mainz neuDie Länderspielpause hat uns in Sachen Fußball bahnbrechende Erkenntnisse gebracht: Gianni Infantino kündigt uns für Dezember in Quatar die „beste WM aller Zeiten“ an. Karl-Heinz Rummenigge bedauert die Kommerzialisierung des Fußballs. Die Fifa führt Russisch als Amtssprache ein. Darf Satire wirklich alles?

Was Borussia Mönchengladbach angeht, war es dagegen abgesehen davon, dass die Punkte aus Bochum erwartungsgemäß nach Gladbach gingen, eher ruhig. Die Bild veröffentlichte eine angeblich hochgeheime Einkaufsliste, die sich bei näherem Hinsehen als substanzlose Spekulation darstellt, bei der man einfach mal ein paar Wechselkandidaten aus der Bundesliga und dem näheren Ausland auf einen Zettel und oben drüber „Virkus‘ Einkaufsliste“ geschrieben hat. Adi Hütter hatte wohl einen eher heftigen Corona-Verlauf, ungeachtet dessen ist er zurück und „Peinti“ Peintinger wieder in seiner Rolle als Co-Trainer tätig. Wenn das mal kein böses Omen ist … Auch ein paar Spieler waren in Quarantäne, die meisten sind jedoch wieder zurück, ausfallen sollen nach den Erkenntnissen des Kicker für das Wochenende noch Jantschke (Covid), Doucouré (Erklärung unnötig, er hat Muskel), Friedrich (Blutbild – was auch immer das bedeuten mag), Hofmann (Trainingsrückstand), Netz (Muskel) und Thuram (Adduktoren).

Damit ist die Liste der Ausfälle schon wieder einmal so lang, dass Borussia Mönchengladbach zwar noch eine recht klangvolle erste Elf aufstellen kann, die Ersatzbank aber schon wieder kaum noch Alternativen aufweist. Wahrscheinlich ist eine Dreierkette aus Ginter, Elvedi und Beyer, das hat zuletzt ja ganz ordentlich funktioniert. Davor werden Lainer, Koné, Neuhaus und Bensebaini agieren. Offensiv muss man nach dem Ausfall von Hofmann und Thuram nicht groß rätseln – Plea und Stindl auf den Halbpositionen und Embolo in der Spitze ist die hochwahrscheinliche Antwort auf die Frage nach der personellen Aufstellung.

Mainz 05 ist 4 Punkte und sage und schreibe 22 Tore besser als Gladbach und trotzdem unser unmittelbarer Tabellennachbar und als solcher eine der Mannschaften die in der Rubrik „Ausschöpfen des Potentials“ noch deutlicher vor Gladbach liegen dürfte. Bo Svensson hat seit seinem Amtsantritt bei einem designierten Absteiger eindrucksvoll nachgewiesen, dass er ein wirklich guter Trainer ist. Er hat am Sonntag deutlich weniger Ausfälle als Gladbach zu beklagen – Kohr ist gesperrt, ansonsten fast alles an Bord. Der Mainzer Stil zeichnet sich durch aktives und aggressives Verhalten gegen den Ball aus, gleichzeitig kann man aber auch schnell und streckenweise schön nach vorne spielen. Mit Lee hat man vor der Saison einen der herausragenden Kreativspieler der letzten Jahre aus der zweiten Liga geholt, der sich sehr schnell in Mainz akklimatisiert hat und nachgewiesen hat, dass er auch Bundesliga kann.

Leicht wird es also nicht gegen Mainz, andererseits ist die Auswärtstabelle sehr ermutigend, da steht Mainz nämlich auf Rang 17, mit nur zwei Siegen und einem Unentschieden (daheim würde es dagegen für die Champions League reichen).

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Rückkehr der Zuschauer in vollem Umfang. Es wird spannend sein zu sehen, wie voll das Haus sein wird und in welcher Weise sich die fast schon ungewohnte Kulisse auswirken wird.

 

Der SEITENWAHL-Tipp:

Uwe Pirl: Auch wenn der Sieggarant Peintinger wegfällt – Borussia hat sich gefangen, Mainz ist nicht auswärtsstark und das Publikum inspieriert die Mannschaft. Am Ende gewinnen wir 3:1. Oder auch nicht.

Christian Spoo: Tipp: Kein Tayfun und kein Fiege kommt Borussia gegen Mainz zur Hilfe. Das Team ist auf sich allein gestellt. Ist das 1:1 da schon ein Erfolg? Immerhin bringt es ein weiteres Pünktchen im Kampf um den Klassenerhalt.

Thomas Häcki: Schock für Gladbach. Peintinger sitzt nur auf der Ersatzbank. Da werden böse Zungen zischen, da es für seinen Chef nur zu einem 1:1 reicht.

Claus-Dieter Mayer: Nachdem ein Hexenschuss in letzter Sekunde Adi Hütters Rückkehr auf die Trainerbank verhindert, steht einem dritten 2:0 Sieg unter Christian Peintinger nichts im Wege.

Michael Heinen: Ich hab keine Lust mehr auf Abstiegskampf, sondern würde diese verkorkste Saison gerne schnell abhaken. Von daher setze ich auf einen mühsamen 2:1-Erfolg über Mainz. Und nein, von Europa sollte anschließend trotzdem nicht geträumt werden.

Volkhard Patten: Die Pokalsieger von 95 werden sich auf der Tribüne nach dem 0:3 mit Grausen abwenden und an die epische Pokalschlacht vom 25. Oktober 1994 zurückerinnern.