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16 Punkte aus 8 Ligaspielen sind eine höchst erfreuliche Zwischenbilanz, die aktuell ganz Mönchengladbach in Hochstimmung versetzt. Etwas anders sieht es in der Europa-League aus, in die Borussia mit zwei ärgerlichen Unentschieden startete. Ärgerlich insofern, als dass sowohl gegen Villarreal als auch in Zürich mehr drin gewesen wäre. Im dritten Spiel, am Donnerstag um 21.05 Uhr (live bei Sky und Kabel 1), wird ein „Beinahe-Sieg“ nicht mehr ausreichen. Im Heimspiel gegen Apollon Limassol ist ein Sieg Pflicht, um die Zyprer vom aktuellen Tabellenplatz 2 zu verdrängen und die Chance auf den Gruppensieg zu wahren.

Volle Konzentration

Zwischen dem hervorragenden Auswärts-3:0 und dem bevorstehenden Gipfeltreffen gegen die Bayern wird Lucien Favre alles daran setzen, um die Konzentration auf das vermeintlich leichte Spiel bei den noch leichter zu unterschätzenden Zyprern hochzuhalten. Mit Blick auf die bevorstehenden 3 englischen Wochen wird er erneut einige Veränderungen in der Startaufstellung vornehmen müssen. Plausibel wäre, wenn die zuletzt in Hannover so positiv auftretende Startformation – ggf. ergänzt um Christoph Kramer für Havard Nordtveit – am Sonntag in den Kampf gegen den übermächtig erscheinenden Rekordmeister eintritt. Nach 13 Pflichtspielen hat sich diese Elf bislang als die wirkungsvollste herausgestellt. Gegen Limassol könnten dafür andere Akteure ihre Chance erhalten. Auf links z. B. erneut das von Favre so geliebte Duo Oscar Wendt und Fabian Johnson, wenngleich gegen die defensiv anfälligen Zyprer eine offensivere Variante Sinn ergäbe. Im defensiven Mittelfeld wird viel davon abhängen, wie fit Havard Nordtveit und Christoph Kramer bis Donnerstag sein werden. Tony Jantschke wäre hier ebenso eine Option wie Mo Dahoud, der am Samstag nur wegen der Kopfballstärke der Hannoveraner um einen Einsatz in Halbzeit 2 gebracht wurde.

Die bisherigen Begegnungen von Borussia gegen zypriotische Teams sind vielversprechend. 1970 gab es im Europapokal der Landesmeister ein 10:0 daheim sowie ein 6:0 auswärts (in Augsburg) gegen EPA Larnaka. Deutlich präsenter ist den Fans noch das Aufeinandertreffen mit AEL Limassol vor 2 Jahren, als sich Borussia in beiden Spielen (0:0/2:0) sehr schwer tat. Auch Stadtrivale Apollon ist keinesfalls zu unterschätzen, befindet sich die Mannschaft doch auf Augenhöhe mit dem FC Zürich, den sie zuletzt 3:2 bezwingen konnten.

Unberechenbarer Gegner

Dass die Zyprer ein ansprechendes Konterspiel pflegen, musste in den Play-Offs Lokomotive Moskau erfahren, die im eigenen Stadion mit 1:4 überraschend deutlich untergingen. Limassol verfügt über eine Reihe variabel einsetzbarer Spieler mit großer Erfahrung, die an einem guten Tag selbst Borussia in Bedrängnis bringen können. Zu beachten ist insbesondere die für zypriotische Verhältnisse starke Mittelachse bestehend aus Merkis – Gullón – Meriem sowie der torgefährliche Argentinier Sangoy. Die meisten Akteure konnten sich in der Vergangenheit aber in stärkeren europäischen Ligen nur sehr bedingt durchsetzen, so dass die Mannschaft insgesamt als zweitklassig gelten muss.

Das Problem der Mannschaft besteht in dieser Saison vornehmlich in einer unerklärlichen Inkonstanz. Nachdem im Spätsommer 5 Partien in Folge gewonnen wurden – darunter die beiden Prestigesiege gegen Zürich und AEL – setzte es in den letzten beiden Spielen deftige 0:4-Niederlagen. Während jene in Villarreal noch entschuldbar war, kostete die Klatsche beim Tabellen-Vierten Nea Salamina dem Trainer den Kopf. Christakis Christoforou wurde am 8.10. trotz Platz 2 in Liga und EL entlassen und eine Woche später durch Ioan Andone ersetzt.

Neuer Trainer mit großer Erfahrung

Der 54jährige Rumäne steuert in seiner 21jährigen Trainerkarriere nunmehr schon seine 20. Station an. Länger als 2 ½ Jahre am Stück war der einst kompromisslose Verteidiger noch nie bei einem Verein als Trainer tätig. Seine größten Erfolge feierte er in der Heimat, wo er CFR Cluj und Dinamo Bukarest zu 3 Meistertiteln und 4 Pokalsiegen führte. In Zypern gab er bereits 2006 ein 1jähriges Gastspiel bei Omonia Nikosia. Noch vor Dienstantritt am Montag besuchte Andone am Samstag die HDI Arena und sah dort einen „starken Gegner“. Auf der Eingangspressekonferenz kündigte er nicht ganz überraschend eine eher defensive Ausrichtung für das Spiel am Donnerstag an, wobei er keine allzu großen Änderungen vornehmen und im 4-4-2 oder 4-2-3-1 verbleiben möchte – also den Spielsystemen, die auch sein Vorgänger zumeist gepflegt hat. Die Spiele der Europa League sind für Andone ohnehin nur sekundär. Als wichtiger wertet er den Liga-Wettbewerb, wo er die Meisterschaft als Saisonziel ausgegeben hat.

Welche Änderungen der neue Coach vornehmen wird, ist schwer zu prognostizieren. In jedem Fall kann er auf eine ausgeruhte Mannschaft setzen, die seit dem 6.10. kein Pflichtspiel mehr zu absolvieren hatte. Fraglich, ob es Andone gelingen wird, in der Kürze der Zeit die defensive Kompaktheit zu trainieren, die in Mönchengladbach benötigt wird. Aus der zypriotischen Liga ist es Apollon jedenfalls nicht gewohnt, als absoluter Underdog in eine Partie zu gehen und auch in Europa lagen ihre Stärken zuletzt eher in der Offensive, mit deutlichen Mängeln im Abwehrverbund.

Viel Erfahrung, aber überschaubare Klasse in der Defensive

Im Tor steht seit 2012 der Portugiese Bruno Vale, der weitgehend zuverlässig, aber international mittelmäßig agiert. Beim 1:0-Erfolg über Kasachstan gab er im August 2003 ebenso sein Länderspieldebüt für Portugal wie ein gewisser Cristiano Ronaldo. Während letzterer eine halbwegs ansprechende Karriere folgen ließ, blieb Vale bei diesem einen Länderspiel bis heute stehen.

Vor Vale steht eine Viererkette, die innen mit dem erfahrenen Portugiesen Joao Paulo Andrade (33) und Urgestein Giorgos Merkis (30) besetzt wird. Letzterer ist seit 2001 im Verein und Abwehrchef bei Apollon wie auch in der Nationalelf.

Der deutlich jüngere Rechtsverteidiger Marios Stylianou absolvierte zuletzt beim 1:2 gegen Israel ein unglückliches 2. Länderspiel für Zypern. An beiden Gegentoren nicht unschuldig wurde er zur Halbzeit ausgewechselt. Er ist defensiver ausgerichtet als Bertrand Robert auf links. Der 30jährige Franzose, der sich trotz 61 Spielen nie so recht in der Ligue1 durchsetzen konnte, kommt ursprünglich aus dem Mittelfeld und versucht daher, sich gelegentlich nach vorne einzuschalten. Fraglich allerdings, ob er dazu in Gladbach eine Gelegenheit bekommt, ohne Hahn, Herrmann oder Hazard allzu viele Freiräume zu gestatten. Möglich, dass der neue Trainer daher lieber den defensiver agierenden Giorgos Vasiliou in die Viererkette beordert.

Interessante Mischung im Mittelfeld

Das defensive Mittelfeld wurde zuletzt meist von Marcos Gullón (25) und Rachid Hamdani (29) besetzt. Der Spanier kommt aus der Jugend von Villarreal und musste ausgerechnet dort gelb-rot-gesperrt aussetzen. Gut möglich, dass dies das 0:4 begünstigte, denn Gullón kann als Schlüsselspieler auf der 6 angesehen werden, der das Spiel bei gutem Verlauf an sich ziehen kann. Genau wie Hamdani, der in Frankreich einst überwiegend in der Ligue 2 spielte und 2 Länderspiele für Marokko vorweisen kann, scheint sein überschaubares Talent für den ganz großen Durchbruch aber nicht zu reichen. Nicolae Grigore ist ein weiterer Kandidat fürs defensive Mittelfeld, der sich am meisten über den Trainerwechsel gefreut haben dürfte. Bei seinem Landsmann könnte der 4fache rumänische Nationalspieler  wieder größere Einsatzchancen haben, nachdem er zuletzt meist auf der Bank saß.

Ganz anders ist die Rolle von Camel Meriem, der sich immerhin UEFA-Cup-Sieger (2004 mit Olympique Marseille) nennen darf. Der mittlerweile 35jährige komplettiert die Mittelachse im zentralen offensiven Mittelfeld, kann aber bei Bedarf auch in defensiver Rolle als eine Art Mini-Xabi Alonso aushelfen, wenngleich auf etwas überschaubarerem Niveau.

Im rechten offensiven Mittelfeld kämpfen vornehmlich der Grieche Fotios Papoulis und der Brasilianer Thuram um ihren Platz im Team, wobei beide gleichermaßen als zentrale Sturmspitze einsetzbar sind. Papoulis ist torgefährlich und ein vorzüglicher Konterspieler und dürfte somit bessere Aussichten auf einen Startelfeinsatz im Borussia-Park haben.

Links außen sollte Gaston Maximilano Sangoy weiter unumstritten sein. Immerhin war der Argentinier noch bis 2013 recht erfolgreich in der spanischen Primera Division bei Sporting Gijon aktiv und wurde zudem im Vorjahr in seiner ersten Saison für Apollon Torschützenkönig der zypriotischen Liga. In der aktuellen Saison blieb der 29jährige bislang aber mit erst 2 Treffern noch unter seinen Möglichkeiten.

Große Auswahl im Angriff

Im Angriff kam bisher Jan Rezek zu den meisten Einsätzen. Auch der tschechische Neuzugang ist ein vorzüglicher Konterspieler, der mit seinen 32 Jahren und 21 Länderspielen (4 Tore) über einen großen Erfahrungsschatz verfügt. Wie so viele Offensivakteure bei Apollon ist er vielseitig einsetzbar und kann sich in einem 4-4-2 auch neben einem weiteren Zentrumsstürmer nach hinten fallen lassen.

Bester Torschütze dieser Saison ist bislang Hugo Lopez, obwohl dieser oftmals nur von der Bank kommt. 3 Tore in der zypriotischen First Division und eins in Moskau stehen für ihn zu Buche. Er wird ebenso hoffen, vom Trainerwechsel zu profitieren, wie der bullige Ivorer Abraham Gneki-Guié.

Der interessanteste Spieler der Zyprer wird vermutlich für Donnerstag kein Thema sein. Der höchst talentierte Fabrice Olinga hat sich nämlich bis heute noch nicht damit angefreundet, vom FC Malaga nach Zypern ausgeliehen zu sein und ficht den geschlossenen Vertrag an. Die Reise nach Mönchengladbach wird der 18jährige aber etwas überraschend mitmachen. Sollte es dem neuen Trainer gelungen sein, ihn von einer Perspektive in Zypern zu überzeugen, könnte es ein unverhofftes Debüt geben. Immerhin handelt es sich beim 18jährigen Kameruner um den einzigen WM-Teilnehmer von Apollon, der in Brasilien jedoch von Volker Finke nicht eingesetzt wurde. Auf 8 Länderspiele bringt er es in seinen jungen Jahren bereits, da er schon mit 16 Jahren in Spanien auf sich aufmerksam machte. Mit seinem ersten Treffer für Malaga wurde er sogleich zum jüngsten Torschützen in der Geschichte der Primera Division. Mehr als talentierte Ansätze kann er bislang aber noch nicht vorweisen, weswegen die Spanier ihn jetzt bereits zum zweiten Mal verliehen haben. Im Vorjahr war der schnelle, technisch-beschlagene Olinga für ein halbes Jahr Teamkollege von Thorgan Hazard bei Zulte Waregem.

Borussia: Sommer – Korb, Stranzl, Jantschke, Wendt – Hazard, Nordtveit, Xhaka, Johnson – Raffael, Kruse

Limassol: Vale – Stylianou, Merkis, Paulo, Vasiliou – Gullon, Hamdani – Papoulis, Meriem, Sangoy – Rezek

Seitenwahl-Tipps

Michael Heinen: „Wer glaubt, es würde wieder so leicht wie gegen Sarajevo, der könnte böse überrascht werden. Borussia wird mit voller Konzentration spielen müssen, um am Ende dann doch standesgemäß 4:1 zu gewinnen.“

Christoph Clausen: „Eine nicht unwesentlich durchrotierte Borussia fährt mit einem 2:0 den ersten Sieg der Europa League Saison ein.“

Christian Spoo: „Trotz diverser Wechsel innerhalb der Mannschaft kann Borussia gegen die Zyprer gewinnen. Zwar bleiben erneut zahlreiche gute Chancen liegen, am Ende reicht es aber zu einem 2:0-Erfolg.“

Thomas Häcki: „Zäh wird es und kein Vergleich zum letzten Samstag. Am Ende stößt die Borussia mit ihrem 1:0 die Tür zu Platz 2 ein klein wenig auf.“

Christian Heimanns: „Dass es gegen Zyprioten nicht immer so läuft wie bestellt, musste Borussia vor zwei Jahren erfahren. Dennoch wird ein holpriges Spiel 2:0 gewonnen.“