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Über das ungleiche Duell des offensiv starken Tabellenführers gegen das defensiv desolate Schlusslicht wurde und wird in den Medien dieser Tage zu genüge geschrieben. Niemand zweifelt ernsthaft an einem Heimsieg des BVB. Im Grunde könnte dies also der kürzeste Vorbericht werden, den es je auf Seitenwahl gegeben hat. Nun sind wir bei Seitenwahl allerdings nicht zwingend für die Kürze unserer Artikel bekannt, so dass wir uns bemühen einen ernsthaften Blick auf das 14. Ligaspiel dieser Saison zu werfen, bei dem uns aller Voraussicht nach die bereits achte Niederlage bevorsteht.


Dortmund

So dominant wie die Elf von Jürgen Klopp ist in 48 Jahren Bundesliga noch nie eine Mannschaft durch eine Vorrunde marschiert. Es fällt schwer, irgendeine Schwäche aufzutun zwischen all den Kagawas, Barrios oder Sahins. Wir wollen es dennoch versuchen, da es langweilt, dauernd die ewig selben Stärken der Schwarz-Gelben in den Medien vorgebetet zu bekommen. Relativ zur unfehlbaren Auswärtsweste ist der BVB fast schon erschreckend heimschwach. Zu Saisonbeginn unterlag man Leverkusen und vor einigen Wochen verhalf nur ein unberechtigter Freistoß zu einem Last-Minute-Punktgewinn gegen Hoffenheim. Borussia hingegen ist relativ zur äußerst fehlbaren Heimbilanz in dieser Saison fast schon erschreckend auswärtsstark.

Eine weitere Schwäche könnte sich aus der Erwartungshaltung ergeben, der ein so junges Team nicht zwingend gewachsen sein muss. In den letzten Wochen ist man zwar beeindruckend stark mit der neuen Rolle als Übermannschaft des Landes umgegangen. Die Partie gegen Mönchengladbach weist aber eine neue Dimension auf. Jürgen Klopp wird noch so sehr auf die starken Auftritte gegen Leverkusen und Köln in dieser Saison verweisen können. Im Hinterkopf eines jeden Dortmunder Spielers wird ihnen am Samstag abend die Schießbude der Liga gegenüberstehen, gegen die nur die Höhe des Sieges zur Debatte steht. Gelingt der Heimelf eine frühe Führung, so könnte das von so vielen prognostizierte Debakel Wirklichkeit werden. Wehe aber, das Spiel verläuft aus Dortmunder Sicht eher schleppend. Dann könnte das unterschwellige Unterschätzen dem offensiv gefährlichen Gast vom Niederrhein in die Karten spielen.

Bei aller Dominanz, die Dortmund insgesamt ausstrahlt. Es gab einige Spiele in den letzten Wochen (Bayern, Hamburg, Freiburg), in denen der BVB phasenweise alles andere als meisterlich spielte. Dies glich man zwar stets mit anschließenden Topleistungen aus, die jeweils zum verdienten Sieg führten. Es zeigte sich aber, dass die junge Elf noch nicht ganz so gefestigt ist, wie es vom Tabellenbild her den Anschein hat.

Borussia

Eins muss man den Spielern von Michael Frontzeck lassen. Sie sind stets für eine Überraschung gut. Nur selten laufen die Spiele in dieser Saison so, wie sie vorab erwartet worden sind. Die Siege in Leverkusen und Köln sowie gegen Bayer im Pokal kamen stets zu einem Zeitpunkt als nicht wirklich damit zu rechnen war. Von dieser Sichtweise aus wäre ein Sieg beim Tabellenführer geradezu eine logische Fortsetzung einer bislang allzu verrückten Saison.

Um aber auch nur den Hauch einer Chance zu haben, in die Nähe dieses Szenarios zu gelangen, muss sich gegenüber dem letzten Auftritt gegen Mainz einiges ändern. Selbst bis zur 2:1-Führung hatte Borussia dort kein gutes Spiel abgeliefert. Besonders ernüchternd aber war es, wie wenig vehement diese holprige Führung verteidigt wurde. Von einer Mannschaft in solch einer prekären Situation darf erwartet werden, dass sie die dermaßen wichtigen Punkte bis auf den letzten Blutstropfen verteidigt. Sicher, keinem Spieler ist Lustlosigkeit oder Arbeitsverweigerung vorzuwerfen. Das Gegenteil kann man ihnen aber leider ebenso wenig zugute halten.


Vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass sich der Verein insgesamt dem Ernst der Lage noch nicht ausreichend bewusst ist. Mannschaften, wie die von Mainz, Hannover, Freiburg oder Nürnberg, mit denen wir uns zu Saisonbeginn auf Augenhöhe wähnten, haben uns jetzt bereits um mindestens 8 Punkte abgehängt. Es verbleiben daher nicht viele Mannschaften im Abstiegskampf, die wir mit einer verbesserten Rückrunde hinter uns lassen können. Ganz zu schweigen von der Frage, ob es überhaupt eine so viel bessere Rückrunde geben wird. Wem jetzt noch nicht klar ist, wie akut und real diese Abstiegsgefahr ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Und wer den Abstiegskampf nicht ab sofort zu 100% annimmt und ihn mit aller Macht zu gewinnen sucht, der sollte in dieser Mannschaft spätestens zur Rückrunde überhaupt nichts mehr zu suchen haben.

Das (einzig) Gute an unserer misslichen Lage ist die Tatsache, dass sich die Tabellenlage ziemlich genau erklären lässt. Die Mannschaft präsentiert sich defensiv desolat, was einer Mischung aus mehreren Gründen entspricht. Als da wäre eine mangelhafte Qualität auf einigen zentralen Positionen, ein für eine derart verunsicherte und schwache Viererkette viel zu offensiv ausgerichtetes Mittelfeld sowie eine Vielzahl an Verletzungen.

Letzteres wird dieser Tage etwas zu stark in den Vordergrund gestellt. Sicher ist die Aussage nicht verkehrt, dass ein wahrscheinlicher Ausfall von Bamba Anderson der achte seiner Art in der Defensive darstellen würde. Aber es bestehen Zweifel, ob Spieler wie Janeczek, Dorda oder Jaures bessere Alternativen wären. Selbst ein Roel Brouwers hat bei seinen ersten Auftritten in dieser Saison deutliche Defizite erkennen lassen und war Lichtjahre von seiner Vorjahresform entfernt. Ähnliches gilt – auf höherem Niveau – für Dante, der aber dennoch der einzige Spieler ist, dessen Verletzung ein ernsthafter und tragischer Verlust für die Mannschaft ist.

Selbst wenn beide Stamm-Innenverteidiger in der Rückrunde wieder in den Spielbetrieb einsteigen können: Wer kann vorhersehen, wann sie nach mehreren Monaten Verletzungspause wieder eine Form zurückerlangen, mit der sie uns in dieser schwierigen Situation sichtbar nach vorne bringen?

Doch es ist bezeichnend, dass vor dem Spiel in Dortmund mehr Gedanken darauf verschwendet werden, wie in der Rückrunde hoffentlich alles besser wird. Dem hat die liebe DFL vorab noch fünf Pflichtspiele vorangestellt, die keine so geringe Bedeutung aufweisen. Deshalb seien abschließend dem Spiel in Dortmund doch noch ein paar Sätze aus Borussen-Sicht gewidmet. Die Defensive wird sich beinahe von selbst aufstellen. Für Bamba Anderson würde voraussichtlich Jan-Ingwer Callsen-Bracker zu seinem Bundesliga-Comeback gelangen. Nimmt man die jüngsten Spiele des Brasilianers zum Maßstab, so fällt es schwer, hier einen ernsthaften Qualitätsverlust zu fürchten. Sebastian Schachten ist bei den Fans vorerst „verbrannt“, was Michael Frontzeck aber nicht zwingend dazu veranlassen muss, ihn aus dem Team zu nehmen. Er sollte es aber dennoch tun, da dem Ex-Paderborner am vergangenen Samstag die Verunsicherung nach seinem Patzer kurz vor der Pause anzumerken war. Keine allzu guten Voraussetzungen für ein solch schweres Spiel wie in Dortmund. Konkurrent Jens Wissing wiederum musste bei seinem letzten Auftritt gegen Werder Bremen einiges an Lehrgeld bezahlen, was auch seinen Einsatz nicht allzu aussichtsreich erscheinen lässt. Eine Option wäre es, Filip Daems auf die Linksverteidigerposition zurück zu beordern, selbst wenn er auch dort in der Vergangenheit zu genüge gestümpert hat. Innen wäre neben Callsen-Bracker auch Roman Neustädter eine denkbare Alternative. Gedankenspiele einiger Fans, Mo Idrissou oder Karim Matmour für die defensive Außenbahn umzuschulen, sind allermindestens für das Dortmund-Spiel keine ernsthafte Option. Wenn die Defensive wankt, macht es wenig Sinn, sie mit weiteren Offensivspielern zu „verstärken“.

In der Offensive selbst besteht wenig Handlungsbedarf. Einzig die Position von Juan Arango ist nach dessen schwachem Auftritt gegen Mainz gefährdet. Sollte Patrick Herrmann rechtzeitig fit sein, bietet er hier eine geeignete Alternative. Wie auch immer Frontzeck aufstellt: Die Mannschaft sollte bemüht sein, sich von den Dortmundern nicht allzu sehr in die eigene Hälfte drängen zu lassen. Kann der BVB sein gefürchtetes Offensivspiel aufziehen, so wären bei unserer Defensive – egal in welcher Formation – die Gegentore nur eine Frage der Zeit. Es bleibt abzuwarten, ob Borussia eine Chance hat, dieses Szenario gegen einen solch übermächtigen Gegner abzuwenden.

Aufstellungen:

Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Götze, Bender, Sahin, Kagawa, Großkreutz – Barrios

Borussia: Heimeroth – Levels, Callsen-Bracker, Daems, Wissing – Arango, Bradley, Marx, Reus – de Camargo, Bobadilla

Seitenwahl-Tipps:

Michael Heinen: In solch einer beschissenen Saison will man nicht ernsthaft Tippspielsieger werden. Von daher macht es nichts, dass ich auf einen sensationellen 3:2-Auswärtssieg in Dortmund setze.

Christoph Clausen: Machen wir es kurz: Gladbach chancenlos. 1:4.

Christian Spoo: Nein nein, die vom Boulevard beschriene "Rache für 1978" bleibt aus. 12 Tore kassieren wir nicht. Nur die Hälfte. Und ein Ehrentreffer gelingt uns auch.

Christian Heimanns: Wo es so sehr nach Kanterniederlage aussieht, kommt es meistens nicht dazu. Stattdessen gibt es ein 2:1 für Dortmund, das dem Ergebnis nach nicht so schlimm aussieht; uns aber trotzdem auf dem letzten Platz lässt.

Thomas Häcki: Wer an eine Klatsche glaubt, wird sich die Augen reiben. Gladbach spielt überraschend gut mit. Reicht aber nicht, da eine zweitklassige Defensive wieder völlig überfordert ist. Gladbach verliert 2:4 und langsam aber sicher muss die Trainerfrage gestellt werden.