Dietmar Hopp hat nach dem Abitur Nachrichtentechnik studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er hat danach bei IBM gearbeitet und schließlich Anfang der siebziger Jahre zusammen mit einigen anderen Personen ein Unternehmen gegründet, das heute als SAP eines der größten Softwareunternehmen der Welt ist. Dietmar Hopp ist mehrfacher Milliardär, einer der reichsten Männer Deutschlands. Dietmar Hopp hat einen erheblichen Teil seines selbst erarbeiteten Vermögens - die Rede ist von zwei Dritteln - in eine gemeinnützige GmbH eingebracht, die als Dietmar Hopp Stiftung gGmbH Projekte in den Bereichen Sport, Medizin, Soziales und Bildung fördert. Seit 1995 sollen so mehr als 550 Mio. EUR für gemeinnützige Zwecke zur Verfügung gestellt worden sein. Ich selbst bin Mitglied eines Vereins, der einen wesentlichen Teil der Finanzierung des Kunstrasenplatzes auf der zusammen mit anderen Vereinen genutzten Sportanlage einer Spende der Dietmar Hopp Stiftung verdankt.

Betrachtet man diesen Lebenslauf, scheint die Mutter von Dietmar Hopp bei der Erziehung ihres Sohnes eine ganze Menge richtig gemacht zu haben.

Dietmar Hopp hat aber auch die TSG Hoffenheim - den Verein, für den er selbst früher Fußball gespielt hat - mit erheblichen Mitteln ausgestattet und damit dafür gesorgt, dass dieser Verein heute in der ersten Bundesliga spielt. Für dieses Engagement, das ursprünglich als Förderung des Jugendfußballs in der Region gedacht war und das erst dann in die Bundesliga führte, als man beim SV Waldhof Mannheim das Geld von Hopp nicht wollte, muss sich Hopp noch heute als "Sohn einer Hure" oder "Fußballmörder" bezeichnen lassen, zuletzt gestern aus dem Gästeblock.

Natürlich gibt es allen Grund, Projekte wie die "Mission Bundesliga" in Hoffenheim oder Konstrukte wie die sich in Leipzig breitmachende Sportgruppe eines österreichischen Getränkeherstellers abzulehnen und auch zu kritisieren.

Jedoch kann man - so meine ich - diese Ablehnung auch zum Ausdruck bringen, ohne Hopp als Hurensohn oder Ähnliches zu bezeichnen. Das, was gestern im Stadion zu hören und zu lesen war, ist weder originell noch kritisch, sondern einfach nur plump und respektlos (übrigens von denselben Leuten, die von anderen stets Respekt für ihre besondere Art der Fankultur und deren Ausdrucksformen einfordern). Darüber hinaus fragt man sich natürlich, was einen Gästeblock beim Stand von 3:1 im Gefühl des bevorstehenden Auswärtssieges veranlasst, minutenlang solche Sprechchöre zu skandieren? Sollte man in diesem Moment nicht eher die eigene Mannschaft feiern, statt den Mäzen des Gegners zu beleidigen?

Schließlich ist Hopp - der im Übrigen anders als der Getränkehändler keinerlei Marketinginteresse mit seinem Engagement verbindet - der vollkommen falsche Adressat der Kritik. Hopp hat nur getan, was im Rahmen der Statuten des DFB möglich und zulässig war. Der richtige Adressat der Kritik wäre also nicht Hopp, sondern wären der DFB und andere Verbände, die sich in ihrem immer weiter gehenden Kommerzialisierungswahn immer weiter von dem entfernen, was Fußball ausmacht und was Fans vom Fußball erwarten.

Die gestrigen Provokationen gegen Hopp dagegen sind ein Schuss ins eigene Knie. Sie machen es zum einen den Verbänden leicht, Kritik und berechtigte Anliegen der Fans als Bestrebungen hirnbefreiter Idioten darzustellen und damit abzutun. Sie beschädigen zum anderen den Ruf von Borussia Mönchengladbach, deren Fans in meinen Augen zurecht als weitgehend friedlich und entspannt gelten und die daher als Gäste in den Stadien der Republik überwiegend gern gesehen sind.