hoffenheim neu

War es ein Befreiungsschlag und der Start in eine rosige Zukunft oder hat Borussia gegen Fortuna Düsseldorf nur einen mühsamen Pflichtsieg errungen? Was der Last-Minute-Sieg vom vergangenen Sonntag außer drei Punkten wert ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen – im Euro-League-Spiel in Istabul, wo Borussia schon unter gewaltigem Druck steht, aber zunächst in der Bundesliga beim Spiel in Sinsheim. Die Auswärtsbilanz gegen die TSG Hoffenheim ist aus Gladbacher Sicht nicht besonders gut, die letzte Niederlage datiert allerdings schon aus der vor-vorletzten Saison, damals unterlag man in einem spektakulären Spiel mit 3:5. Danach gab es einen 3:1-Sieg und in der vergangenen Spielzeit ein überaus glückliches 0:0. Angesichts dessen ist „Angstgegner“ ein etwas übertriebener Titel für die Hoffenheimer.

In die neue Saison ist der Hopp-Klub mäßig gestartet. Erst ein Sieg gelang der Mannschaft unter dem neuen Trainer Alfred Schreuder, gegen Werder Bremen drehte Hoffenheim die Partie gleich zweimal. Im zweiten Heimspiel gegen den SC Freiburg dagegen gab es eine deutliche Niederlage – 0:3. Dass danach ein Punktgewinn bei den bisher ungeschlagenen Wolfsburgern folgte, sollte für Borussia aber Warnung genug sein. Für die TSG wäre am Montag Abend durchaus ein Sieg möglich gewesen. Die Pleite gegen Freiburg ist eher nicht repräsentativ für das Niveau der TSG. Die Mannschaft ist nach zahlreichen Abgängen und Zugängen deutlich in der Findungsphase. Ein Problem teilt Hoffenheim in dieser Saison mit Borussia: Es mangelt an Effizienz. Vier Tore erzielte das Team bisher, nur eins davon erzielte mit Ilias Bebou ein Stürmer. Nach wie vor wartet Hoffenheim auf die Rückkehr des seit der Sommerpause verletzten Vize-Weltmeisters Andrej Kramaric. Sah es zunächst so aus, als könne der Kroate am Samstag schon ein Thema zumindest für die Bank sein, ist jetzt klar, dass er noch Zeit braucht. Kramaric sei keine Option für den Kader, sagte Alfred Schreuder am Donnerstag. Definitiv weiter verletzt fehlen wird auch Mittelfeldmann Steven Zuber. Vermutlich im Kader aber derzeit recht weit weg von der ersten Elf sind die Ex-Borussen Havard Nordtveit und Lukas Rupp. Von der Spielanlage dürfte Hoffenheim ein Team sein, das Borussia mehr liegt, als die aggressiv pressenden Wolfsberger und (zeitweise) Düsseldorfer. Auch unter Alfred Schreuder ist die TSG eher eine Mannschaft, die Fußball spielen will. Dabei ist Schreuder ein durchaus experimentierfreudiger Trainer. In Systemfragen ist der Niederländer ausgesprochen variabel, stellt vor und während des Spiels immer wieder um und scheut sich nicht, mit Robert Skov einen Stürmer als Linksverteidiger aufzustellen – gegen Wolfsburg durchaus mit Erfolg. 

Auch Borussias Trainer Marco Rose stellt während des Spiels um, sagt er. Für den Zuschauer erschließt sich das nicht immer, was dafür spricht, dass die Spieler mit den Vorgaben des ambitionierten Trainers noch fremdeln. Dass dem so ist, legt der Verlauf der vergangenen beiden Spiele nahe. Hätte das Team und vor allem Joker Marcus Thuram die Partie gegen Düsseldorf nicht noch gedreht, schon jetzt wäre vermutlich von einer Krise zu lesen und zu hören. Zumindest eine intakte Moral darf man der Mannschaft nach der Steigerung in der zweiten Hälfte attestieren, wenngleich die Düsseldorfer das durch nachlassende Aktivität durchaus begünstigten. In Hoffenheim sollte Borussia versuchen, dem Gegner früh das eigene Spiel aufzudrücken – ähnlich wie das in Köln in der ersten Halbzeit so beeindruckend gelungen ist. 

Ein paar Änderungen dürfte es in der Aufstellung geben. In der Abwehr wird nach der Verletzung von Tony Jantschke wohl Nico Elvedi beginnen. Im Mittelfeld spricht einiges dafür, dass Florian Neuhaus eine kreative Pause bekommt. Allerdings drängt sich kein Spieler als Alternative wirklich auf. Christoph Kramer ist ein völlig anderer Spielertyp, Fabian Johnson hat bisher wenig Werbung in eigener Sache gemacht, Raffael wird unter Marco Rose vermutlich nur noch zu Kurzeinsätzen kommen. Weiter vorne hat sich Patrick Herrmann nicht unbedingt für weitere Startelfeinsätze empfohlen, wenngleich er noch der beste von drei schlechten Stürmern war. Wegen der bekannten Vorlieben von Marco Rose für den physischen Spielertyp ist dennoch damit zu rechnen, dass Marcus Thuram wieder beginnen darf und nicht etwa Plea oder Embolo aus der ersten Elf verdrängt, sondern den Rekordspieler des aktuellen Kaders. 

Mögliche Aufstellungen

Hoffenheim: Baumann – Posch, Vogt, Hübner, Skov – Grillitsch – Rudy, Geiger – Kaderabek, Bebou – Belfodil

Borussia: Sommer – Lainer, Ginter, Elvedi, Wendt – Zakaria – Benes, Neuhaus, Embolo – Thuram, Plea

SEITENWAHL-Prognose

Christian Spoo: Zwei Mannschaften, die nicht so recht wissen wo sie stehen, treffen am Samstag aufeinander, was eine Prognose schwierig macht. Viele Tore fallen nicht, 1:0, 0:1? Ich nehme die Mitte – das Spiel in Hoffenheim endet 1:1.

Thomas Häcki: Hoffenheim ist unberechenbar, Borussia bleibt ineffizient. Trotz durchaus vorhandener Chancen verliert der Gast mit 1:2.

Michael Heinen: Hoffenheim dürfte vor einer schwierigen Saison stehen und sollte ein Gegner sein, den Borussia an einem guten Tag schlägt. Samstag ist leider ein durchschnittlicher Tag, weshalb es nur zu einem 2:2 reicht.

Mike Lukanz: Borussia kann alles. Souverän gegen Köln, teils auf Augenhöhe mit Leipzig, deaströs gegen Wolfsberg. Fehlt noch etwas richtig Überzeugendes. Nur um meiner Argumentation willen tippe ich auf einen 3:0-Auswärtssieg.

Claus-Dieter Meyer: Bei beiden Teams klappt mit dem neuen Trainer vieles noch nicht so, aber bei der Borussia immerhin mehr als bei Hoffenheim. Das reicht für einen 2:0-Auswärtssieg.