Drei Spielzeiten, drei Trainer. Borussia ist wieder zur Verschleißmaschine geworden. Wie schon vor Jahresfrist Adi Hütter hat auch Daniel Farke nur ein Jahr gebraucht, um sich um den Job zu trainieren. Hieß es im letzten Jahr noch „Die Spatzen pfiffen es schon von den Dächern“, als der Verein sich wenig überraschend vom Trainer trennte, muss es diesmal „Die Fans pfiffen es schon von den Tribünen“ heißen. Das gellende Pfeifkonzert, das gleich bei zwei Heimspielen in Folge erklang, als Stadionspreecher Torsten Knippertz die Fans zum Deklamieren des Trainernamens anszustiften versuchte, ließ eigentlich keinen Zweifel mehr zu: Daniel Farke war in Mönchengladbach verbrannt. Ein „Weiter so“ mit diesem Trainer wäre einem großen Teil der Anhängerschaft nicht zu vermitteln gewesen. 

In das Horn der verbliebenen Farke-Freunde zu stoßen, und zu beklagen, der Verein habe den Trainer auf dem Altar des Pöbels geopfert, wäre zu einfach und ginge an der Sache vorbei. Es gab nach knapp zwölf Monaten Farke schlicht zu wenig sachliche Gründe, mit diesem Trainer weiterzumachen. Eigentlich gab es keine, abgesehen von der Abfindung, die Borussia Farke und seinen drei Assistenten nun wird überweisen müssen. 

Wenn man es kurz und knackig will, kann man sagen, dass Daniel Farke an einem Mix aus fehlenden Resultaten und schlecht gewählten Worten gescheitert ist. Zu den Resultaten ist nicht viel mehr zu sagen, als dass Borussia die schlechteste Punkteausbeute seit 12 Jahren vorzuweisen hat. Dass das für Platz 10 und damit denselben wie vor einem Jahr reichte, liegt nicht an Farke sondern an der allgemeinen Schwäche der Bundesligisten in der unteren Tabellenhälfte. 

Zu Daniel Farkes beklagenswerter Öffentlichkeitsarbeit haben wir uns vor dem Leverkusen-Spiel zuletzt ausführlich geäußert. Der Einfachheit halber zitieren wir uns an dieser Stelle einfach selbst: 

„Es ist angenehm, dass Farke seine Neigung zur Logorrhoe in dieser für ihn nicht einfachen Zeit im Griff zu haben scheint. Denn er sollte aus seinem ersten und möglicherweise einzigen Jahr in der Bundesliga gelernt haben, dass man der Worte auch zu viele machen kann. Je mehr man redet, desto schwieriger ist es, die Regel „Walk it like you talk it“ einzuhalten, zumal wenn sich die Konsistenz des Gesagten im Laufe einer Saison zunehmend auflöst. Durch seine wortreiche Präsentation beim Amtsantritt und seine Selbstdarstellung als Konzepttrainer hat Farke seinerzeit große Hoffnungen geweckt, auch eine positive Stimmung ausgelöst. Gleichzeitig hat er aber die Latte für sich selbst und die Mannschaft in einer Höhe aufgelegt, die zu überwinden selbst in einer besseren Saison schwierig geworden wäre. Über die Wirkung seiner zahlreichen späteren Worte ist viel gesagt. Der „Wissense“-Monolog aus der Hinrunde war für die einen noch Zeichen intellektueller Tiefe, für weitere zumindest „kultig“ im Sinne der Trapattoni-Schule der skurrilen Pressekonferenzen, für andere aber schon schlicht unerträgliches Geschwätz. Spätere Einlassungen Farkes ließen zunehmend den Eindruck entstehen, dass da jemand mit vielen Worten zu verschleiern versucht, dass er den Laden einfach nicht im Griff hat. Unter dem Strich hätte es womöglich bei ähnlichem Saisonverlauf deutlich weniger Kritik am Trainer und erst recht kein Pfeifkonzert bei der Mannschaftsvorstellung gegeben, wenn Farke schlicht weniger geredet hätte. Farke hat uns zu Beginn etwas verkauft, das er gar nicht im Angebot hatte. Später war er dann nicht mehr in der Lage, das was er stattdessen hatte, vernünftig zu verkaufen.“

Machen wir einen Strich unter die kurze Farke-Zeit, haken wird die unerfreuliche Saison endgültig ab und schauen wir nach vorn!

Noch wissen wir nicht, wer neuer Trainer von Borussia wird. Dem Vernehmen nach ist Eugen Polanski aus dem Rennen, Ralph Hasenhüttl war nie wirklich im Rennen. Gerardo Seoane ist noch im Rennen und scheint aktuell die beste Wahl, wenn man Geld auf die Frage „wer folgt auf Farke?“ setzen möchte. Sicher sind wir uns aber nicht. Das gilt auch für das Thema „Sportdirektor“, wo es Überlegungen zu geben scheint, Roland Virkus jemanden an die Seite/vor die Nase zu stellen oder ihn so zu befördern, dass ein anderer das Tagesgeschäft übernimmt. Die Namen Schmadtke Junior und Spycher haben wir genauso vernommen, wie vermutlich jeder, der sich etwas intensiver mit Borussia beschäftigt. Was dran ist, werden wir in den kommenden Tagen sehen. Als die wahrscheinlichste Variante erscheint uns derzeit, dass Roland Virkus der Chef in einem Team mit einem Kollegen wird, der kein deutlich größeres Renommé hat, als er selbst. Klar ist: Der Sportdirektor steht unter Druck, der nächste Trainer muss passen, sonst wird der ohnehin nötige Umbruch bei Borussia noch größer ausfallen, als es den Beteiligten selbst gefallen dürfte.