Für rund 15-20 Minuten war es die Partie, die von so vielen Experten vorherspoorakelt worden war. Zwischen Minute 9 und 27 nutzten die Bayern ihre Überlegenheit und dominierten den Tabellenvierten im eigenen Stadion nach Belieben. Die Gäste-Führung schien in dieser Phase nur eine Frage der Zeit, wurde aber von Yann Sommer, vom Pfosten und jeder Menge Glück verhindert. Zu diesem Zeitpunkt hätte niemand für möglich gehalten, wie historisch sich dieser Nachmittag nur wenig später entwickeln würde.

Während Pep Guardiola seine Mannschaft erstmals nach 99 Spielen unverändert in die Partie geschickt hatte und damit noch einmal seinen Respekt vor dem Gegner dokumentierte, hatte sich André Schubert etwas Besonderes einfallen lassen. Zwar nur eine Änderung, die aber taktisch einige Konsequenzen hatte. Nico Elvedi reihte sich in eine Dreierkette mit Nordtveit und Christensen ein. Die beiden Außenverteidiger Korb und Wendt wurden bewusst ins Mittelfeld vorgezogen, um die dortige Dominanz der Bayern zu brechen. Gerade der 19jährige Schweizer stand in Halbzeit 1 so einige Male im Zentrum des Geschehens. Äußerst engagiert deutete er an, warum Schubert ihn sogar dem routinierten Jantschke vorgezogen hatte. Gegen den pfeilschnellen Coman tat er sich in der Defensivarbeit aber ein ums andere Mal schwer, was bei diesem Gegenspieler - besonders angesichts der ausgebliebenen Gegentore - alles andere als dramatisch zu bewerten ist.

Gerade im Vergleich zu den vergangenen Partien stand die Borussen-Defensive sehr solide und legte nach einer knappen halben Stunde das Problem allzu hoher Passungenauigkeit ab. So gestaltete sich das Geschehen in der Restspielzeit der 1. Halbzeit ausgeglichen. Immerhin 2 Torschüsse musste Manuel Neuer bereits zu diesem Zeitpunkt abwehren - mehr als gegen andere Bundesligisten im Durchschnitt über 90 Minuten.

Nach dem Seitenwechsel wurde aus einem bis dahin bereits ordentlichen Spiel der Fohlenelf eine Weltklasse-Leistung. Dieses Mal gehörten die Minuten 9-27 eindeutig der Borussia, die ihre nun gezeigte Überlegenheit allerdings effektiver nutzte als die großen Bayern vor der Pause. Nach dem Führungstreffer durch Wendt spielte sich Borussia zunehmend in einen Rausch und stellte die Partie kurzerhand auf 3:0. Während andere Bundesligisten gegen die Bayern darauf hoffen, wenigstens ihr Torverhältnis nicht zu zerstören, bot sich für Gladbach zeitweilig sogar die Chance, dieses entscheidend aufzuwerten. Dass dies am Ende durch den Ehrentreffer des eingewechselten Ribery nur zum Teil gelang, war zu verschmerzen.

Die Gier nach Toren war bei Borussia an diesem Nachmittag größer als bei den Bayern, so dass der finale 3:1-Erfolg nicht einmal unverdient ausfiel. Lucien Favre hat eine von Max Eberl überragend zusammengestellte Mannschaft zu einer Spitzenmannschaft geformt, die sich mittlerweile vor keinem Gegner in Europa mehr zu verstecken braucht. André Schubert hat aber spätestens an diesem Nachmittag den Nachweis erbracht, dass er auch taktisch ein großer Trainer ist, dessen Erfolgsserie mit nunmehr 10 Bundesliga-Spielen ohne Niederlage kein Zufall, sondern zu großen Stücken sein Verdienst ist.

Borussia: Sommer - Elvedi, Christensen, Nordtveit - Korb, Wendt - Xhaka, Dahoud (85. Schulz), Johnson -  Stindl (90. Hazard), Raffael (88. Drmic)

Bayern: Neuer - Lahm, Boateng, Benatia, Rafinha - Alonso (67. Rode), Vidal, Martinez - Müller, Lewandowski (75. Ribery), Coman

Tore: 1:0 (54.) Wendt, 2:0 (66.) Stindl, 3:0 (68.) Johnson, 3:1 (81.) Ribery

Gelbe Karten: Stindl - Benatia, Rafinha, Vidal