Copyright: Poolfotos/Dirk Päffgen 

Große Spieler entscheiden große Spiele, so heißt es. In dieser Saison entscheiden leider nicht so große Schiedsrichter große Spiele, zumindest aus Sicht Borussias. Die empfindliche Niederlage gegen Leverkusen ist sicher nicht gänzlich unverdient, hätte aber durchaus einen anderen Verlauf haben können, wenn sich der DFB mit seinen Unparteiischen mal auf eine Linie einigen könnten, die nicht ständig „im Zweifel gegen Borussia Mönchengladbach“ heißt.

Doch der Reihe nach: Als Deutschlands zurzeit bester Feldspieler, Kai Havertz, innerhalb weniger Minuten die Führung für die Gästeelf erzielte und danach Breel Embolo, wenngleich unabsichtlich, bei einem Foul so verletzte, dass der formstarke Schweizer ausgewechselt werden musste, bekam man schon eine Vorahnung dessen, wie dieses Spiel verlaufen würde.

In der ersten Halbzeit bekam Borussia in den ersten 30 Minuten zudem überhaupt keinen Zugriff, alles ging viel zu schnell für Marco Roses Mannschaft. Erst nach einer Systemumstellung circa 15 Minuten vor dem Pausentee fing sich Borussia etwas, hatte dennoch Glück, dass Demirbay kurz vor dem Halbzeitpfiff lieber das 40 Zentimeter breite Bein von Nico Elvedi anschoss als ins über 7 Meter breite (und leere) Tor.

Nach Wiederanpfiff vor den knapp 18.000 Zuscha … äääh … Pappfiguren zeigte Borussia dann eindrucksvoll, warum sie ein Kandidat für Höheres sein kann. Leverkusen schaffte keine Entlastung mehr, die Umstellung auf Dreierkette und damit ein präsenteres Mittelfeld sorgten für die beste Phase im Spiel und dem folgerichtigen Ausgleich durch Marcus Thuram. Das Spiel stand nun kurz davor, endgültig in Richtung Borussias zu kippen, denn auch nach dem 1:1 gab es nur eine Richtung: auf das Tor von Bayer, bis, ja bis Schiedsrichter Sören Storks binnen zwei Minuten zwei Entscheidungen für Leverkusen und gegen Borussia traf. Zuerst verweigerte er Thuram nur zwei Minuten nach dessen Ausgleichstreffer einen berechtigen Elfmeter, als dieser von Gegenspieler Dragovic klar am Arm gezogen und damit am Torschuss gehindert wurde. Praktisch im Gegenzug senste Elvedi dann Bellarabi um, der allerdings noch zum Torabschluss gekommen war - demnach Abstoß Borussia, richtig? Falsch.

 

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Ein Blick in die Twitter-Timeline bestätigte die eigene, erste Reaktion: „Und das Foul an Hofmann damals in Köln?“ - Die beiden Zweikämpfe sind fast schon gespenstisch gleich abgelaufen, nur die Regelauslegung beide Male zu Ungunsten Borussias. Und zugegebenermaßen traf Schiedsrichter Storks am Samstag im leeren Stadion die regeltechnisch richtige Entscheidung und Felix Zwayer seinerzeit in Köln die falsche. Blöd nur, dass jeweils der Gegner profitierte. Havertz vollendete, natürlich, etwas glücklich zur erneuten Führung. Aber bis Yann Sommer mal einen Elfmeter hält, ach, lassen wir das.

So stand es also 1:2 statt 2:1, und das mitten in der besten Phase Borussias. Es sind diese Momente, die einer Saison eine Wendung geben können. Wie in Dortmund. Oder zu Hause gegen Dortmund. Oder in Leipzig. Ja, es ist müßig, alle Fehlentscheidungen gegen Borussia aufzurechnen, hatte man doch selbst das ein oder andere Mal Spiel- und Schiedsrichterglück (Elfmeter in Rom, Elfmeter in der Nachspielzeit gegen Bayern). Die Häufung dieser Ereignisse in dieser Saison ist jedoch auffällig. Es sind eben gerade diese Spiele gegen Mannschaften auf Augenhöhe, in denen alles passen muss. Auch und vor allem die Leistung der Schiedsrichter.

Das 1:3 durch Bender in der Schlussphase setzte nur noch den Deckel drauf. Borussia hatte zwar nach dem Elfmeter noch ihre Chancen, aber der Tiefschlag durch den Elfmeter saß. So bleibt eine insgesamt verdiente, aber gleichsam bittere wie frustrierende Niederlage in einem extrem wichtigen Spiel.

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In der SEITENWAHL-Redaktion entbrannte schon in der Schlussphase die Diskussion darüber, wie die Saison dann bewertet würde, sollte es Borussia tatsächlich erneut gelingen, Platz 4 und damit die so lukrative Champions League zu verpassen. Ist es dann das peinliche Vorrunden-Aus in der Europa League, das frühe Aus im DFB-Pokal und schließlich nur Europe League nach fast zwei Monaten an der Tabellenspitze und zwischenzeitlich fettem Polster auf Platz 5? Oder trotz allem ein Erfolg, weil die Mannschaft zwischenzeitlich begeisterten Fußball gespielt hat, wieder eine Handschrift zu erkennen ist und Spieler mit Charakter und Ausstrahlung der Mannschaft ein Gesicht geben?

Ein paar große Spiele hat Borussia noch vor der Brust. Hoffen wir, dass diese dann durch Spieler und nicht durch Schiedsrichter entschieden werden.

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Die Meinung der SEITENWAHL-Redaktion:

Claus-Dieter Mayer: Wenn die Anderen schwächeln, will die Borussia da sein, heißt es. Dummerweise schwächeln sie dieses Jahr nicht genug, wie es scheint. 3 von 4 Heimspielen gegen direkte Konkurrenten gingen nun verloren. Stets hatte man Chancen, hätte es anders ausgehen können, aber stets war es insgesamt auch verdient. So droht es der Mannschaft gut bis sehr gut gewesen zu sein, aber am Ende nicht gut genug.

Christian Spoo: Wer in den vergangenen drei Monaten mal eine Talkshow gesehen hat, der weiß: Karl Lauterbach vermag aus seiner Umgebung alles Schöne, alle Hoffnung, alle Lebensfreude und allen Optimismus hinauszusaugen. Offenkunding funktioniert das schon durch seine Anwesenheit. Und es reicht, wenn der Hyperasket nur in seiner Pappinkarnation auf der Tribüne anwesend ist. Lassen die wir schwache erste Halbzeit und das zweifelhafte Zusammenwirken von Feld- und Videoschiedsrichtern mal beiseite, sollten die für das Pappkameradentum Verantwortlichen bei Borussia dafür sorgen, dass der Aufsteller mit der doofen Fliege entfernt wird. Sonst gibt's zuhause keinen einzigen Punkt mehr.