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Mit den hart erkämpften Punkten gegen Frankfurt und Dortmund scheint Borussia innerhalb von nur fünf Tagen wieder in jene Spur der internationalen Ambitionen zurückgekehrt zu sein, die nach dem emotionslosen Ausscheiden in Rom und den wenig hoffnungsvollen Auftritten der Wochen zuvor bereits unumkehrbar verlassen schien. Man ist wieder auf Tuchfühlung zu den begehrten Plätzen 4 bis 6 und hat es nun in sechs Heimspielen und den Duellen gegen die direkte Konkurrenz selbst in der Hand, sich und den Anhängern ein weiteres Jahr europäischen Fußball zu ermöglichen.

Borussias kommender Gegner aus Bremen, der in dieser Saison insgesamt eher mausgrau daherkommt, gehört da schon zu den Pflichtaufgaben, um sich kontinuierlich in die begehrte Tabellenregion vorzuarbeiten. Mit Blick auf die aktuell schwache Form der Bremer und die gute Heimbilanz gegen die Schaaf-Truppe ist man im Gladbacher Umfeld entsprechend optimistisch, die drei Punkte im Borussia-Park behalten zu können. Doch das macht die Aufgabe keineswegs zum Selbstläufer.

Schließlich fällt mit nur einer passablen Halbzeit das Gewinnen gegen jeden Bundesliga-Konkurrenten schwer - doch mit mehr konnte die Mannschaft von Lucien Favre auch in den letzten beiden Partien trotz der letztlich durchaus verdienten Punktgewinne nicht dienen. Nun gilt es, die Konzentration auch über weite Strecken eines Spiels hoch zu halten und so den immer noch deutlich erkennbaren Sand im Getriebe des Borussen-Spiels herauszuschütteln.


Borussia

 

Ansätze eines erfolgsversprechenden Match-Plans sind nach den jüngsten taktischen Umstellungen, die unter anderem Amin Younes zweimal in die Startelf spülten, wieder verstärkt erkennbar. Lucien Favre ist von seiner Idee einer sehr stark Ballbesitz-orientieren Spielweise ein Stück weit abgerückt, stattdessen soll es aus einer abwartenden Haltung soll nun bei Ballgewinn wieder blitzartig nach vorne gehen.

 

Spieler wie Hermann und auch Younes bieten dafür von Haus aus gute Vorrausetzungen, die auch dem immer sicherer kombinierenden de Jong als einzige Spitze entgegenkommen. Doch noch wirkt alles gelegentlich etwas zaghaft, wünscht man sich auch in kritischen Phasen schlicht mehr spielerische Besonnenheit und Ruhe am Ball.

 

Eine weitere Stabilisierung der bereits verbesserten Defensivleistung, bei gleichzeitiger Steigerung des Offensivspiels, ist für die hochgesteckten Ziele jedoch unabdingbar. Vieles wird dabei auch von Form und Flexibilität der Doppelsechs abhängen. Harvard Nordtveit scheint zumindest auf dem Weg der Besserung – und von Thorben Marx bekommt man meist das, was man von ihm erwarten kann. Mit diesen beiden in ordentlicher Verfassung war in dieser Saison fast immer eine gewisse Stabilität gegeben, auch wenn die offensiven Highlights sich in Grenzen hielten. Jetzt wird mit Marx ein Teil des Duos gegen Bremen gelbgesperrt fehlen – und noch konnte sich keiner der sonstigen Kandidaten nachhaltig aufdrängen.

 

Granit Xhaka fleht mit medialer Unterstützung regelrecht um seine Chance auf einen Startelfeinsatz, während sich der Trainer wie üblich bedeckt hält. Als Kandidat Nummer 1 für die Rolle kann der junge Schweizer wohl eher nicht gelten, sah ihn Favre bisher doch als tendenziell zu offensiv für ein Zusammenspiel mit Nordtveit. Lukas Rupp hingegen konnte mit engagierten und defensiv starken Auftritten schon mehrfach Punkte sammeln und darf somit als leichter Favorit auf einen Startelfeinsatz gelten. Tony Jantschke ist ein weiterer Kandidat, der für eine eher defensive Ausrichtung stehen würde. Tolga Cigerci scheint nach dem Auslassen zahlreicher Bewährungschancen zunächst wieder ins zweite Glied gerückt zu sein.

 

Daneben wird die Rückkehr von Juan Arango wohl Oskar Wendt aus der Mannschaft rotieren, spricht doch der Einsatz des offensiveren Venezolaners gemeinsam mit Younes, de Jong und Herrmann für eine verstärkte Absicherung der Flügel – will heißen: Kapitän Filip Daems könnte links hinten gegenüber dem Schweden leicht die Nase vorn haben.

 

Wählt Favre eine defensivere Grundausrichtung, könnte auch Rupp für Younes in die Mannschaft kommen und Herrmann hinter de Jong spielen. Auf die erfrischenden Antritte des jungen Deutsch-Libanesen zu verzichten, wäre in einem Heimspiel gegen die chronisch Defensivschwachen Bremer aber wohl eher eine Überraschung.

 

Der Gegner aus Bremen

 

Und Werder? Hier muss der Autor gestehen, dass die Verlockung, die „Copy/Paste“-Funktion für seine letzten beiden Vorberichte zu nutzen, schon recht groß ist. Denn viel hat sich bei den Hanseaten in den letzten Monaten, Jahren, ja der letzten Dekade nicht verändert, sieht man einmal vom unkonventionellen Managerwechsel von Klaus Allofs zum Ex-Borussen Thomas Eichin ab – Vorne ist man gefährlich, hinten sehr anfällig.

 

Zwar gibt es seit dieser Saison auch bei Thomas Schaaf kein Raute-System mehr, aber deutlich mehr Stabilität haben seine Maßnahmen nicht gebracht. Mit Junuzovic spielt ein ursprünglich als Spielmacher verpflichteter Kreativspieler meist den Part des einzigen Sechsers, während die noch offensiveren Hunt und De Bruyne meist die Halbpositionen besetzen und von dort in der Regel drei Spitzen bedienen sollen.

 

Dieses klassische 4-3-3, von Borussia zuletzt unter Dick Advocaat versucht, bietet somit einiges an Offensivpotential –Luuk de Jong würde sich sicher über eine vergleichbare Anzahl an Vorlagen freuen, die Werder-Stürmer Petersen bisher zu 11 Ligatoren verhalfen – offenbart im Bundesligaalltag aber auch enorme Lücken in der Rückwärtsbewegung. So steht Werder Bremen zu diesem Zeitpunkt erneut bei 48 Gegentoren aus 24 Spielen, ein Zwei-Tore-Schnitt, der nur von der TSG Hoffenheim (49) noch überboten wird.

 

Womöglich wird Schaaf auf den Saisontiefpunkt am letzten Wochenende (0:1-Heimniederlage gegen Augsburg) reagieren und seine Mannschaft defensiver ausrichten. Clemens Fritz wird als zusätzlicher Sechser gehandelt, auch der junge Yildirim könnte dem Mittelfeld mehr Stabilität verleihen als die fast nur offensiv denkenden Arnautovic, Elia und Ekici.

 

So ist am Samstagabend wohl kaum mit einer Werder-Mannschaft zu rechnen, die von Beginn an mit ihrem üblichen Hurra-Fußball auftritt, der ausgerechnet gegen eine indisponierte Borussia im Hinspiel (4:0) seinen Saison-Höhepunkt fand. Auf der anderen Seite konnte auch eine defensivere Ausrichtung zuletzt kaum verhindern, dass die Gegner der Bremer früher oder später zu Chancen und auch Toren kamen.

 

Die Verunsicherung bei Werder, nach Managerwechsel, anhaltenden Transfergerüchten um Arnautovic und dem wahrscheinlichen Verpassen des internationalen Wettbewerbs, ist spürbar – und fand nicht erst durch die kuriose Doppel-Verletzung der beiden Ersatztorhüter im Training ihren Ausdruck. Borussia ist in der Pflicht – und muss diese erfüllen, wenn Europa das Ziel bleiben soll.

 

Aufstellungen:

 

Borussia: ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dominguez, Daems (Wendt) – Nordtveit, Rupp (Xhaka) – Herrmann, Arango - Younes, de Jong

 

Bremen: Mielitz - Gebre Selassie, Lukimya, Pavlovic, Ignjovski - Fritz - Junuzovic, Hunt, de Bruyne, Öz. Yildirim – Petersen

 


Seitenwahl-Prognose:

 

Christian Grünewald: Für die selbstgesteckten Ziele muss gegen Werder ein Sieg her, ob nun allseits erwartet oder nicht. Setzt man den Trend der letzten beiden Partien fort, sollte das gelingen: 2:0 für Borussia.

 

Michael Heinen: Es wird mal wieder Zeit für eine ansprechende Leistung über 90 Minuten und einen souveränen Heimsieg. So ganz wird uns Borussia diesen Wunsch zwar nicht erfüllen. Aber mit Ausnahme einer schwächeren Periode von ca. 30 Minuten, in denen Werder auf den Ausgleich drängt, wird es eine überlegen geführte Heimpartie und ein letztlich verdienter 3:1-Sieg der Borussia.

 

Christoph Clausen: Vor dem Spiel gegen kriselnde Bremer gibt es verdächtig viele Gründe für Optimismus. Erfahrungsgemäß wäre es nur allzu borussisch, gerade in dieser Situation zu Hause zu verlieren. Ein Kompromisstipp: 1:1.

 

Christian Heimanns: Bremen hat uns so oft gnädig einen Heimsieg überlassen, auch wenn es vorher kaum danach aussah. Vielleicht tun sie es auch dann, wenn es nicht so unwahrscheinlich anmutet und sorgen für ein 2:0 der Borussen.

 

Christian Spoo: Wie schnell sich der Wind dreht! Nach dem Euroleague-Aus in Rom war alles falsch, nach dem Auswärtssieg in Frankfurt sehen viele die Borussia schon wieder auf dem direkten Weg nach Europa. Und so erwartet nahezu jeder einen Heimsieg gegen zuletzt schwache Bremer. Das 0:0 im Borussia-Park wird demzufolge als Rückschlag gewertet.