurrenten verbleiben.

Einige Rückkehrer machen Hoffnung

In dieser Saison wird der Verein mit dem gescheiterten Duo Virkus/Seoane weitermachen, die in ihren hoffentlich letzten Wochen im Amt (die Hoffnung stirbt zuletzt) den Worst case abwenden müssen. Während die beiden hoffentlich bald gehen, kehrten an diesem Wochenende einige Spieler nach Verletzungen zurück in den Kader. Durch die Einwechselungen von Honorat und Koné war ein spielerisches Upgrade zu erkennen und auch die Standards wurden spürbar gefährlicher. Jordan befindet sich zwar seit Monaten in einem Formtief, kann aber als zusätzliche Offensivalternative für den ebenfalls schwächelnden Cvancara im Saisonendspurt noch wichtig werden.

Warum Seoane trotz diverser Ausfälle in den letzten Wochen konsequent auf Florian Neuhaus verzichtet, darüber kann nur spekuliert werden. Den Ex-Düsseldorfer als Heilsbringer zu sehen, wäre zwar stark übertrieben. Angesichts der spielerischen Armut der Mannschaft in so einigen Spielen hätte er aus sportlicher Sicht aber mal wieder eine Chance verdient. Es wäre gut, wenn dies nicht erst in den möglichen Partien gegen seinen Ex-Klub der Fall wäre.

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