augsburg neu

Seltsames geschah in der Länderspielpause. Horst Lichter schlägt die deutsche Nationalmannschaft bei der Wahl des beliebtesten Fernsehprogramms. In Frankfurt dämmert es einigen grauen Herren, dass Joachim Löw trotz einer historischen WM 2018 vielleicht doch nicht ganz so alternativlos ist. Und Yann Sommer hielt zwei Elfmeter in einem Spiel. Ok, klarer Fall von Fake News mag der aus der Isolation zurückgekehrte Borussenfan nun sagen, spätestens beim letzten Fall wurde jetzt doch übertrieben. Und doch ist es wahr. Viel zu feiern gab es aber trotzdem nicht. Erstens gelang Sommer sein Meisterstück nicht für die Borussia, sondern für die Nati. Zweitens bezahlte die Borussia die zunehmende Abstellung von Nationalspielern mit dem wochenlangen Ausfall von Jonas Hofmann teuer. Und dies ausgerechnet in einem Spiel ohne Sinn und Wert.

Keine Frage, der Ausfall von Jonas Hofmann wiegt schwer. In einem durchwachsenen Saisonbeginn war er bislang einer der stärksten Borussen und agierte nicht von ungefähr zum Topscorer der Fohlen. Umgekehrt gibt es aber auch Erfreuliches aus dem Borussen-Lazarett zu vermelden. Benes und von allem Lazaro melden sich wieder zurück. Letzterer hatte in seinen Kurzeinsätzen bereits angedeutet, warum man im Borussia-Park große Stücke auf ihn hält. Zudem ist Dennis Zakaria wieder im Kader. Ob es zu einem Einsatz am kommenden Samstag reichen wird, erscheint aufgrund der langen Fehlzeit zwar noch fraglich. Aufgrund des Mammutprogramms der folgenden Wochen ist dies allerdings eine sehr gute Nachricht, wurde doch allgemein bezweifelt, ob er dieses Jahr noch einmal zum Einsatz kommen könnte. Fehlen wird hingegen infektionsbedingt Alassane Plea, womit das Rätselraten um den CoVid-Fall bei der Borussia nunmehr ein Ende hat.

 

Die Borussia ist somit zur Rotation gezwungen, hätte diese aber auch ohne die beiden Ausfälle wohl vornehmen müssen. Zehn Spiele sind bis Jahresende noch zu absolvieren, was den Unsinn der Länderspielpause in der aktuellen Situation nochmal besonders deutlich macht. Da am kommenden Mittwoch das immens wichtige Rückspiel gegen Schachtjor Donezk auf dem Programm steht, darf davon ausgegangen werden, dass schon am Samstag einzelne Spieler aus der zweiten Reihe wieder eine Chance erhalten werden, um der Belastung der kommenden Aufgaben Herr zu werden. Hoffnung machen darf sich unter anderem Patrick Herrmann, der beim letzten Auseinandertreffen im Borussia-Park mit 2 Treffern und einem Assist einen Glanztag erwischte. Das man es mit der Rotation aber nicht übertreiben darf, zeigte allerdings auch der Auftritt in Mainz, bei denen sich die Borussen lange schwer taten. Auch wenn die letzten Ergebnisse der Augsburger ernüchternd sind, darf man dieses Team dennoch keinesfalls unterschätzen.

Überraschend stark waren diese in die Saison gestartet, als man gegen Union, Dortmund und Wolfsburg 7 Punkte aus 3 Spielen ergatterte. Seitdem ist allerdings deutlich Sand im Getriebe. Lediglich gegen Mainz gelang ein 3:1, welches am Ende auch deutlicher aussah, als es eigentlich war. Der Rest wurde verloren, zuletzt sang- und klanglos mit 0:3 zu Hause gegen die Hertha. Besonders im Sturm drückt der Schuh. Finnbogason, Gregoritsch und Niederlechner gelangen bislang ein Treffer. Torschützenkönig ist ein gewisser André Hahn, der bereits auf drei Tore kommt. Mit Tobias Strobl, der in Augsburg erwartungsgemäß sofort zum Stammspieler avancierte und Reece Oxford, der vier Kurzeinsätze aufweisen kann, werden zwei weitere Spieler an ihrer alten Wirkungsstätte ein Wiedersehen feiern können. Verstärkt hat man sich zudem im Tor, wo Gikiewicz wieder ein starker Rückhalt ist. Vorgänger Koubek hatte beim letzten Aufeinandertreffen am Niederrhein eine bestenfalls unglückliche Figur abgegeben.

Die Borussia ist zwar gegen Augsburg eindeutig der Favorit, unterschätzen darf man die Fuggerstädter allerdings nicht, auch wenn deren letzter Sieg aus 2016 datiert. Nach der ärgerlichen Niederlage in Leverkusen ist zudem die Marschrichtung klar. Will man weiterhin den Anschluss an den Champions League Plätzen halten, muss ein Sieg her. Bislang ist man für dieses Ziel noch weitestgehend im Soll, weitere Punktverluste wie gegen Union und Wolfsburg sollten aber unbedingt vermieden werden. Die Aufgaben der folgenden Wochen werden nicht leichter sein.

Vorausichtliche Aufstellung

Borussia: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt – Kramer, Neuhaus, Stindl – Thuram, Embolo, Herrmann

Augsburg: Gikiewicz - Gumny, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago - Khedira, Strobl - Caligiuri, Vargas - Hahn, Niederlechner

Einschätzungen Seitenwahl:

Thomas Häcki: Auch wenn die Niederlage in Leverkusen ärgerlich war, ist zuletzt ein deutlicher Aufwärtstrend erkennbar gewesen. Wenn die Borussia ihre Ruhe beibehält, sollten die Punkte am Samstag am Niederrhein verbleiben. Ich tippe daher auf ein 2:0.

Claus-Dieter Mayer: Plea krank, Hofmann verletzt, Ginter und Neuhaus noch traumatisiert vom Länderspiel gegen Spanien, kein Wunder, dass der Motor der Borussia gegen den FCA stottert und man sich am Ende zum dritten Mal in dieser Saison mit einem 1:1 daheim zufriedengeben muss.

Uwe Pirl: Aus der Perspektive der Augsburger sind wir - Angstgegner hin- oder her - Römer. Wir werden aber nicht von den Galliern verprügelt, deren Zaubertrank ist gerade alle. Borussia wird der Favoritenrolle gerecht und gewinnt 3:1.

Michael Heinen:  Der Qualitätsunterschied sollte reichen, damit Borussia einen ungefährdeten 2:0-Sieg einfährt.

Christian Spoo: Augsburg ist eine Mannschaft mit Potenzial. Das beweist sie auch in Mönchengladbach. Trotzdem gewinnt Borussia mit 2:1.

Mike Lukanz: Borussia braucht nach der blöden Niederlage in Leverkusen jetzt vor allem eins: Punkte und Ergebnisse. Das 1:0 erfüllt beides.