VfL Bochum

Wo kommen sie her?

Großer Jubel „anne Castroper“: Nach 2010 geht es für die ehemalige Fahrstuhlmannschaft endlich wieder nach oben. Insgesamt stieg man überrascht souverän in die Bundesliga auf und sicherte sich sogar die allseits beliebte „Radkappe“ des Zweitligameisters.

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Bochum hat sich den Möglichkeiten eines Aufsteigers gemäß ordentlich verstärkt. Zudem ging der Saisonstart trotz zweier Auswärtsniederlagen durch den ersten Heimsieg nicht völlig daneben, wodurch Trainer Thomas Reis in Ruhe arbeiten kann. Die durch den vieldiskutierten Abgang von Zweitliga-Topscorer Robert Zulj in die Vereinigten Arabischen Emirate entstandene Last in der Offensive soll auf mehrere Schultern verteilt werden. Die Leihspieler Rexhbecaj und Löwen (Wolfsburg bzw. Hertha) sollen spielerische Akzente setzen, Asano und der Paderborner Antwi-Adjei Tempo bringen und Polter als robuster Stürmer die Abwehr beschäftigen. Bei Gerrit Holtmann hofft man nicht zuletzt nach seinem Traumsolo gegen Mainz 05 auf den endgültigen Durchbruch.

Wo gehen sie hin?

Bochum hat mit Torwart Riemann und den Routiniers Tesche und Zoller Spieler in ihren Reihen, die die Aufs- und Abs des Fußballgeschäfts kennen. Ex-Abwehrhüne Thomas Reis besitzt großes Vertrauen in Verein und Umfeld und wird mit seinem stoischen Auftreten an der Seitenlinie ebenfalls nicht beim ersten Rückschlag die Nerven verlieren. Dabei scheint die Abwehr die fehlende Erfahrung im Oberhaus sogar das größte Fragezeichen, eine stabile Defensive ist für die Klassenerhalt-Chancen eines Aufsteigers in der Regel das A und O. Bekommt man dies einigermaßen in den Griff, hat der VfL reelle Chancen, am Ende der Saison unter den ersten 15 einzulaufen.

RB Leipzig

Wo kommen sie her?

Die deutsche Fußballabteilung des Brause- und Spaßkonzerns gab in den vergangenen Jahren wie auch letzte Saison gern die Rolle eines Pseudo-Bayernjägers. Mit der konstant hohen Punkteausbeute würde man in der einer sportlich gesunden Liga wohl seit Jahren um die Meisterschaft spielen.

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Viel. Der FC Bayern wilderte tüchtig beim vermeintlich ärgsten Rivalen der letzten Jahre und warb neben Übungsleiter Nagelsmann gleich noch Kapitän und Mittelfeldmotor Marcel Sabitzer und Abwehrchef Dayot Upamecano ab. Da auch dessen Nebenmann im geradezu notorisch robusten Abwehrduo, Ibrahima Konaté, zukünftig sein Glück beim FC Liverpool versuchen wird, kann man in Bezug auf den Leipziger Kader vom größten Umbruch seit dem Aufstieg 2016 sprechen. Neu hinzu kamen Frankfurts Torjäger André Silva, der neuer Fixpunkt in der Offensive werden soll, sowie mit den kroatischen Verteidiger Gvardiol, Innenverteidiger Simakan von Racing Straßburg und Mittefeldakteur Moriba von Barca 2 eine Reihe der für RB üblichen „High Potentials“ des europäischen Fußballs, die für andere Vereine wie Borussia schon jetzt kaum erschwinglich sind.

Wo gehen sie hin?

Neu-Trainer Jesse Marsch ist ein Red Bull-Gewächs der reinsten Sorte, trainierte zuvor bereits den amerikanischen Ableger in New York und zuletzt das Stammhaus in Salzburg – den Nachweis in einer europäischen Topliga muss er jedoch noch erbringen. Der Kader ist nach wie vor breit, hat viel Potenzial und hervorragende Fußballer in seinen Reihen. Dennoch kann die Saison die bisher schwierigste in der kurzen Bundesliga-Geschichte werden. Die ersten Spieltage deuteten bereits an, dass die veränderte Kaderstruktur nicht spurlos an der bislang fast unverrückbar scheinenden Spielphilosophie der RB-Schmiede vorbeigeht. Altgediente Kräfte wie Orban, Kampl, Forsberg und Poulsen müssen eine Reihe hochbegabter, aber sensibler Techniker (Olmo, Nkuku, Szoboszlai, Silva) führen, das neue Abwehrzentrum sich erst finden. Eine erneute Rolle als deutsche Nr. 2 scheint daher unwahrscheinlich, und auch im Kampf um die Champions League wird man sich strecken müssen. Gleichzeitig wäre es für den Konzern geradezu als Katastrophe zu werten, würde sich dieser Millionen-Kader nicht mindestens für den europäischen Wettbewerb qualifizieren.

VfL Wolfsburg

Wo kommen sie her?

Auch der andere Konzernverein hat eine starke Spielzeit hinter sich. Trotz öffentlich ausgetragener Differenzen zwischen Trainer Glasner und Sportchef Schmadtke gelang es, die Mannschaft konstant auf Kurs zu halten und mit Platz 4 die Champions League zu erreichen.

Was passierte bis zum Ende der Transferperiode?

Das, was Max Eberl immer predigte: Borussia hat mit seiner schwachen Saison einem Konkurrenten zum Aufstieg verholfen, der durch VW-Unterstützung ohnehin einen unbestreitbaren Wettbewerbsvorteil mitbringt. Wolfsburg konnte nicht nur Top-Torjäger Weghorst halten, sondern auch alle anderen Leistungsträger, und sich darüber hinaus in jedem Mannschaftteil verstärken. U21-EM-Held Nmecha, Innenverteidiger Sebastiaan Bornauw aus Köln, Bundesliga-Rückkehrer Luca Waldschmidt von Benfica und zuletzt noch der in Berlin unglückliche Dodi Lukebakio verschaffen dem neuen Coach Marc Van Bommel eine Menge Optionen, den ohnehin charakterlich und spielerisch gefestigten Kader um weitere Elemente zu bereichern.

Wo gehen sie hin?

Wolfsburg ist keine Mannschaft der Edeltechniker, aber eine von Spielern, die „den Job erledigen“ und dabei die nötige Robustheit (Arnold, Schlager, Brooks, Guilavogui, Weghorst) und Dynamik (Baku, Lukebakio, Mbabu, Philipp, Rousillion) mitbringen. Das macht sie für jeden Gegner gefährlich, RB Leipzig musste das im direkten Aufeinandertreffen am 3. Spieltag bereits erleben. Marc van Bommel wird als Trainer noch Erfahrung in der Bundesliga sammeln müssen, bringt aber die benötigte Mentalität für mannschaftlichen Erfolg mit, auch mit Jörg Schmadtke scheint es menschlich zu passen. Inwieweit dessen alter Kumpel und Co-Trainer Michael Frontzeck zum Erfolg beitragen wird, ist dabei schwer einzuschätzen. Der Wechselfehler-Fauxpass und das folgerichtige Ausscheiden im Pokal scheinen jedenfalls keine negativen Spuren hinterlassen zu haben – im Gegenteil: Wolfsburg wirkt äußert fokussiert und scheint für Borussia aktuell enteilt. Ein erneuter Champions League-Platz ist fest anvisiert, vielleicht geht sogar mehr.