Eine Überraschung war es nicht mehr, als Christoph Kramer heute Vormittag am Borussia-Park vorfuhr. Der 25jährige kam zum Medizincheck, seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte ist besiegelt. Um die 15 Millionen Euro lässt sich Borussia die Rückholaktion des defensiven Mittelfeldspielers kosten, so zumindest wollen es diverse Medien wissen. Bayer Leverkusen als abgebender Verein sagt, wie in solchen Fällen üblich, genauso wenig zu den Modalitäten des Transfers wie Kramers neuer Arbeitgeber Borussia. Angesichts der allgemeinen Preisentwicklung im Profifußball wären 15 Millionen jedenfalls kein allzu hoher Preis für einen international erfahrenen Spieler, der seine Tauglichkeit im eigenen Verein schon nachgewiesen hat. Kramer besetzt die Planstelle, die durch den Abgang von Granit Xhaka freigeworden ist – freilich wird er seine Rolle nicht 1:1 übernehmen.

Kramer/Xhaka, das war die Doppelsechs in den erfolgreichen Spielzeiten 2013/14 und 2014/15. Dabei übernahm der Schweizer jeweils den kreativen und eher offensiven Part. Kramer erledigte die Kärrnerarbeit – das heißt, er lief Passwege zu, sorgte für die Stabilität nach hinten. Wenn er diese Rolle nach seiner Rückkehr erneut ausfüllen soll, wird Mo Dahoud zwangsläufig der „neue Xhaka“ sein, was seiner Begabung wohl auch angemessen ist. Mit einer Doppelsechs Kramer/Dahoud, zwei potenziellen Nationalspielern, ist Borussia im defensiven Mittelfeld zumindest was die A-Besetzung angeht, exzellent besetzt. Freilich hinkt der Vergleich mit der Vergangenheit etwas, unter André Schubert haben viele Spieler etwas andere Aufgabenschwerpunkte, als es im relativ starren, aber verlässlichen System Favre der Fall war. Was Schubert von Kramer sehen will, wird erst die Praxis zeigen. Schubert sollte nicht den Fehler machen, Kramer in eine Rolle zu zwingen, die er nicht ausfüllen kann. Mit dem Spielstil des Leverkusener Trainers Roger Schmidt kam Kramer nicht immer zurecht, zuletzt auch als Innenverteidiger aufgeboten galt Kramer in Leverkusen trotz 28 Bundesligaeinsätzen und diversen internationalen Partien nie als wirklich etabliert.

 Mit Christoph Kramer geht Borussia auf Nummer sicher und bekommt einen erstklassigen teamfähigen Spieler zurück. Der wortgewandte Kramer dürfte auch die unlängst an dieser Stelle angesprochene Vakanz in der teaminternen Hierarchie hinreichend füllen. Er kennt den Verein, das Umfeld und viele seiner Mitspieler, ein „Ankommen“ im klassischen Sinne ist nicht nötig. Kramer wird von Beginn an ein ordentliches Standing im Team haben, vorausgesetzt er knüpft an die Leistungen an, die er in den zwei Jahren Mönchengladbach fast immer gezeigt hat.