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Die ebenso unerwartete wie verdiente Pleite in Bielefeld liegt auch am Tag danach noch schwer im Magen. Viel Zeit, sich zu ärgern, bleibt aber nicht, denn schon in 2 Tagen wartet mit dem BV 09 Dortmund die nächste wichtige Aufgabe auf die Fohlenelf. Ein kurzzeitiger Einbruch, wie ihn sich Borussia zur selben Zeit in der Hinrunde gestattete, würde die Hoffnungen auf eine (direkte) Champions League Teilnahme zerstören. Die Mannschaft wird daher in den kommenden Wochen nachweisen müssen, dass sie sich von solch bitteren Rückschlägen nicht lange beeindrucken lässt.

Als Maßstab dient die Reaktion auf das Europapokalaus Ende Februar, dem zuletzt 5 Pflichtspiele ohne Niederlage folgten. Genau wie damals kommt nun zunächst eine westfälische Mannschaft aus dem Bundesliga-Mittelmaß in den Borussia-Park. Ein ganz so dankbarer Aufbaugegner wie der SC Paderborn wird aber nicht zu erwarten sein, denn die in der Vorrunde krisengeplagten Dortmunder haben sich in den letzten Monaten wieder einigermaßen gefangen.

Platz 5 in der Rückrundentabelle spiegelt in etwa das Leistungsvermögen wieder, das die einstige Spitzenmannschaft aktuell verkörpert. Die Grundprobleme des Vereins sind aber weiterhin nicht gelöst und wurden in den vergangenen Wochen u. a. bei den enttäuschenden Auftritten gegen Hamburg, Köln und Juventus offenbar. Insbesondere die Abschlussschwäche bereitet in diesen Partien große Sorgen. Hier wechselt sich aber Licht und Schatten ab. Bei den beiden 3:2-Siegen in Hannover und gegen Hoffenheim war insbesondere die Effizienz ein wesentlicher Faktor für die jeweils glücklichen, aber nicht unverdienten Siege.

Gerade der Sieg über die TSG gibt den Westfalen Hoffnung für die anstehende Partie am Samstag. Während Borussia im Pokal einen bitteren Dämpfer für das zuletzt kaum noch zu bremsende Selbstvertrauen erhielt, verlief es in Dortmund genau andersherum. Das, was in der Öffentlichkeit aus solch einer Konstellation gemacht wird, sollte aber nicht überbewertet werden. Schon das überragende 3:0 über Schalke 04 hatte in den dortmund-affinen Medien euphorische Träume von der noch zu realisierenden Champions-League-Teilnahme ausgelöst. Die Wirklichkeit der nachfolgenden Spiele sah danach aber ganz anders aus.

Unbestritten kann der BV 09 an einem guten Tag jedem Gegner gefährlich werden. Spielt Borussia aber ähnlich stark wie zuletzt in München und Hoffenheim, braucht man sich vor der Favoritenrolle in diesem Duell nicht zu drücken. Entgegenkommen sollte der Elf von Lucien Favre, dass Jürgen Klopp unbeirrt an seinem Vollgasfußball festhält. Nicht wenige halten dies für eine Kernursache der Dortmunder Probleme, da sich die Gegner zunehmend auf diese Spielweise eingestellt haben und ein Plan B nicht vorgesehen ist. Die Borussia ist mit ihrer kompakten Defensive und ihrem schnellen Umschaltspiel prädestiniert, um einen solch offensivfreudigen und defensiv anfälligen Gegner in Bedrängnis zu bringen. Zu erwarten ist daher, dass Favre seine Mannschaft einmal mehr auf Sicherheit und Geduld ausrichten wird und die Gäste das Spiel relativ offensiv angehen. Ganz so einseitig wie im Hinspiel, als die Gladbacher über 90 Minuten kaum ihre eigene Spielhälfte verlassen konnten, sollte sich das Geschehen aber nicht darstellen.

In der Aufstellung beider Teams sind nur wenige Überraschungen zu erwarten. Die Gäste können sich in der Innenverteidigung zwischen Sokratis und Subotic sowie im defensiven Mittelfeld zwischen Pokalheld Kehl und den mit Pferdekuss ausgewechselten Sven Bender entscheiden. Lucien Favre wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder auf dieselbe Startelf setzen, die zuletzt Hoffenheim gnadenlos auskonterte. Einzig auf der offensiven Außenbahn böten sich mit Traoré, Hazard oder Hahn diverse Alternativen zu Fabian Johnson an.

Ein wichtiger Faktor könnte aber die (Nicht-)Verfügbarkeit einzelner wichtiger Akteure auf beiden Seiten sein. Neben dem gelbgesperrten Hinspiel-Torschützen Christoph Kramer wird auch Martin Stranzl weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Nordtveit und Brouwers haben sich in den vergangenen Jahren zwar als solide Ersatzspieler bewährt. Ein deutlicher Qualitätsverlust ist aber speziell durch die Abwesenheit des österreichischen Abwehrchefs zu erwarten.

Bei den Dortmundern sieht es für die zuletzt angeschlagenen Marco Reus und Mats Hummels deutlich besser aus. Beide bestritten bereits Mittwoch ein individuelles Training und werden vermutlich bereit stehen für einen Einsatz. Da sie vorne wie hinten eine Schlüsselrolle einnehmen, würde ihr Fehlen die Erfolgschancen der Borussia noch einmal deutlich steigern.

Borussia: Sommer – Jantschke, Brouwers, Dominguez, Wendt – Nordtveit, Xhaka – Herrmann, Johnson – Raffael, Kruse

Dortmund: Weidenfeller – Durm, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Kehl, Gündogan – Blaczczykowski, Kagawa, Reus – Aubameyang

SEITENWAHL-TIPPS

Michael Heinen: „Ohne die Eindrücke aus der Pokalwoche wäre ich optimistisch gewesen, da Borussia in den vergangenen Wochen deutlich überzeugender auftrat als die Dortmunder. Der psychologische Nachteil könnte einen Sieg allerdings verhindern, so dass ich jetzt eher an ein 1:1 glaube.“

Christian Spoo: „Bielefeld im Kopf und in den Beinen, Stranzl und Kramer auf der Tribüne. Es wird ein bitterer Nachmittag für alle Borussen-Fans. Die schnellen Dortmunder Offensiven nehmen die geschwächte Abwehr nach allen Regeln der Kunst auseinander. 1:4.“

Christian Heimanns: „Unter dem Eindruck der Pokalpleite leidet der Optimismus, unter Stranzls Fehlen die Abwehr. Ein abwechslungsreiches Spiel der beiden Borussias endet 2:2.“

Christoph Clausen: "Die einen ohne Durchschlagskraft gegen engagiertes Pressing, die anderen diesmal ohne Sonntagsschuss. Heraus kommt ein torloses Unentschieden."

Thomas Häcki: "Wie einfach man dem VfL beikommen kann, hat Bielefeld bewiesen. Oder auch Dortmund in der Hinrunde. Wenn sich der BVB auf die Hinrunde besinnt, steht dem Auswärtssieg wenig im Weg. Am Ende stehen 70% Ballbesitz für die Borussia, aber zwei zu null Tore für den BVB."