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Der Abstiegskampf ist kaum noch ein Thema, mit dem Journalisten oder Angehörige des Boulevards einen Borussen-Fan an den Bildschirm oder an die Zeitung fesseln können. Daher müssen andere Themen her, wie z. B. die Frage nach potentiellen Kader-Veränderungen in der neuen Saison oder aber die angebliche Aussicht auf einen Europapokalplatz über die Fairplay-Wertung.


Diese funktioniert bekanntlich nach äußerst intransparenten Maßstäben, die alleine schon einen kritischen Kommentar wert wären. Denn nicht nur die offizielle Kartenstatistik, in der Borussia aktuell national sehr aussichtsreich im Rennen liegt, wird als Faktor herangezogen. Vielmehr gehen auch weiche Kriterien wie „positives Spiel, Respekt gegenüber dem Gegner und dem Schiedsrichter, das Verhalten der Zuschauer und Mannschafts-Offiziellen“ in die nationale Fairplay-Wertung ein, die deutschlandweit von den Schiedsrichter-Beobachtern subjektiv eingeschätzt werden. Zusätzlich bewerten UEFA-Delegierte jedes internationale Pflichtspiel auf ähnliche Weise und lassen dies in eine internationale Länderwertung einfließen, die für dieses Jahr vom 1.5.2009 bis zum 30.4.2010 läuft.
 

Nun mag man darauf setzen, dass sich Borussias offensive Spielweise in dieser Saison auch in diesem Bereich auszahlen könnte. Die Hoffnung, bundesweit das Fairplay-Ranking zu gewinnen, ist also nicht vollständig unrealistisch. Allerdings wird dies mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, um im kommenden Spätsommer tatsächlich internationale Gäste zu einem Pflichtspiel im Borussia-Park begrüßen zu dürfen. 

Bis 2008 war es so geregelt, dass nur der fairste Landesverband direkt einen zusätzlichen Startplatz erhielt und zwei weitere Plätze über ein Losverfahren vergeben wurden. So kam 2005 Mainz und 2008 Hertha BSC Berlin zu unverhofftem und sportlich unverdientem Losglück. Borussia hingegen musste als nationaler Fairplay-Sieger 2002 zusehen, wie an ihrer Stelle Ipswitch Town und Sigma Olmütz aus dem Lostopf gezogen wurden. Seit der vorigen Saison wird auf solch eine Auslosung verzichtet und nur noch die drei führenden Länder der internationalen Fairplay-Wertung dürfen einen weiteren Platz für sich beanspruchen. Im Vorjahr waren dies Schottland, Dänemark und Norwegen, die auch in dieser Saison wieder allesamt Fairness vorleben. Denn Ende des vergangenen Jahres zog die UEFA auf ihrer Internet-Seite eine Zwischenbilanz, indem sie das internationale Fairplay-Ranking aller Spiele bis 31.12.2009 veröffentlichte.  

Ein Blick auf diese Winter-Tabelle ist ernüchternd. Dort rangiert Deutschland lediglich auf dem 8. Platz. Nahezu uneinholbar führen die ohnehin oft dominanten Schweden, die ihren Platz bereits sicher haben dürften, zumal sie nach der Winterpause keinen Vertreter mehr ins Rennen schickten und somit ihren hohen Fairplay-Schnitt gehalten haben. Dänemark und England folgen auf den Plätzen 2 und 3, dicht gefolgt von Finnland und Irland. Zudem rangieren Norwegen und Schottland auf den Plätzen 6 und 7. Während der FC Kopenhagen für die Dänen nur noch zwei weitere Niederlagen ohne Platzverweis kassierte, waren die anderen Konkurrenz-Nationen (mit Ausnahme von England natürlich) komplett spielfrei und konnten ihren gegenüber den Deutschen (teilweise deutlich) höheren Schnitt nicht verschlechtern. 

Die einzige Chance, dass ein weiterer Startplatz für Deutschland abfällt, den Borussia dann ggf. belegen könnte, besteht also darin, sich selbst deutlich zu verbessern. Ein wenig Mut macht zwar, dass seit dem Winter nur noch Guy Demel per Gelb-Roter Karte vom Platz flog, während zuvor mit van Buyten, Müller, Grafite, Raffael, Ebert und Niemeyer gleich ein halbes Dutzend Akteure durch Platzverweise zum schwachen Zwischenstand beigetragen hatten. Dennoch sind die Chancen eher durchwachsen, wenn man bedenkt, dass 6 der 7 vor uns platzierten Nationen – wenngleich bei deutlich weniger Partien – überhaupt keinen Feldverweis kassiert haben. 

Als Borusse sollte man sich daher über den frühzeitig gesicherten Klassenerhalt freuen, der uns einen weiteren Schritt nach vorne gebracht hat. Die Hoffnung sollte sich eher darauf verlagern, über weitere solcher Schritte mittelfristig die Voraussetzungen zu schaffen, damit man in einigen Jahren vielleicht sportlich die Chance erhält, an die internationalen Plätze heranzukommen. Ein bißchen stolz darf man darauf sein, die guten Leistungen dieser Saison auf faire Weise erzielt zu haben. Mehr als diese Anerkennung wird für uns aber mit ziemlicher Sicherheit nicht herausspringen.