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Fast konnte man Mitleid mit dem großen FC Bayern München haben. Fassungslos, von den Emotionen übermannt, starrten die Akteure des Rekordmeisters in den Münchener Nachthimmel, ließen teilweise den Tränen ihren Lauf. Momente zuvor war das Finale der Champions League entschieden wurden. Im Elfmeterschießen. In der heimischen Allianz Arena. Für die Engländer. Trotz Führungstor in der 83ten Minute. Ausgerechnet die Bayern. Der Verein, welcher zehn Jahre zuvor nicht an Häme sparte und den damaligen Konkurrenten vom Rhein als Vizekusen verspottete. Eine Woche vorher waren die Bayern im Endspiel des DFB-Pokals von Borussia Dortmund mit 2:5 vorgeführt und gedemütigt wurden. Und auch in der Meisterschaft waren ihnen die Grenzen aufgezeigt wurden. Unter anderem von Borussia Mönchengladbach, die bereits zum Auftakt der Rückrunde den Meisterschaftsambitionen einen deutlichen Dämpfer verpassten. Die Bayern am Boden. Ein Bild, schön und bitter zugleich.

Nach einer ebenfalls enttäuschenden Europameisterschaft, in welcher vor allem die Bayern-Akteure nur selten europameisterliche Leistungen zeigen konnten, stellte sich vielen die Frage, wie der Rekordmeister diese Kette von Enttäuschung verkraften könne. Würde es Trainer Heynckes gelingen, die Köpfe der Spieler zu erreichen? Oder müsse sich der ehrgeizige Rekordmeister wieder mit einem Platz hinter der Konkurrenz begnügen. Zum Ende der Hinrunde muss man sagen, dass der FC Bayern München eine beeindruckende Antwort auf dieses Frage gegeben hat. Der Klub aus der bayrischen Landeshauptstadt ist wieder das Maß aller Dinge. Nie wurde die Hinrunde von einem Verein ähnlich souverän dominiert. Nie wurde die Herbstmeisterschaft ähnlich früh entschieden. Niederlagen gegen BATE Baryssau und Leverkusen, Unentschieden gegen Dortmund und Nürnberg – Schönheitsfehler. Der FC Bayern München ist wieder das Maß aller Dinge und eine Klasse für sich. In der aktuellen Meisterschaft wird die Titelvergabe nur über die Bajuwaren führen. Egal ob man diesen Verein bewundert oder hasst, vor dieser Leistung muss man fairerweise den Hut ziehen.

In Mönchengladbach bleiben die Hüte hingegen auf dem Kopf. Man ist sich uneins, ob man sie wütend auf den Boden oder euphorisch in die Luft werfen soll. Zu unterschiedlich waren die Vorstellungen des Überraschungseis der Liga in dieser Hinrunde. Es ist allerdings nicht zu übersehen, dass sich das Team in den letzten Wochen deutlich entwickelt hat. Beklagte man noch zu Beginn die mangelnde Effektivität vor dem Tor, ist es genau diese Abgebrühtheit, die nun gelobt wird. Suchte man vor Wochen eine Stammformation, hat Lucien Favre diese wohl gefunden. Spätestens der Sieg in Istanbul hat zudem gezeigt, dass der Kader auch in der Breite Qualität besitzt. Die Ausfälle von Daems und de Jong konnten kompensiert werden. Es gibt nur noch wenige Spieler, die als unersetzbar gelten. Das ist ein Fortschritt, auch in Bezug auf die letzte Saison. Sieht man von dem ärgerlichen Pokalaus in Düsseldorf ab, hat die Borussia bislang alle Saisonziele erreichen können. In der EuroLeague hat man trotz einer schweren Gruppe die Zwischenrunde erreicht, in der Liga ist man auf Tuchfühlung zu den Europapokalplätzen. Misserfolg sieht anders aus.

Das positive Zwischenfazit darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch sehr viel Arbeit vor Lucien Favre liegt, will er das Team dauerhaft im gehobenen Mittelfeld etablieren. Souveräne Auftritte wie in der vergangenen Saison blieben Mangelware, die meisten Siege waren nicht unverdient, aber glücklich. Umgekehrt ist die Borussia aber auch kein Team mehr, welches einfach zu schlagen ist. Lediglich in Dortmund und Bremen ergab man sich seinem Schicksal. Auch frühe Rückstände werfen das Team nicht mehr zurück, mehrere Spiele wurden gedreht. Folgt man Eberls Devise der Kontinuität, muss man feststellen, dass sich die Borussia 2012 deutlich von der der Vorjahre abhebt. Der Fortschritt der letzten Saison wurde angenommen. Das man nach den Abgängen der Sommerpause das Niveau der Vorsaison nicht halten kann, war bei realistischer Betrachtung klar. Der vielbeschworene Zusammenbruch hat hingegen nicht stattgefunden.

Daran würde auch eine Niederlage in München nichts ändern. Natürlich sind die Rollen klar verteilt. Schon aufgrund der Tabellensituation ist nicht zu erwarten, dass man an der Säbener Straße den ehemaligen Konkurrenten vom Niederrhein unterschätzt. Zudem haben die Bayern aus der vergangenen Saison noch eine Rechnung zu begleichen. Konnte man die unerwartete Heimniederlage zu Saisonbeginn noch als Betriebsunfall verbuchen, wurden die Bayern zum Rückrundenauftakt regelrecht entzaubert. Das schmerzte. Und ist nicht vergessen. Ein Punktverlust wäre in München kaum akzeptabel – und für die Borussia ein großer Erfolg. Auch wenn die Vorzeichen deutlich gegen eine Überraschung sprechen, abschreiben sollte man Mönchengladbach deshalb noch nicht. Mehrfach waren die Borussen bereits vor dem Spiel abgeschrieben worden und fuhren im Anschluss unerwartete Erfolge ein. In einem Überraschungsei weiß man eben nie, was drin ist.

 

Die Unsympathischen: Neuer - Lahm, Boateng, Dante, Alaba - Javi Martinez, Schweinsteiger - T. Müller, Kroos, Ribery – Mandzukic

Die Sympathischen: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Brouwers, Wendt - Nordtveit, Marx - Rupp, Arango - Herrmann, Hanke

 

TIPPS:

Thomas Häcki: Vor dieser Souveränität ziehe ich den Hut. Ein nie gefährdetes 2:0 für die Bayern.

Christian Spoo: 24 Punkte - das ist nicht schlecht. Sage ich vor dem Spiel, sage ich auch nach der 1:3 Niederlage in München.

Michael Heinen: Im vorigen Jahr wurden Borussias Siege über die Bayern von vermeintlichen Experten damit erklärt, dass der Rekordmeister zu Saisonbeginn noch nicht eingespielt gewesen sei. Nachdem die Bayern diese These in diesem Jahr mit 8 Startsiegen eindrucksvoll widerlegt haben, werden sich die Experten am kommenden Freitag nach Borussias sensationellem 1:0-Auswärtssieg etwas Neues einfallen lassen müssen.

Christoph Clausen: Auf Erfolge bei den Bayern kann man hoffen, seriös tippen kann man sie nicht. Schon gar nicht als Team aus dem Mittelfeld der Liga. Nach der 0:2-Niederlage rutscht die Borussia zwar in der Tabelle noch ein Stück nach unten. Die Hinrundenbilanz kann sich dennoch sehen lassen

Christian Grünewald: Ein 2:0 für den Rekordmeister ist ein risikoarmer Tipp - aber weiß...