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Vor 26.700 Zuschauern im BorussiaPark bedarf es eines Kunstschusses von Nationalspieler Oliver Neuville, um das Spiel gegen Galatasaray Istanbul im Rahmen des Wochenendes zur Saisoneröffnung nicht zum Misserfolg enden zu lassen.
Das Spiel der Borussia zeigte sich nur im Ansatz verbessert, noch immer blieb vieles Stückwerk im Spiel nach vorne. Die Spielkultur, die Federico Insua bei seinem Debut deutlich sichtbar einbrachte, lässt für die Saison hoffen. Der Argentinier ließ in einigen Szenen das aufblitzen, was sich viele von ihm erhofft haben: geniale Pässe, Überraschungsmomente und technische Finessen.

Jupp Heynckes stellte wie angekündigt sein System durch die Hereinnahme von Insua um und wich von der bisher praktizierten Praxis ab, mit zwei defensiven Mittelfeldspielern agieren zu lassen. So wurde auf die klassische Raute im Mittelfeld gesetzt, in der sich der argentinische Nationalspieler erstaunlich schnell zurechtfand.

Bereits in der fünften Minute ging ein Raunen durch den ungewohnt leeren BorussiaPark, als Insua einen weiten Diagonalpass auf Delura schlug, der mit Sverkos kreuzte, über links in den Strafraum eindrang und in die Mitte auf Sverkos flankte. Der Ball geriet einige Zentimeter zu hoch, so dass der tschechische Publikumsliebling sich nur mit der Hand zu helfen wusste, wofür er völlig zurecht die Gelbe Karte sah.

Insgesamt war das Tempo recht ordentlich, ohne dass sich ein Offensivfeuerwerk entzündete. Nach den ersten Offensivbemühungen der Gastgeber übernahmen die Türken aus Istanbul immer mehr die Kontrolle. Durch die technisch deutlich reifere Spielanlage ließen die Gäste vom Bosporus Ball und Gegner auf dem durch den Regen aufgeweichten Rasen laufen. Der Führungstreffer für Galatasaray fiel dennoch überraschend, als die Mönchengladbacher Hintermannschaft ungeordnet am eigenen 16-Meter-Raum agierte. Ein einziger Pass in die Tiefe reichte aus, um Özcan freizuspielen, der den heraus stürmenden Keller verlud und ins lange Eck einschob. Das Tor tat den Gästen gut, die Kombinationen wurden immer sicherer.

Borussia blieb einzig durch Standards gefährlich. Eine von Insua geschlagene Ecke fand den Kopf von Ze António, dessen Aufsetzer allerdings knapp am linken Pfosten vorbei ins Toraus fiel. Insgesamt fiel auf, dass die Mannschaft von Jupp Heynckes Probleme mit der Zuordnung im Mittelfeld hatte. Galatasaray hatte meist Überzahlsituationen im offensiven Mittelfeld, die Umstellung vom bisher praktizierten System mit zwei defensiven Mittelfeldspielern auf die Raute schien der Mannschaft schwer zu fallen, zumal Insua speziell in der Defensive selten zu finden war. Der Argentinier war sichtlich bemüht ins Spiel zu finden, bot sich oft an, forderte Bälle, die er in vielen Situationen dann zu spät oder gar nicht bekam. So operierte Borussia unverständlicherweise oft mit langen Bällen auf die Spitzen Sverkos und Delura, die die Kopfballduelle gegen die türkischen Innenverteidiger meist verloren. Beide Sturmspitzen war beweglich, boten sich viel an, doch effektives Offensivspiel brachten beide nicht zu Stande.

Der Regen, auf den ganz Deutschland seit Wochen wartete, kam nun mit aller Gewalt, denn gegen Ende der ersten Halbzeit schüttete es wie aus Eimern. Mit einer für die Gäste nicht unverdienten Führung ging es dann in die Kabine.

Jupp Heynckes ließ seine Mannschaft zwar unverändert den zweiten Spielabschnitt beginnen, schickte jedoch alle Auswechselspieler zum Warmlaufen. Am Spielgeschehen änderte sich erstmal wenig. Borussia versuchte zwar mehr Spielanteile für sich zu verzeichnen, Galatasaray blieb allerdings die Spiel bestimmende Mannschaft. Zu sicher stand die Defensive des amtierenden türkischen Meisters, so viel Stückwerk prägte das Offensivspiel der Elf vom Niederrhein. Ohne den von vielen Fans betitelten „Messias" aus Argentinien bewusst hervorheben zu wollen, muss dennoch festgehalten werden, dass er an beinahe jeder guten Aktion beteiligt war.

Als gegen Mitte der zweiten Halbzeit das Spiel etwas erlahmte, nutzten beide Trainer ihre Wechselmöglichkeiten, während die Mannschaft auf dem Platz bei Standards gefährlich blieb. Zweimal rettete der türkische Torwart mit Weltklassereflexen den Ausgleich, als einmal Svensson und einmal Ze António nach Flanken zum Kopfstoß kamen.

Galatasaray, bei denen in der Zwischenzeit der Ex-Borusse Marek Heinz unter dem Pfeifkonzert der Mönchengladbacher Fans eingewechselt wurde, besann sich in der letzten Viertelstunde immer mehr auf die Defensive, was Borussia zwangsläufig mehr Ballbesitz bescherte. Dennoch fiel der inzwischen nicht unverdiente Ausgleich mehr als Zufall. Nach einem erneut langen Pass in die Sturmspitze sorgte ein Patzer eines türkischen Innenverteidigers dafür, dass Neuville frei vor dem Tor auftauchte. Die Art und Weise, wie der den schwierigen Ball dann ins Tor beförderte, spricht einmal mehr für die Qualitäten des Nationalstürmers. Mit dem Rücken zum Tor, im Sprung mit der Hacke in den Winkel: dieses viel umjubelte Tor hat sicherlich gute Chancen, zum Tor des Monats Juli gewählt zu werden.

Nach dem Ausgleich kam das Publikum noch einmal massiv auf, auch wenn die Unterstützung während des gesamten Spiels über nie nachließ. Die Mannschaft hat eben am Anfang der Saison noch Kredit, denn einige der Fehlpässe werden in wenigen Wochen sicherlich anderweitig „kommentiert".

Borussia drückte nun auf den Sieg, auch wenn der nach wie vor anhaltende Dauerregen ein flüssiges Kombinationsspiel nahezu unmöglich machte. Zu oft wurden gute Kontergelegenheiten durch ungenaue Zuspiele vertan. Borussia tauchte zwar das ein oder andere Mal noch im Strafraum der Gäste auf, zwingende Torchancen entstanden jedoch nicht mehr.

In der 88. Minute hatte das Debut von Federico Insua dann ein Ende. Unter dem lauten Applaus des Publikums und mit einer ersten Duftmarke seiner fußballerischen Fähigkeiten wurde Insua gegen Hassan El-Fakiri ausgewechselt. Im Spiel geschah nichts mehr, denn der heute sehr penible Unparteiische pfiff pünktlich ab.

In der Summe bleibt ein gerechtes Unentschieden gegen einen technisch und spielerisch starken Gegner, das jedoch mehr erzwungen denn erspielt wurde. Unter dem Gesichtspunkt der Systemumstellung und dem Debut von Insua, der zum ersten Mal überhaupt mitspielte, kann dieses Ergebnis durchaus als Erfolg verbucht werden. Dennoch wurde Mängel sichtbar, die in ihrer Häufigkeit oft an die Vorsaison erinnerten. Von automatisierten Pass- und Laufwegen, die Heynckes trainieren lässt, war über weite Strecken wenig zu sehen. Die Abwehr um Bo Svensson und Ze António wirkte oft wackelig und ungeordnet. Einzelne Spieler wie Polanski, Bögelund oder auch der nach den Testspielen gelobte David Degen konnten sich viel zu selten in Szene setzen und tauchten über weite Strecken ab. Polanski hat immer eine gewisse Präsenz auf dem Platz, doch seine Aktionen sind noch immer zu oft überhastet, er scheint sich und seine Fähigkeiten zum Teil zu überschätzen.

So bleiben dem Trainergespann um Jupp Heynckes noch ein ernsthafter Test (in Goch gegen den FC Fulham), um die komplette Mannschaft bis zum ersten Saisonspiel gegen Energie Cottbus auf das Niveau zu heben, das heute von ihrem neuen argentinischen Spielmacher angedeutet wurde. Darüber hinaus muss konstatiert werden, dass mit Marcell Jansen, Oliver Neuville und Wesley Sonck drei Stammspieler gar nicht oder erst gegen Ende mitwirken konnten. Das Einspielen soll und wird Zeit kosten, soviel steht fest. Ob der auf dem ersten Blick leichte Spielplan Borussia dabei entgegen kommt, wird abzuwarten bleiben.

Borussia: Keller - Bögelund (Kirch 67), Svensson, Zé Antonio, Daems - Polanski, Kluge (Compper 80), Degen (Rafael 59), Insua (El Fakiri 88) - Sverkos (Neuville 76), Delura (Kahê 59).

Galatasaray Istanbul: Fevzi Elmas - Ferhat Öztorun (Ugur Erdogan 70), Stjepan Tomas, Emre Asik, Ugur Ucar - Okan Buruk (Volkan Arslan 66), Ayhan Akman, Aydin Yilmaz, Arda Turan (Heinz 64), Özgurcan Ozcan, Oguz Sabankay (Sabri Sarioglu 82).

Tore: 0:1 Özcan (24.), 1:1 Neuville (82.).

Zuschauer: 26.700