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hannover Als Max Eberl zu Beginn der Saison seine Prognose abgeben sollte, wo die Borussia am Ende der Saison wohl steht, sorgte seine Antwort "Platz 8" für ungläubige Erheiterung. Und das nicht, weil das der höchste Platzierungstipp war, der seit Jahren von einem Offiziellen des Vereins zu bekommen war. Sondern weil natürlich vom Manager eines "um 30 Millionen Euro verstärkten" Tabellenvierten mindestens das Ziel Champions League erwartet wurde. Aber nach 3/4 der Saison muss man Eberls Understatement als puren Realismus sehen, was bei vielen nicht unbedingt als Prophetentum gewertet wird sondern eher Enttäuschung auslöst.


Dass eine wunderschöne Saison so viele Jahre Abstiegskampf und manchmal Aufstiegskampf vergessen macht, würde sicher nicht in jedem Verein so geschehen. Dadurch wird wieder einmal offenbar, wie sehr die Erinnerung an vergangene Zeiten diesen Verein verkörpert und seine Anhänger antreibt. Der vierte Platz der vergangenen Saison setzt nicht die Maßstäbe plötzlich höher, er erreicht nur das, was viele für gerecht und gegeben halten, früher war es ja auch so. Zum großen Glück der Borussia hat dieser ständige, unerreichbare Vergleich nicht das destruktive Potential wie in Köln, wo das gleiche in schlimmer geschieht.

In Mönchengladbach profitiert der Club durchaus von dieser Triebfeder, dem Glauben an die Rückkehr besserer Zeiten. Aber manchmal wünscht sich die Seele doch noch ein bisschen mehr und zwar dann, wenn es gerade ein bisschen davon zu spüren gab, wie es sich an der Spitze oder kurz darunter anfühlt. Dann ist es manchmal zu schwierig, die Vergangenheit sein zu lassen, mit einer ungewissen Zukunft im Blick das Mittelmaß als Gegenwart.

Denn mehr als Mittelmaß wird es in dieser Saison nicht mehr geben. Gerade die letzten Spiele sind da völlig im Rahmen dessen, was zur Zeit zu erwarten ist: Eine defensiv solide Mannschaft, die mit einer sehr überdurchschnittlichen Chancenverwertung ihr fehlendes Spiel nach vorne kaschiert. Mit etwas Glück springt dann ein Sieg wie in Frankfurt dabei heraus, ohne etwas Glück kann eine Mannschaft wie Bremen nicht geknackt werden. Ohne die großen Momente  von Arango gibt es auch keine fürs Team, auch wenn Amin Younes angedeutet hat, dass mit ihm Spielszenen möglich sind, die nicht nur Mittelmaß darstellen. Aber man tut gut daran, sich klar zu machen, dass von den vier überwiegend offensiven Spielern auf dem Feld dann einer 19 Jahre alt ist und zwei 22, daran ändern keine  Millionenablösen oder -angebote etwas.

Und man sollte auch nicht vergessen, dass es aus dem Mittelmaß heraus nicht nur den Blick nach oben gibt. Speziell bei einem Verein, dessen Rettung 2009 an ein Wunder grenzte und 2011 ein solches darstellte. Vor dem schönen aber kurzen Erlebnis an der Spitze wäre gesichertes Bundesligamittelmaß mit Konfettiparaden begrüßt worden, und wenn es sowieso nichts anderes gibt, können wir uns auch dran erfreuen.

Da passt es gut, dass ein personifizertes Mittelmaß wie Torben Marx nach Gelbsperre wieder in die Mannschaft zurückkehrt, um keinen Glamour zu verbreiten. Zwar hat auch Granit Xhaka anscheinend begriffen, dass er erst mal soliden Durchschnitt bieten muss, um von da aus einmal höheres anzupeilen, aber mehr als kein gefährlicher Fehlpass gab sein Auftritt gegen Bremen auch nicht her, daher ist anzunehmen, dass Marx wieder seinen Platz im defensiven Mittelfeld einnimmt.

Im Reich des Mittelmaßes, trifft man auf Nachbarn, die auch gerne in höheren Etagen rumturnen möchten und es nicht ganz bis dahin schaffen, wie Hannover 96. Die Niedersachsen beweisen, dass man es auch mit ganz anderen Ansätzen zum Durchschnitt bringen kann, wenn man zum Beispiel den drittbesten Sturm und die drittschlechteste Abwehr kombiniert. Seit Jahren erhält Sportdirektor Schmadtke Lob dafür, mit geringen Mitteln einen höchst konkurrenzfähigen Sturm zusammen zu stellen; ebenso Slomka dafür, wie seine Elf Ballbesitz oder tödlich effektives Konterspiel abwechselt. Doch trotz eines Nationaltorwarts ist die Abwehr nicht so sattelfest, dass es für die 96er zu mehr reichen würde, als eben zu Mittelmaß. Was das Problem nur ein weiteres Mal verdeutlicht.

Nun ist es in Hannover zusätzlich so, dass man es nicht einfach bei der Unausgewogenheit der Mannschaft belässt, um den Erfolg zu gefährden. Stattdessen liefern sich Trainer und Sportdirektor eine jahrelange Dauerfehde, die in guten Zeiten etwas zurücktritt und in schlechten Zeiten die Schlagzeilen beherrscht. Mal setzt der oft als "smart" bezeichnete Mirko Slomka über die Medien Reizpunkte, deren Sinn nicht immer klar ist; mal muss der drauflos polternde Schmadtke von Präsident Kind im Team gehalten werden; dann gibt es Gipfeltreffen der drei Beteiligten, an deren Ende man hoffen muss, dass am nächsten Tag nicht wieder gegensätzliche Zusammenfassungen in der Zeitung stehen.

Bei so ziemlich jedem Club würde sich der Trainer über kurz oder lang suspendiert zu Hause wieder finden; Slomka aber hat seit seiner Amtsübernahme Erfolge vorzuweisen, die die Option Rausschmiss auf absehbare Zeit unmöglich machen. Durch seine Vertragsverlängerung ist garantiert, dass das Theater von der Leine bis auf weiteres in gleicher Besetzung auftreten wird.

Im Programm der Mannschaft wurde zuletzt das ganze Repertoire dargeboten. Vom 5:1 Sieg über den HSV zur noch gnädigen 1:3 Niederlage in Dortmund und dem angestrengten 0:0 zuhause gegen Frankfurt war alles dabei. Ein noch so glanzvoller Heimsieg gegen Hamburg ändert dabei nichts daran, dass die Niedersachsen die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga stellen, punktgleich mit Hoffenheim, aber mit 30 Gegentoren. Für ein so konterstarkes Team eine bemerkenswerte Eigenart. Am Sonntag kommt den Gladbachern zu Gute, dass Szabolcs Huszti noch nach einer Oberschenkelverletzung fehlt.

 Wenn es einen Preis für die genauesten Flanken gäbe, wäre der Ungar regelmäßig ein Kandidat auf den ersten Platz und seine Chancen darauf wären noch besser, wenn der Kopf von Mame Diouf das Ziel wäre. Mit dieser Kombination erzeugen die 96er so regelmäßig Gefahr und Tore, dass es Slomka auch nicht trösten kann, dass er zwei Alternativen für den Ersatz hat: Christian Pander als die etwas defensivere Möglichkeit mit trotzdem bekannt starken Möglichkeiten nach vorne, oder Jan Schlaudraff, wenn mit der Reihe Schlaudraff - Ya Konan - Diouf - Abdellaoue zur Attacke geblasen werden soll. Um die Relation Tore / Gegentore nicht zu verschlechtern, könnte Pander erst mal in der Startelf stehen.

Aufstellungen:

Borussia: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Dominguez, Wendt; Herrmann, Nordtveit, Marx, Arango; Younes, de Jong

Hannover: Zieler; Chahed, Djourou, Schulz, Pocognoli; Abdellaoue, Pinto, Hoffmann, Pander; Diouf, Ya Konan

SEITENWAHL-Meinung

Thomas Häcki: Ein glücklicher 2:1 Sieg hält die Hoffnung oben. Glücklich? Nehmen wir trotzdem gerne.

Michael Heinen: Es wird das erwartet schwere Spiel und der erwartet glückliche 2:1-Heimsieg.

Christoph Clausen
: Kein schönes Spiel, aber am Ende ein 2:1. Die landläufige Floskel ist "Arbeitssieg".

Christian Grünewald
: Wieder ein Spiel, dass man für die Aufrechterhaltung der Europa-Hoffnungen gewinnen muss - diesmal mit glücklicherem Ausgang: 2:1 für Borussia.

Christian Spoo: Wie gerne würde ich einen Borussen-Sieg prognostizieren. Aber: Habemus Mlapam. Deswegen nur 1:1.

Christian Heimanns: Wenn sich der Kollege über mir dem allgemeinen 2:1 Trend angeschlossen hätte, hätte ich die Runde jetzt damit vollgemacht. So kann ich auch einfach ein 2:0 für Borussia tippen.