Der Frust war groß bei den sportlichen Akteuren von Borussia Dortmund. Nicht einmal 24 Stunden nach dem schockierenden Anschlag auf den Mannschaftsbus der Westfalen musste man, allen Gegebenheiten zum Trotz, im Viertelfinale gegen den AS Monaco antreten und verlor das eminent wichtige Heimspiel mit 2:3. Mit entsprechendem Unverständnis reagierten die Spieler. Wie Tiere sei man behandelt wurden entfuhr es Verteidiger Sokratis und Marcel Schmelzer gab zu, dass es schön gewesen sei, das Spiel an einem anderen Tag stattfinden zu lassen. Wenn Nuri Sahin zudem zugibt, bis zu seiner Einwechslung nicht an Fußball gedacht zu haben ist dies mitnichten mimosenhaft – es ist schlicht und ergreifend menschlich.

Termingründe gab die UEFA als Begründung für ihre hart anmutende Entscheidung an, das Spiel kurz nach dem Bombenanschlag stattfinden zu lassen. Und in der Tat zeigt ein Blick auf die Terminlage von Borussia Dortmund und dem AS Monaco, dass eine Neu-Ansetzung ohne komplexere Umstrukturierungen erst Anfang Mai möglich gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt finden aber schon die Halbfinalspiele in der Champions League statt. Es ist vielleicht eine Ironie des Schicksals, dass die Dortmunder bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen mit der zeitlichen Taktung ihres Spielplans konfrontiert wurden. Damals musste das Pokalspiel in Lotte wegen der Unbespielbarkeit des Platzes verlegt werden. Die Folge war, dass Lotte sein Heimrecht nicht wahrnehmen konnte und in Osnabrück antreten musste, wo man chancenlos ausschied. Darf man die beiden Ereignisse nun vergleichen? Nein, das darf man ganz sicher nicht, denn bei dem einen handelt es sich um höhere und dem anderen um hirnlose Gewalt. Aber beide Ereignisse zeigen auch, wie dicht der Terminplan im Fußball mittlerweile getaktet ist. Wenn eine international spielende Mannschaft deutlich mehr als 50 Pflichtspiele in einer Saison bestreitet, bleiben unter Berücksichtigung von Großereignissen und Sommerpause eben nicht mehr viele Möglichkeiten, auf außergewöhnliche Ereignisse wie vom Dienstag angemessen zu reagieren. Auf der Strecke bleibt der Mensch, sei es als Spieler oder als Fan. Vielleicht ist es an der zeit, sich wieder einmal ins Bewusstsein zu rufen, dass trotz aller medialen und kommerziellen Interessen letztendlich der Sport immer noch für den Menschen da ist und nicht umgekehrt.

Seitenwahl wünscht seinen Lesern ein frohes Osterfest.