Mit dem 2:0 über den FC Augsburg hat sich Borussia für die Derbyniederlage rehabilitiert. Der Erfolg war keine spielerische Glanzleistung, sondern entsprang einer Standardsituation und eines Konters in der Schlussminute. Es war aber ein verdienter Sieg gegen einen unbequemen Gegner, der nicht als selbstverständlich abgehakt werden sollte. Vor diesem Hintergrund ist Max Eberls gereizte Reaktion auf die stumpfen Fragen des Sky-Fieldreporters verständlich. Trotzdem täte Borussias Sportdirektor gut daran zu differenzieren zwischen hetzerischem Boulevard-Journalismus und konstruktiver Kritik an der ambivalenten Situation bei Borussia.

Es steht außer Frage: Mit 31 Punkten nach 19 Spielen ist die Tabellenlage höchst komfortabel. Punktgleich mit Leverkusen und Leipzig, sogar einen Punkt besser als der BVB und vier Punkte Vorsprung vor dem 8. – dem vermutlich ersten nicht-europäischen Platz in der Endtabelle. Borussia hat allen Grund zufrieden zu sein mit der nüchternen Ausbeute.

Entscheidend wird aber sein, was nach 34 Spieltagen herausgekommen ist und wie es perspektivisch in den kommenden Jahren weitergeht. Auch hier gibt es Positives zu berichten. Die Doppel-6 wurde einmal mehr vom Jungduo Zakaria-Cuisance gebildet, die beide ein gutes Spiel zeigten und mit ihrem Engagement und Einsatz vorangingen. Anders als beim 1:5 gegen Leverkusen zeigten sie in der Druckphase des Gegners nach dem Seitenwechsel dieses Mal kein Lehrgeld, sondern behaupteten sich redlich. Auch in der Innenverteidigung haben sich drei relativ junge Spieler unter 26 einen Stammplatz erarbeitet. Die Altersstruktur stimmt im Team und da kann es völlig egal sein, wie viele „Local Player“ derzeit auf dem Platz stehen. Wenn der Schweizer Elvedi seine Sache besser macht als Ur-Borusse Jantschke, dann ist er auch für den Verein die aktuell bessere Lösung. Entscheidend ist allein die gesunde Mischung und nicht woher die Spieler kommen.

Das bislang so positive Bild wird trotzdem ein wenig getrübt. Die Mannschaft verfügt über eine Menge individueller Qualität, sodass einen oft das Gefühl überkommt, sie spiele unter ihren Möglichkeiten. Die Augsburger hatten sie über lange Strecken im Griff und die spielerische Überlegenheit war deutlich zu erkennen. Dennoch drohte die Partie in Halbzeit 2 zu kippen und die Fohlenelf agierte wieder einmal zu passiv. Immerhin ließ sie an diesem Samstag keine zwingenden Torchancen des Gegners zu und blieb daher endlich mal wieder zu Null.

Eigene Torchancen entsprangen aber in einem großen Maße auch nur aus Ecken. Erst als die Augsburger immer mehr aufmachten ergaben sich ein paar Möglichkeiten aus dem Spiel heraus. Letztlich ist es egal, wie ein Tor fällt, solange Borussia am Ende eins mehr schießt als der Gegner. Auf Dauer könnte es aber zu wenig sein, sich darauf zu verlassen. Eine Offensive mit erfahrenen Spielern wie Raffael, Stindl und Hazard sollte bessere Lösungen präsentieren können als es ihnen in den letzten Spielen allzu oft misslungen ist.

So wie es aussieht wird man sich damit abfinden müssen, dass die Mannschaft ihre Launen vorerst beibehält; dass sie immer wieder in der Lage ist, Spiele wie gegen die Bayern abzuliefern, dann aber auch regelmäßig ideenlose und uninspirierte Auftritte wie in Köln zu zeigen. Für Europa sollte es dank der individuellen Qualität – nicht zuletzt bei Standards – und der schwachen Konkurrenz ab Platz 8 reichen. Für einen Verein ohne die ganz großen externen Geldquellen wie Borussia wäre dies in jedem Fall als Erfolg zu werten. Das unschöne Gefühl, dass die Mannschaft trotzdem nicht das Optimum aus ihren Möglichkeiten herausholt, wird aber vermutlich bleiben und weiterhin eine latente Unzufriedenheit bei einem nicht geringen Teil der Fans auslösen, für die auch Max Eberl ein Stück weit Verständnis aufbringen sollte.