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Die anstrengenden englischen Wochen mit Spielen in drei Wettbewerben hintereinander motivieren Borussia Mönchengladbach in der Hinrunde dieser Saison 2014/15 zu Bestleistungen. Nachdem erst in der Europa League gegen Limassol der erste Sieg gebucht wurde und am Sonntag die Bayern ein paar Schreckschüsse mitbekamen, zogen die Borussen am Mittwoch souverän ins Achtelfinale des DFB-Pokals ein. Es gab leichtere Lose als auswärts bei Eintracht Frankfurt, aber Mönchengladbach zog die Partie in einer so entschiedenen und fußballerisch überlegenen Weise an sich, wie sie einem Spitzenteam der Bundesliga angemessen ist.

Das Fehlen von Frankfurts Torgarantie Alex Meier spielte den Gladbachern dabei in die Karten. Allerdings musste Favre seinerseits auf den ebenfalls verletzten Granit Xhaka verzichten und änderte gleich noch dreiviertel der Offensive, darunter Spielmacher Raffael. Nur Max Kruse spielte dort gleich nach dem Sonntagsspiel weiter, obwohl auch er sich gegen Bayern förmlich zerrissen hatte. Der Kader der Mönchengladbacher stellte aber erneut unter Beweis, warum er so in der Breite besticht, weil nämlich auch die Ersatzleute überdurchschnittliche Klasse aufweisen und sich schnell ins Spiel einfinden.

Das kann man zum Beispiel von Ibrahima Traoré sagen, der vor der Saison auch nicht unbedingt als Ersatzspieler gehandelt wurde, der aber bei Konkurrenten vom Format Hahn und Herrmann eine Stollenlänge hinterher hängt, bzw sprintet. Nach seinem starken Auftritt gegen Limassol brachte er gegen Frankfurt eine Leistung, die locker mit denen der letzten Rückrunde für den VfB Stuttgart mithält, als er einer der Aktivsten war, die die Schwaben vor dem Abstieg retteten. Während Traoré in seinen ersten Spielen fast ausschließlich lange Spurts und lange Flanken zog, holt er sich die Bälle inzwischen von hinten und glänzt in engen Situationen dursch schnelle Aktionen und Pässe, ganz nach Favres Geschmack.

Bei einer solchen Aktion führte er den Ball in der 17. Minute an den Frankfurter Strafraum und als genug gegnerische Abwehrspieler ihm den Weg verbauten, spielte er den Ball zu Kruse, dieser gewohnt schnell zu Hazard, dessen Schuss Wiedwald überraschte. Im Laufe des Spiels hatte Traoré immer wieder Situationen, in denen die Frankfurter ihn nicht stoppen konnten, so dass er maßgeblich an den immer wieder herausgespielten Chancen in der ersten Halbzeit beteiligt war. In der zweiten Halbzeite ließ er sich dann die Gelegenheit nicht entgehen, seine sonst spärliche Torgefahr auszubauen und schob Dominguez´ Flanke überlegt und technisch sauber in die lange Ecke. Mit solchen Leistungen ist Favre in der angenehmen Situation, auf den Außenpositionen immer wieder durchwechseln zu können und Andre Hahn die nötigen Pausen zu geben, die dessen kraftraubende Spielweise braucht.

Das gleiche positive Fazit lässt sich bei Thorgan Hazard ziehen. Inzwischen kann man festhalten, dass Max Eberl den Kader erneut um einen Leihspieler mit Leistung bereichert hat, auch wenn die Leihe nur für ein Jahr gilt. Technisch stark, beweglich, spielfreudig sorgt Hazard immer wieder dafür, dass das Mannschaftsniveau trotz der Rotationen hoch bleibt. Der 21jährige Belgier gewöhnt sich immer besser an die Liga und besticht durch seine Vielseitigkeit auf den Flügeln oder im Zentrum, was Favre weitere Optionen für sein Durchtauschen der Mannschaft gibt. Bei den Leistungen, die Hazard inzwischen zeigt, wird es immer weniger wahrscheinlich, dass der FC Chelsea eine mögliche Anfrage von Borussia um eine Verlängerung der Leihe oder gar einen Kauf positiv sehen würde. Eher dürfte zur nächsten Saison ein Wechsel in die Premiere League anstehen.

Auch Alvaro Dominguez gab als linker Verteidiger eine richtig starke Partie zum Besten, mit vielen gelungenen Aktionen in der Offensive. Die Position ist dem Spanier ohnehin nicht fremd und inzwischen wirkt er dort wie die eindeutig stärkste Option zwischen ihm, Wendt und Daems. Wenn man nach diesem Spiel überhaupt ein bisschen Schatten sehen will, dann bei Branimir Hrgota. Der Stürmer hat es schwer, sich ins schnelle Passspiel in der Offensive einzufinden, seine Stärke liegt im Abschluss. Wenn er kein Tor macht, sieht es bei allem Bemühen leicht nach einer schlechten Partie von ihm aus. Der junge Schwede hat noch einiges an Luft nach oben.

Zweiter in der Bundesliga und, laut Marcel Reif, "endlich ein Gegner für die Bayern", sowie im Achtelfinale im Pokal (auch wenn mit so Kalibern wie Aalen, Bielefeld, Offenbach und Köln). Ist Borussia Mönchengladbach im Herbst 2014 tatsächlich eine Spitzenmannschaft? Nachdem anfangs mit Sympathie zur Kenntnis genommen wurde, dass es die Fohlen waren, die die Schwächephasen von Dortmund, Leverkusen und Schalke zum Höhenflug ausnutzten, so wird inzwischen immer klarer, dass das nicht nur an fremder Schwäche sondern an eigener Stärke liegt. Die Befürchtung, der Abgang von Arango könnte das Team schwächen, ist überraschend schnell und klar vom Tisch. Die Möglichkeit, mit Kruse und Hrgota zuwenig Stürmer zu haben, wirkt sich auch nicht böse aus, ebensowenig wie das Alter von Stranzl und Brouwers. Im Gegenteil, der Österreicher hat wohl noch nie so gut für Borussia gespielt wie in diesen Tagen.

Nicht einmal der Weggang von ter Stegen führt noch zu Albträumen, trotz dessen Weltklasse-Rückrunde. Inzwischen gehen die Feldspieler bei Standards wieder mehr in die Kopfbälle, wo früher ter Stegens Fäuste drohten, so dass Yann Sommer sich größtenteils auf seine Stärken auf der Linie und mit dem Ball am Fuß konzentrieren kann. Und dort zeigt er nun kontinuierlich, warum Eberl und Favre ihn geholt haben, denn Sommers Reflexe und Bewegungsgeschwindigkeit sind einsame Klasse.
Spitzenteam? Langsam muss man es glauben. Das Spiel in Frankfurt war dabei ein ebenso starkes Indiz wie zuvor das weithin beachtete Spiel gegen Bayern. Aber trotz der starken Leistung gegen den Universumsrekordmeister ist es natürlich so, dass gegen die Bayern jede Mannschaft ihre stärkste Leistung rausholt. Was die Borussen gegen Frankfurt gezeigt haben, deutet auf eine andere Stärke im mentalen Bereich hin, nämlich die Konzentration auch nach einem stellaren Großereignis hochhalten zu können. Das Spiel gegen Bayern und die bundesweite und internationale Aufmerksamkeit daraus verdrängen zu können und dem nächsten Gegner wieder alle Aufmerksamkeit zu schenken, dazu einen gestandenen Bundesligisten locker auszuspielen, während mit Raffael der beste Spieler und dazu noch ein paar weitere auf der Bank sitzen.

Wem so etwas gelingt, der muss sich wohl mit der Realität abfinden und sich einfach mal als Spitzenmannschaft betrachten. Und diese Tatsache den nächsten Gegner auch beibringen.