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Erzgebirge AueEs wären so schöne Lose im Topf gewesen. Greif Torgelow oder TuS Heeslingen, Germania Windeck oder ZFC Meuselwitz, Victoria Hamburg oder Berliner AK 07. Richtige Amateure aus der vierten oder fünften Liga. Aber nein, nachdem der Borussia schon im letzten Jahr der FSV Frankfurt zugelost wurde, musste es auch dieses Mal ein Zweitligaaufsteiger sein. Wobei Respekt vor Erzgebirge Aue zwar klug ist, man es damit aber auch nicht übertreiben sollte. Die Lilaweißen, die unter dem Namen „Wismut Aue“ in den 50er Jahren dreifacher DDR-Meister und einmal Pokalsieger waren, hatten alles andere als eine ersprießliche Vorbereitung. Dagegen verlief die der Borussia, trotz einiger Ausfälle, überwiegend erfreulich.

Borussia

Für die Defensive sind keine Überraschungen zu erwarten, nachdem Dantes und Brouwers Wehwehchen keine schwerwiegenden sind. Gut vorstellbar sind je nach Spielverlauf aber spätere Einwechslungen von Bamba Anderson und Roman Neustädter.

In der Offensive hat Mo Idrissou Mo Idrissou mit zwei Dreierpacks in Folge große Erwartungen geweckt. Es stehen aber noch einige Fragezeichen dahinter, wer ihn in Aue unterstützen wird. Igor de Camargo fehlt leider sicher, Raul Bobadilla dagegen ist wieder im Kader und selbst für die Startelf eine Option. Auch der verhinderte Löw-Debütant Marco Reus ist wieder auf spielfähige Temperatur abgekühlt. Ärgerlichster Nebeneffekt der idiotischen Länderspielansetzungen ist Juan Arangos späte Rückkehr. Sie wird möglicherweise verhindern, dass der Venezuelaner an seinen großartigen Auftritt aus der ersten Pokalrunde im letzten Jahr anknüpfen kann, als er das erste Tor selbst erzielte und das zweite mit traumhaftem Pass einleitete. Für Arango könnte Patrick Herrmann in die Startelf und Elias Kachunga in den Kader rücken.

 

FC Erzgebirge Aue

Es begann chaotisch. Wegen starker Regenfälle musste man kurzfristig in ein anderes Stadion ausweichen. Der Gegner stand lange im Stau. Wegen der langen Verzögerung mussten hektisch Notstromaggregate herbeigeschafft werden, um Flutlichter zu improvisieren. Die aber reichten nicht aus, so dass Ball und Spieler immer schemenhafter zu sehen waren. Trotz all dieser Widrigkeiten herrschte am Ende bei den Auern allgemeine Zufriedenheit, als der Schiedsrichter die Partie bereits zehn Minuten früher als üblich abpfiff. Mit dem 1:0 gegen El Arabi Sports Club hatte das Team für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss der Vorbereitung gesorgt. So sparte Trainer Rico Schmitt nicht mit Lob für Laufbereitschaft und spielerische Fortschritte.

Zuvor hatten sich die Auer mit Niederlagen gegen die Viertligisten Plauen und Halle gründlich blamiert. Überhaupt war in der Vorbereitung vieles Baustelle. Das gilt buchstäblich für das Stadion, dessen Umbau bis zum Pokalspiel wohl noch nicht abgeschlossen ist. Es gilt auch für die Mannschaft. Nach dem Aufstieg, vom Trainer als „Sensation für den Osten“ gefeiert, traute man dem Drittligateam allein den Klassenerhalt nicht zu. So ließ man gar einige Stammspieler ziehen, darunter den Top-Torjäger. Eric Agyemang hatte es für den Geschmack der Vereinsführung mit seinen Gehaltsforderungen zu sehr übertrieben, als dass man sich auf einen neuen Vertrag hätte einigen können.

Stattdessen schlug man auf dem Transfermarkt zu. Von den neun Neuzugängen, alle ablösefrei, sind gleich sechs zweit- und teilweise sogar erstligaerfahren. Das gilt für Enrico Kern, Kevin Schlitte und Oliver Schröder aus Rostock, Fabian Müller aus Kaiserslautern, Robert Strauß aus Augsburg und Patrick Milchraum aus Aachen. Vor allem zu Milchraums Verpflichtung gratulierte man sich ausgiebig, zumal man sich im Werben um den Offensivspieler einiger Konkurrenz erwehren musste.

Aber Milchraum hatte kaum das Training in Aue aufgenommen, da humpelte er auch schon vom Platz. Innenbanddehnung im Knie oder gar ein Kreuzbandriss: Die veröffentlichten Diagnosen widersprechen sich noch. Sicher ist, dass Milchraum mindestens einige Wochen ausfallen wird. Es ist dies die bitterste Episode in einer Art Auer Dauerloop des Lazarettgrauens, der gleich sieben mögliche Stammspieler befiel. Immerhin soll Oliver Schröder am Samstag wieder spielen können, neben Marc Hensel auf der Doppelsechs. Offensivallrounder Robert Strauß aber fällt wegen eines Bänderrisses aus, Stürmer Enrico Kern wahrscheinlich wegen eines geschwollenen Lymphknotens. Bei ihm und Abwehrspieler Fabian Müller bestehen aber noch gewisse Hoffnungen auf eine rechtzeitige Genesung. Sicher zu früh dagegen kommt das Spiel für Innenverteidiger Thomasz Kos und für Najeh Braman, den zweitbesten Torschützen der Vorsaison.

Besonders in der Offensive hat Trainer Schmitt damit die Qual fehlender Wahl. Fehlt Kern wirklich, wird statt seiner Sebastian Glasner als einzige echte Spitze stürmen. Er war in der letzten Saison zehnmal als Torschütze in der dritten Liga erfolgreich. Dahinter werden dann wohl Neuzugang Schlitte, der in der Vorbereitung starke Jan Hochscheidt und der zweitligaerfahrene Skerdilaid Curri auflaufen. Eine Alternative wäre noch Tobias Kempe, der von Werder Bremens U23 kam und davor in Mönchengladbach spielte.

Die Abwehr ist zahlenmäßig weniger stark von Verletzungen betroffen; vor allem Kos‘ Ausfall aber wiegt schwer. Der dreimalige polnische Nationalspieler bildete letzte Saison mit Thomas Paulus zumindest ein für Drittligaverhältnisse starkes Duo. Kos‘ Platz wird gegen die Borussia Adil Lachheb einnehmen, der vom Halleschen FC zwei Ligen nach oben wechselte. Ansonsten spielt, wenn Rechtsverteidiger Müller nicht mehr rechtzeitig fit wird, die Abwehr der Aufstiegssaison: Paulus, der Ex-Gladbacher René Klingbeil und Pierre le Beau. Letzterer trägt die Bezeichnung Aufstiegsheld mit besonderer Berechtigung: Es war sein wuchtiger Kopfballtreffer gegen Braunschweig kurz vor Schluss, der den Sprung in die Zweitklassigkeit perfekt machte.

Aufstellungen


Erzgebirge Aue: Männel – le Beau, Paulus, Lachheb, Klingbeil – Hensel, Schröder – Schlitte, Hochscheidt, Curri– Glasner.

Borussia: Bailly – Levels, Brouwers, Dante, Daems – Marx, Bradley – Reus, Herrmann – Matmour, Idrissou.

SEITENWAHL-Meinung

Christoph Clausen: Wenn die Borussia den Kampf gegen die laufstarken Auer annimmt, sollte ein 2:0-Erfolg machbar sein.

Thomas Häcki: Die Borussia darf sich rühmen, zum zweiten Mal in Folge eines der schwersten Erstrundenlose erhalten zu haben. Aue erweist sich auch als harter Brocken. Am Ende siegt die spielerische Qualität über aufopferungsvollen Kampf. Leicht wird es nicht, aber die Borussia siegt mit 2:1 und im Pokal ist das Ergebnis das einzige, was zählt.

Christian Heimanns: Borussia gewinnt mit 2:1.

Michael Heinen: Borussia startet gut in die neue Saison. Mo Idrissou trifft in Aue zwar "nur" zweimal, was aber am Ende für einen souveränen 3:1-Erfolg der Borussia reicht.

Christian Spoo: Das schwerstmögliche Los in der ersten Runde bedeutet, dass Borussia sich schon an diesem Wochenende einen Packen Selbstbewusstsein für den Bundesligastart sieben Tage später holen kann. Aue ist ein ernsthafter, aber keineswegs zu fürchtender Gegner. Borussia wird die Aufgabe im Erzgebirge mit dem gebührenden Ernst angehen und dank eines 3:1-Sieges recht souverän in die zweite Pokalrunde einziehen.