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Die Ausgangslage nach dem höchst unglücklichen und unverdienten 0:1 in Sevilla ist eindeutig. Borussia muss am Donnerstag um 19 Uhr (live bei Sky) mit 2 Toren Differenz gewinnen, um in das Achtelfinale der Europa League einzuziehen. Ein 1:0 reicht aus, um in die Verlängerung zu gelangen. Gegen den Titelverteidiger und 5. der Primera Division klingt das nach einem beinahe aussichtslosen Unterfangen. Mut macht aber die Partie aus der Vorwoche, in der sich die Elf von Lucien Favre in nahezu allen Belangen besser präsentierte als ihr Gegner.

Trotz der Hinspiel-Hypothek wird der Schweizer seine Mannschaft nicht bedingungslos stürmen lassen, sondern ihnen Geduld abverlangen, um notfalls auch noch im späteren Verlauf der Partie den dringend benötigten Treffer zu erzielen. Dieser sollte aber drin sein, denn die Abwehrreihe der Spanier präsentierte sich schon im Hinspiel anfällig und setzte diesen Trend zuletzt in der Meisterschaft beim 3:4 in San Sebastian fort. Dort trat Coach Unai Emery allerdings stark ersatzgeschwächt auf. Der angeschlagene Pareja fehlte ebenso wie der rotgesperrte Krychowiak. Darüber hinaus wurden Navarro, Vitolo und Reyes auf der Bank geschont. Sie alle sollten am Donnerstag wieder einsatzbereit sein.

Gut vorstellbar, dass dieselbe Mannschaft auflaufen wird wie beim Aufeinandertreffen in der Vorwoche. Einzig die Besetzung der offensiven Außenbahnen erscheint ungewiss, wo sich Figueiras durch seinen couragierten Auftritt im Hinspiel für weitere Einsätze empfohlen hat und ggf. Altstar Reyes verdrängt.

Auf der anderen Seite ist aber damit zu rechnen, dass Favre auf „Sicherheitsrisiko“ Oscar Wendt verzichtet und den wiedergenesenen Alvaro Dominguez auf die linke Außenbahn stellt. Der Schwede darf keinesfalls zum Alleinschuldigen für das negative Hinspielergebnis gestempelt werden. Seine Defensivschwächen zeigten sich dort aber nicht zum ersten Mal. In einem derart wichtigen KO-Spiel erscheint die Viererkette mit Korb, Jantschke, Stranzl und Dominguez derzeit am stabilsten.

Mit derselben Begründung würde sich in der Offensive ebenfalls die vermeintlich stärkste Besetzung in Form des Duos Raffael-Kruse anbieten. Auch wenn beide von ihrer Vorjahresform weit entfernt sind, spricht ihre (teils internationale) Erfahrung und generelle Klasse für sie. Hrgota konnte allerdings mit seinem Last-Minute-Tor in Hamburg punkten und zudem auf eine eindrucksvolle Tor-Statistik in der Europa League verweisen. Auch wenn diese überwiegend gegen schwächere Teams wie Zürich und Sarajevo zustande gekommen ist, dürfte Favre hier einmal mehr die Rotationsmaschine anwerfen.

Dies wird mit ziemlicher Sicherheit auf den Außenpositionen geschehen, wo Traoré und Hahn zuletzt enttäuschten. Hier bietet sich ein Wechsel auf die beiden anderen Offensiv-Kandidaten an, also Patrick Herrmann und Thorgan Hazard – zumal letzterer durch die Vertragsverlängerung beflügelt sein sollte. Auch Fabian Johnson wäre nach starker Leistung in Sevilla eine Alternative.

An der Aufstellung wird es aber nicht so sehr liegen, ob Borussia das Ergebnis noch umbiegen kann. Die Spanier werden ähnlich aggressiv zu Werke gehen wie im Hinspiel und von Beginn an versuchen, das Offensivspiel der Borussia mit allen (erlaubten und unerlaubten) Mitteln zu unterbinden. Gleichzeitig sind sie wegen ihrer Effizienz zu beachten, da insbesondere ein Carlos Bacca aus einer Halbchance zum Torerfolg kommen kann. Sollte dies passieren, würde Borussia 3 eigene Treffer markieren müssen, was nach den Erfahrungen der letzten Monate eine bemerkenswerte Leistung wäre.

Wie auch immer das Spiel verlaufen mag: Die Fohlenelf wird sich beweisen müssen, dass sie weiter ist als vor 2 Jahren als sie gegen Dynamo Kiew nach dem bitteren 1:1-Ausgleichstreffer konsterniert in sich zusammenfiel. Und als sie bei Lazio Rom relativ willenlos mit 0:2 unterging. Das Potential steckt in der aktuellen Mannschaft und nicht erst das Hinspiel hat gezeigt, dass sie auch mit den absoluten Top-Vereinen des Wettbewerbs mithalten kann. Wenn sie dies über 90 bzw. notfalls 120 weitere Minuten nachweist, sollte das ehrgeizige Ziel, den Titelverteidiger auszuschalten, gar nicht mehr so aussichtslos erscheinen wie auf den ersten Blick.

Borussia: Sommer – Korb, Jantschke, Stranzl, Dominguez – Kramer, Xhaka – Herrmann, Raffael, Hazard – Hrgota

Sevilla: Rico – Vidal, Pareja, Carrico, Navarro – Iborra, Krychowiak – Figueiras, Banega, Vitolo - Bacca

SEITENWAHL-TIPPS

Christoph Clausen: Am Ende eines packenden Spiel reicht es doch nicht ganz. Dem Titelverteidiger gelingt das eine, wichtige Auswärtstor. Diese Hypothek wiegt zu schwer. Mit einem 2:1-Erfolg scheidet Borussia denkbar knapp aus der Europa League aus und trauert den im Hinspiel vergebenen Chancen nach.

Thomas Häcki: Nach einer hoffnungsvollen ersten Viertelstunde fehlt der Plan, die spanische Defensive zu knacken. Als dann ach noch der Rückstand fällt, ist die Partie entschieden. Der Borussia bleibt nach dem 0:2 die Erkenntnis, dass man international noch viel lernen muss.

Christian Spoo: Borussia gewinnt und verliert mit 2:1.

Michael Heinen: Ich gebe zu, dass ein 2:1-Tipp im Sinne borussianischer Tradition des tragischen Scheiterns etwas heroisches hätte. „Idealerweise“ noch mit dem Gegentreffer in der Nachspielzeit. Aber die neue Borussia tickt anders. Wir sind jetzt endlich soweit und schlagen Sevilla nach hartem Kampf mit 2:0 nach Verlängerung.