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Einen Schock wird der heute verkündete Abgang von Innenverteidiger Dante wohl bei keinem Borussen-Fan mehr auslösen. Seit Monaten war über den Wechsel spekuliert worden, hatten Münchner Medien das Geschäft gar schon als abgeschlossen gemeldet. In den vergangenen zwei Wochen verdichteten sich dann die Anzeichen, dass es den Brasilianer in den Süden der Republik ziehen würde. Nach seitenwahl-Informationen ließ Dante nicht nur die Fans sondern auch seinen bisherigen Arbeitgeber über seine wahren Absichten lange im Dunkeln, glaubte Borussia bis vor wenigen Tagen tatsächlich, eine Chance zu haben, nach den Abgängen von Marco Reus und Roman Neustädter den Verlust eines weiteren Leistungsträgers verhindern zu können. Der monatelange Eiertanz ist also nun beendet.



Was genau Dante dazu bewegt, Mönchengladbach zu verlassen, ist schwierig nachzuvollziehen. Der vermeintlich größeren Chance, sich beim FC Bayern in die brasilianische Nationalmannschaft zu spielen, steht die große Ungewissheit entgegen, ob sich der 28-Jährige in München überhaupt einen Stammplatz wird erspielen können. Mit Holger Badstuber spielt dort bereits ein Linksfuß in der Innenverteidigung, für den Deutschen Nationalspieler spricht sein jugendliches Alter und die Tatsache, dass er ein Bayern-Eigengewächs ist. Dante muss wissen, dass er Gefahr läuft, die kommende Saison (und ggf. weitere Spielzeiten) vor allem auf der Ersatzbank zu verbringen. Überhaupt ist die Annahme, nur als Spieler des Deutschen Rekordmeisters für die Selecao in Frage zu kommen, kaum als Tatsache zu belegen. Auch mit Borussia hätte Dante international, womöglich sogar in der Champions-League gespielt. Bei den Gladbachern hätte er weiterhin eine Führungsrolle innegehabt und sich damit womöglich wesentlich nachhaltiger für weitere internationale Aufgaben empfohlen.
Nein, man darf getrost davon ausgehen, dass es für Dante genau einen Grund für den Wechsel gibt: Geld. Das ist völlig legitim, nur sollte er nicht länger versuchen, Borussia und ihre Fans für dumm zu verkaufen.

Ärgerlich am Wechsel Dantes ist nicht allein, dass Borussia einen ihrer wichtigsten Spieler verliert. Ärgerlich ist vor allem, dass der Verein eine vergleichsweise lächerliche Transfersumme kassiert. Hier liegt das große Rätsel der ganzen Angelegenheit: Dante hat dem Vernehmen nach eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, die es ihm erlaubt, Borussia für 4,7 Millionen Euro zu verlassen. Dieser Passus soll im vergangenen Sommer in einen bis dahin klauselfreien Vertrag geschrieben worden sein, zusammen mit einer kräftigen Gehaltsverbesserung. Nun ist es im Fußballgeschäft Usus, dass Vereine und Spieler über Vertragsinhalte nicht sprechen. Mögliche Indiskretionen werden allenfalls von Beraterseite in die Medien getragen. Von daher ist es kaum möglich, exakt nachzuvollziehen, wie es zu der jetzt eingetretenen Situation kommen konnte. Das ungute Gefühl bleibt, dass der Spieler Dante Borussia im vergangenen Sommer erpresst hat und/oder, dass Borussias Management sich seinerzeit hat über den Tisch ziehen lassen. Hierbei muss natürlich die seinerzeit prekäre sportliche Situation berücksichtigt werden. Ein Verein, der in letzter Sekunde den Absturz in die Zweitklassigkeit vermeiden konnte, ist grundsätzlich nicht in einer besonders komfortablen Verhandlungsposition.

Ausstiegsklauseln wird es bei Borussia in vielen Verträgen geben. Es ist fest davon auszugehen, dass einige der Spieler, die in der kommenden Transferperiode an den Niederrhein wechseln, ebenfalls auf solchen Regelungen beharren. Die Existenz solcher Klauseln ist für Vereine wie Borussia vermutlich oft die einzige Chance, bestimmte Spieler überhaupt bekommen bzw. halten zu können. Der Verein sollte und wird in Zukunft allerdings sicher darauf achten, keinen Spieler mehr deutlich unter Wert abgeben zu müssen. Hier sollten Max Eberl und sein Team konsequent bleiben und sich von Spielern und Beratern nicht unter Druck setzen lassen. Vielleicht sollte man auf den einen oder anderen Transfer bzw. eine Vertragsverlängerung eher einmal verzichten, als sich eine wirtschaftlich fragwürdige Klausel aufnötigen zu lassen. Die zuletzt in Fankreisen häufig kritisierte Klausel im Vertrag von Marco Reus gehört ausdrücklich nicht dazu. Hier hat Borussia vernünftig gehandelt. Dass schon in dieser Spielzeit ein Verein bereit sein würde, die jetzt fließenden 17,5 Millionen Euro für Reus aufzurufen, war im vergangenen Sommer schlicht nicht abzusehen. Der sensationelle Verlauf der jetzt zu Ende gehenden Saison und der damit einhergehende Wertzuwachs des überragenden Akteurs Reus gehören ins Kapitel „Fußballwunder“ und mit solchen sollten und können Businessmenschen nicht rechnen. Gemessen an dem, was man vor einem Jahr vernünftigerweise erwarten konnte, ist die Ablösesumme für Marco Reus gigantisch.

Spieler sind Passanten, Dienstleister für eine begrenzte Zeit. Ihnen sind der Verein, die Fans und deren Kultur vollständig egal. Das zeigt der Fall Dante wie auch die Fälle Neustädter und Reus. Den Spielern ist das nicht vorzuwerfen, sie machen ihren Job, sie machen ihn gut, und über die Vertragsinhalte hinaus sind sie nichts und niemandem verpflichtet. Von daher ist auch die „Klauselitis“ in den Verträgen, wenn auch bisweilen ärgerlich für uns Fans, hinzunehmen. Sie gehört zum wirtschaftlich vernünftigen Gebaren des Unternehmens Verein. Anders liegt der Fall bei Sportdirektor und Trainer. Diese Posten sollten, zumindest bei einem Verein, der sich eine Philosophie der Kontinuität verordnet hat, längerfristig besetzt sein. Trainer und Sportdirektor sollten gemeinsam strategische Entscheidungen treffen und Strukturen aufbauen, in denen der Verein weitgehend unabhängig von den Launen einzelner Spieler erfolgreich sein kann. Von daher ist die Klarstellung von Rainer Bonhof im Fall Favre zu begrüßen. Der Vizepräsident hatte Gerüchte, wonach Lucien Favre seinen Vertrag nur verlängern will, wenn er eine Ausstiegsklausel für einen Wechsel nach München bekommt, zurückgewiesen und betont, solche Verträge werde Borussia nicht machen. Möge der Verein bei dieser Haltung bleiben.