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Der gestern verkündete Abgang von Marco Reus trifft Borussias Fans ins Mark. Die zahlreichen, teils hoch emotionalen Reaktionen der Anhänger können niemanden überraschen. Dass manche im ersten Frust den Bogen überspannen, ist normal. Schlimmer wäre es, nähmen die Fans die jüngste Entwicklung rational-gelassen hin. In diesem Falle wäre Borussia auf dem Weg nach Hoffenheim.

Das Gefühl des gestrigen Tages erinnert an das Verlassenwerden von der Geliebten. „Es tut mir leid, aber ich habe einen anderen“, teilt der Mann mit, der uns in den vergangenen Wochen tatsächlich Erlebnisse bereitet hat, die Mönchengladbach seit 1995, manche sagen seit 1977, nicht mehr gekannt hat. Die Situation jetzt ist vergleichbar mit einer Beziehung, in der die Partner nach der Trennung noch einige Monate die Wohnung teilen müssen.


 

Alle Emotionen außen vor lassend, ist die Entscheidung des Marco Reus weitgehend nachvollziehbar. Der Nationalspieler verhält sich hoch rational. Er denkt an Geld und Karriere. Dächte er nur an sein Konto, hätte er eher dem Werben von Bayern München oder gar dem kolportierten Interesse von noch finanzkräftigeren Vereinen aus dem Ausland nachgegeben. Reus weiß aber, dass er in Dortmund wesentlich weniger Gefahr läuft, zum Bankdrücker zu werden, also wägt er Risiken und Chancen ab und entscheidet sich zum Wechsel in seine Heimatstadt. Dass Dortmund seine Heimatstadt ist, dürfte keine Rolle spielen. Mit solchen Gefühligkeiten redet sich so mancher Dortmunder die Angelegenheit schöner, als sie ist, versucht mancher Gladbacher – von Geburt an mit nahezu ausschließlich emotionalem Zugang zum Fußball, warum tut er sich das sonst seit Jahren an – den Wechsel zu verstehen.

Nein, Marco Reus hat eine Kopfentscheidung getroffen, er hat gezeigt: Fußball ist Business, sonst nichts.

Wir Fans von Borussia Mönchengladbach sollten, wenn wir uns den ersten Frust von der Seele geschimpft, geschrieben oder getrunken haben, ebenso geschäftsmäßig an die Sache herangehen.

Wir sollten uns nicht die Blöße geben, Reus in der Rückrunde mit Pfiffen oder anderen Unmutsbekundungen zu bedenken. Eine solche Kleingeistigkeit steht Borussen nicht gut zu Gesicht. Dass viele den Spieler Reus nicht mehr werden feiern wollen oder können, wie in der Vergangenheit, ist selbstverständlich. Niemand ist gezwungen, bei der Aufstellung oder beim hoffentlich weiter zu verzeichnenden Torerfolg mit Inbrunst seinen Namen zu rufen. Mit Pfiffen aber tut man sich selbst und der Mannschaft keinen Gefallen.

Gehen wir die Angelegenheit ab dem 19. Januar sachlich an. Für weitere fünf Monate besteht zwischen Marco Reus und den Fans eine hoffentlich gute Dienstleister-Kunden-Beziehung. Darin hat der Kunde mit Recht gewisse Ansprüche. Und solange der Dienstleister seinen Job tut, hat er seinerseits einen Anspruch darauf, vom Kunden vernünftig behandelt zu werden.