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Wenngleich die mediale Berichterstattung rund um das Derby nahezu ausschließlich auf das stumpfsinnige Verhalten einiger Kölner Idioten gerichtet ist, gab es am vergangenen Samstag auch einige sportliche Erkenntnisse. Da wären zunächst einmal die wichtigen 3 Punkte, die Borussia im Kampf um die Champions-League-Plätze zum Gewinner des Spieltags machten. Die Konkurrenz aus Leverkusen, Augsburg und Gelsenkirchen blieb ohne Punkte, so dass Platz 3 zurückerobert wurde und der Vorsprung auf die Werkself auf 4 Punkte anwuchs. Bei noch 13 ausstehenden Partien gegen überwiegend stärkere Konkurrenten als es zuletzt Stuttgart oder Köln waren, ist aber auch dies weiterhin nicht mehr als eine angenehme Momentaufnahme.

Zu wenig Torgefahr

3 Tore aus den ersten 4 Spielen reichten zu 9 Punkten - eine nahezu maximale Ausbeute für Borussias Minimalisten. Spielerisch hakte es aber auch gegen den FC wieder einmal, was sich nur zum Teil mit der äußerst destruktiven Spielweise der Gäste rechtfertigen lässt. Die rund 75 % Ballbesitz sind nicht viel wert, wenn sich daraus keine hochwertigen Chancen kreieren lassen. In Halbzeit 1 war es lediglich ein Gewaltschuss von Max Kruse, der zumindest für etwas Torgefahr sorgte. Selbiger Stürmer hatte auch in Halbzeit 2 die beste und letztlich einzig wirklich zwingende Torgelegenheit, als endlich einmal schnell gespielt und die Kölner Defensive überrascht wurde.

Solch schnelle, überraschende Aktionen sind neben den Standards die einzige Chance, einer Betonabwehr vom Kölner Kaliber beizukommen. Borussias Offensivspielern wäre es grundsätzlich allen zuzutrauen, mit einer individuellen Aktion oder im technisch versierten Zusammenspiel ein solches Bollwerk zu durchbrechen. Traoré, Herrmann und später auch Hazard blieben aber allesamt nur in Ansätzen stecken. Ganz besonders traurig ist die Entwicklung von Raffael in dieser Saison. Lediglich drei Torbeteiligungen stehen bei ihm zu Buche, obwohl er im Zentrum des Gladbacher Offensivspiels präsent ist oder besser sein sollte. Möglich, dass ihm das Zusammenspiel mit dem südamerikanischen Techniker Arango besser behagte als mit dem primär schnellen Nebenleuten dieser Saison. Favres Hauptaugenmerk sollte darauf liegen, den Brasilianer wieder effektiver ins Gladbacher Mannschaftsspiel einzubinden, denn ohne Durchschlagskraft aus der Offensivzentrale wird es sehr schwer, die mittlerweile hohen Ziele dieser Saison zu erreichen. Immerhin zeigte Kruse leicht ansteigende Form, nachdem er in den letzten Spielen ebenfalls allzu unauffällig agierte.

Champions League muss jetzt das Ziel sein

Auch ein erneuter Platz in der Europa League wäre unter den gegebenen (finanziellen) Voraussetzungen als Erfolg zu werten. Wer aber nach 21 Spieltagen mit 7 Punkten Vorsprung auf den 7. auf Platz 3 steht, der sollte alles daran setzen, an die ganz großen Fleischtöpfe zu gelangen. Wer weiß, ob sich eine solch günstige Gelegenheit in den kommenden Jahren noch einmal ergeben wird?! Das Halten der 3. Position wird aber extrem schwierig, da die Champions League erprobten Schalker und Leverkusener in vergangenen Saison-Endspurten oft ihre Stärken ausspielen konnten und die international unerfahreneren Borussen mit zunehmender Saisondauer Gefahr laufen, dem Kräfteverschleiß der ungewohnten Dreifachbelastung Tribut zu zollen.

Lucien Favre wird es daher weiter mit Rotation probieren und könnte schon in Sevilla wieder Branimir Hrgota für den derzeit indisponierten Raffael in die Startelf beordern. In Hamburg wird Favre auch auf der 6er-Position einen erneuten Wechsel vornehmen müssen und den mittlerweile als gesetzt geltenden Granit Xhaka aufgrund seiner Gelbsperre durch Havard Nordtveit ersetzen. So ordentlich es der Norweger zuletzt als Kramer-Vertreter machte. Hinter Borussias Part-time-Weltmeister und Xhaka spielt er zurecht nur die dritte Geige. Gerade in den beiden letzten Beton-Spielen zeigte sich die zunehmende Bedeutung des Schweizers für Borussias Spiel. Während sich nahezu all seine Kollegen in Einfalls- und Harmlosigkeit überboten, war Xhaka der einzige, dem über 180 Minuten anzumerken war, das gegnerische Bollwerk mit aller Macht knacken zu wollen. Nachdem er in seiner Anfangszeit bei Borussia eher durch unqualifizierte Sprüche als mit Leistung auf sich aufmerksam machte, hat sich dieses Verhältnis erfreulicherweise umgekehrt. Seine Worte wählt er mittlerweile mit mehr Bedacht und Berechtigung. So war es absolut erfreulich, sich nach dem 0:1 auf Schalke nicht mit den schwierigen Verhältnissen aufgrund der starken Schalker Abwehrleistung abzufinden, sondern auf die eigenen Missstände zu verweisen. Auch der 1:0-Erfolg über die deutlich limitierten Kölner darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Lucien Favre noch einige Arbeit vor der Brust hat, um sein Team auf weitere Spiele solcher Art vorzubereiten.

Andere Lösungen sind gefragt

Der FC Sevilla wird im eigenen Stadion kaum eine solch defensive Taktik wählen. Aber schon die Trainer der nächsten Bundesliga-Gegner aus Hamburg und Paderborn könnten versucht sein, die verabscheuungswürdige, aber leider erlaubte Taktik der Herren di Matteo und Stöger nachzuahmen. Nicht jedes Mal wird Borussia ein Freistoßtor in letzter Minute gelingen. Auf Dauer sind da (auch) andere Lösungen gefragt. Lucien Favre sprach davon, dass die Mannschaft in einigen Situation zu langsam agiert habe. Schnellere und präzisere Abspiele und Reaktionen sind also gefragt, denn gegen eine 10-Mann starke Betonabwehr kommt es auf Zehntelsekunden an, die der Stürmer schneller sein muss. Die Genesung des torgefährlichen Andre Hahn kann hier ein ebenso wichtiger Faktor werden wie es die Rückkehr von Raffael und Kruse zu alter Form wäre.

Anmerkung: Für die auch aus unserer Sicht geniale Überschrift haben wir uns aus unserem - nicht minder genialen Forum - bedient. Ein besonderer Dank gilt hier dem User ElJakko.